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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
hier. Liebe Mamma, schick doch ja recht viele
Pfannkuchen.

Es grüßt Dich Dein treier
Sohn Willibald Stilpe.
[Abbildung]
Liebe Mamma!

Weil Du schreibst, daß ich Dir nicht geschrieben
habe, was wir nach dem Essen thun, so will ich es
schreiben. Da wird exeziert. Das ist sehr mühsam
und mit Grobheit verbunden, weil die Herren
Inspektoren so schreien müssen und sich ärgern,
wenn die Jungens alles falsch machen, was natür¬
lich ist, denn wenn man es noch nicht kann, so ist
es sehr schwer. Ich möchte lieber bei den Trom¬
lern sein, und Miokovitsch will schon dafür sorgen.
Dann werden die Kleider ausgekloppt und vorge¬
zeigt. Der Inspektor kloppt auf die Hosen, und
wenn Staub kommt, so wirds aufgeschrieben, und
wer drei Mal aufgeschrieben ist, der darf nicht
mit spielen später. Bei manchen kloppt der In¬
spektor aber leise und bei manchen derb. Dann
ist wieder Schule. Hernach aber giebts Vesperbrot

Stilpe.
hier. Liebe Mamma, ſchick doch ja recht viele
Pfannkuchen.

Es grüßt Dich Dein treier
Sohn Willibald Stilpe.
[Abbildung]
Liebe Mamma!

Weil Du ſchreibſt, daß ich Dir nicht geſchrieben
habe, was wir nach dem Eſſen thun, ſo will ich es
ſchreiben. Da wird exeziert. Das iſt ſehr mühſam
und mit Grobheit verbunden, weil die Herren
Inſpektoren ſo ſchreien müſſen und ſich ärgern,
wenn die Jungens alles falſch machen, was natür¬
lich iſt, denn wenn man es noch nicht kann, ſo iſt
es ſehr ſchwer. Ich möchte lieber bei den Trom¬
lern ſein, und Miokovitſch will ſchon dafür ſorgen.
Dann werden die Kleider ausgekloppt und vorge¬
zeigt. Der Inſpektor kloppt auf die Hoſen, und
wenn Staub kommt, ſo wirds aufgeſchrieben, und
wer drei Mal aufgeſchrieben iſt, der darf nicht
mit ſpielen ſpäter. Bei manchen kloppt der In¬
ſpektor aber leiſe und bei manchen derb. Dann
iſt wieder Schule. Hernach aber giebts Veſperbrot

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[26/0040] Stilpe. hier. Liebe Mamma, ſchick doch ja recht viele Pfannkuchen. Es grüßt Dich Dein treier Sohn Willibald Stilpe. [Abbildung] Liebe Mamma! Weil Du ſchreibſt, daß ich Dir nicht geſchrieben habe, was wir nach dem Eſſen thun, ſo will ich es ſchreiben. Da wird exeziert. Das iſt ſehr mühſam und mit Grobheit verbunden, weil die Herren Inſpektoren ſo ſchreien müſſen und ſich ärgern, wenn die Jungens alles falſch machen, was natür¬ lich iſt, denn wenn man es noch nicht kann, ſo iſt es ſehr ſchwer. Ich möchte lieber bei den Trom¬ lern ſein, und Miokovitſch will ſchon dafür ſorgen. Dann werden die Kleider ausgekloppt und vorge¬ zeigt. Der Inſpektor kloppt auf die Hoſen, und wenn Staub kommt, ſo wirds aufgeſchrieben, und wer drei Mal aufgeſchrieben iſt, der darf nicht mit ſpielen ſpäter. Bei manchen kloppt der In¬ ſpektor aber leiſe und bei manchen derb. Dann iſt wieder Schule. Hernach aber giebts Veſperbrot

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/40>, abgerufen am 25.04.2024.