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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
aufzufinden. Ich hätte euch schon früher allerlei
mitteilen können, aber ich wollte mit Thatsachen
aufwarten und nicht blos referieren, was ihr aus
den Zeitungen von damals ebensogut wißt, wie
ich, und was doch durchweg mehr oder weniger
feindliche Preßmache war.

Ich verkehre hier ab und zu mit Journalisten und
habe in dieser Gesellschaft zuweilen versucht, das
Gespräch auf Stilpe zu bringen, aber es ist mir
nicht gelungen, von dort her mehr zu vernehmen
als Äußerungen einer fertigen Verachtung, die sich
nicht zur Darlegung von Gründen herbeilassen
wollte. Stilpe gilt in diesen Kreisen einfach als
bete noire, und schon aus Korpsgeist vereinigt man
sich zu einstimmiger Verdammung des räudigen
Schafes. Nur einige geben noch zu, daß der
"Mensch" ein "starkes pamphletistisches Talent be¬
sessen habe", aber auch sie fügen die Bemerkung
daran, daß er "nicht einmal für einen Schmäh¬
schreiber genug Charakter besitze". Den Momus-
Krach stellen sie als wohlverdiente Strafe hin 1) für
die Frivolität, die das Gepräge dieser ganzen
Gründung gewesen sei und 2) für das "ans
Gaunerhafte grenzende Gebahren, das Stilpe in
der ganzen Angelegenheit gezeigt haben soll und

Stilpe.
aufzufinden. Ich hätte euch ſchon früher allerlei
mitteilen können, aber ich wollte mit Thatſachen
aufwarten und nicht blos referieren, was ihr aus
den Zeitungen von damals ebenſogut wißt, wie
ich, und was doch durchweg mehr oder weniger
feindliche Preßmache war.

Ich verkehre hier ab und zu mit Journaliſten und
habe in dieſer Geſellſchaft zuweilen verſucht, das
Geſpräch auf Stilpe zu bringen, aber es iſt mir
nicht gelungen, von dort her mehr zu vernehmen
als Äußerungen einer fertigen Verachtung, die ſich
nicht zur Darlegung von Gründen herbeilaſſen
wollte. Stilpe gilt in dieſen Kreiſen einfach als
bête noire, und ſchon aus Korpsgeiſt vereinigt man
ſich zu einſtimmiger Verdammung des räudigen
Schafes. Nur einige geben noch zu, daß der
„Menſch“ ein „ſtarkes pamphletiſtiſches Talent be¬
ſeſſen habe“, aber auch ſie fügen die Bemerkung
daran, daß er „nicht einmal für einen Schmäh¬
ſchreiber genug Charakter beſitze“. Den Momus-
Krach ſtellen ſie als wohlverdiente Strafe hin 1) für
die Frivolität, die das Gepräge dieſer ganzen
Gründung geweſen ſei und 2) für das „ans
Gaunerhafte grenzende Gebahren, das Stilpe in
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[384/0398] Stilpe. aufzufinden. Ich hätte euch ſchon früher allerlei mitteilen können, aber ich wollte mit Thatſachen aufwarten und nicht blos referieren, was ihr aus den Zeitungen von damals ebenſogut wißt, wie ich, und was doch durchweg mehr oder weniger feindliche Preßmache war. Ich verkehre hier ab und zu mit Journaliſten und habe in dieſer Geſellſchaft zuweilen verſucht, das Geſpräch auf Stilpe zu bringen, aber es iſt mir nicht gelungen, von dort her mehr zu vernehmen als Äußerungen einer fertigen Verachtung, die ſich nicht zur Darlegung von Gründen herbeilaſſen wollte. Stilpe gilt in dieſen Kreiſen einfach als bête noire, und ſchon aus Korpsgeiſt vereinigt man ſich zu einſtimmiger Verdammung des räudigen Schafes. Nur einige geben noch zu, daß der „Menſch“ ein „ſtarkes pamphletiſtiſches Talent be¬ ſeſſen habe“, aber auch ſie fügen die Bemerkung daran, daß er „nicht einmal für einen Schmäh¬ ſchreiber genug Charakter beſitze“. Den Momus- Krach ſtellen ſie als wohlverdiente Strafe hin 1) für die Frivolität, die das Gepräge dieſer ganzen Gründung geweſen ſei und 2) für das „ans Gaunerhafte grenzende Gebahren, das Stilpe in der ganzen Angelegenheit gezeigt haben ſoll und

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/398>, abgerufen am 22.11.2024.