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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
damit einverstanden, nur waren die bis jetzt von
ihnen vorgelegten poetischen Erzeugnisse nach seiner
Meinung noch nicht momusreif.

-- Druckreif und momusreif ist ein Unterschied,
meine Süßen! Ihr seid noch nicht auf der Höhe
des Brettls, ihr seid noch zu papieren! rief er ihnen
immer wieder zu.

Übrigens entschied er nicht allein darüber;
Martha die Muse hatte das Hauptwort dabei.

Wie er mitten im vergnügtesten Correspondieren
war, trat sie ein:

-- Na, haben wir endlich ein paar Dichter?

-- Nee, ich glaube nicht. Wir müssen den
Stil erst erfinden. Entweder fehlt ihnen der Mut
oder der Geschmack zum Gassenhauer. Blos der
Zungenschnalzer hat ein paar gute Sachen produ¬
ziert, und das Schönste ist, daß er sie auch selber
singen kann. Er ist überhaupt unbezahlbar, und
ich werde ihn zum Conrektor des Momus ernennen.
Er kann direkt Alles, nur muß man ihn eigentlich
erst ein bischen kastrieren. Himmelschreiend diese
Erotik! Die vier Tanzmädchen hat er schon voll¬
ständig verdorben, und sie wollen nun schon gar
nichts mehr anziehn. Er übt jetzt ein Literatur¬
ballet mit ihnen ein und ist schon bei den Roman¬

Stilpe.
damit einverſtanden, nur waren die bis jetzt von
ihnen vorgelegten poetiſchen Erzeugniſſe nach ſeiner
Meinung noch nicht momusreif.

— Druckreif und momusreif iſt ein Unterſchied,
meine Süßen! Ihr ſeid noch nicht auf der Höhe
des Brettls, ihr ſeid noch zu papieren! rief er ihnen
immer wieder zu.

Übrigens entſchied er nicht allein darüber;
Martha die Muſe hatte das Hauptwort dabei.

Wie er mitten im vergnügteſten Correſpondieren
war, trat ſie ein:

— Na, haben wir endlich ein paar Dichter?

— Nee, ich glaube nicht. Wir müſſen den
Stil erſt erfinden. Entweder fehlt ihnen der Mut
oder der Geſchmack zum Gaſſenhauer. Blos der
Zungenſchnalzer hat ein paar gute Sachen produ¬
ziert, und das Schönſte iſt, daß er ſie auch ſelber
ſingen kann. Er iſt überhaupt unbezahlbar, und
ich werde ihn zum Conrektor des Momus ernennen.
Er kann direkt Alles, nur muß man ihn eigentlich
erſt ein bischen kaſtrieren. Himmelſchreiend dieſe
Erotik! Die vier Tanzmädchen hat er ſchon voll¬
ſtändig verdorben, und ſie wollen nun ſchon gar
nichts mehr anziehn. Er übt jetzt ein Literatur¬
ballet mit ihnen ein und iſt ſchon bei den Roman¬

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[366/0380] Stilpe. damit einverſtanden, nur waren die bis jetzt von ihnen vorgelegten poetiſchen Erzeugniſſe nach ſeiner Meinung noch nicht momusreif. — Druckreif und momusreif iſt ein Unterſchied, meine Süßen! Ihr ſeid noch nicht auf der Höhe des Brettls, ihr ſeid noch zu papieren! rief er ihnen immer wieder zu. Übrigens entſchied er nicht allein darüber; Martha die Muſe hatte das Hauptwort dabei. Wie er mitten im vergnügteſten Correſpondieren war, trat ſie ein: — Na, haben wir endlich ein paar Dichter? — Nee, ich glaube nicht. Wir müſſen den Stil erſt erfinden. Entweder fehlt ihnen der Mut oder der Geſchmack zum Gaſſenhauer. Blos der Zungenſchnalzer hat ein paar gute Sachen produ¬ ziert, und das Schönſte iſt, daß er ſie auch ſelber ſingen kann. Er iſt überhaupt unbezahlbar, und ich werde ihn zum Conrektor des Momus ernennen. Er kann direkt Alles, nur muß man ihn eigentlich erſt ein bischen kaſtrieren. Himmelſchreiend dieſe Erotik! Die vier Tanzmädchen hat er ſchon voll¬ ſtändig verdorben, und ſie wollen nun ſchon gar nichts mehr anziehn. Er übt jetzt ein Literatur¬ ballet mit ihnen ein und iſt ſchon bei den Roman¬

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/380>, abgerufen am 22.11.2024.