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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
stalt im weitesten Sinne, als Trägerin und Ver¬
körperung all der heute so üppig sich entfaltenden
Richtungen in den Künsten, als Schaubühne des
Schönen für Auge, Ohr und Gemüt, und Sie
werden sehen, daß Sie sich an einer wahrhaft
kulturellen und zugleich eminent praktischen That
beteiligt haben!

Mit dieser Anrichtung seiner Ideen für den
Geschmack von Leuten, die in Kunst spekulieren
wollten, hatte er umsomehr Erfolg, als er sich
gleichzeitig den Anschein des vorsichtig bedachten
Geschäftsmannes zu geben wußte, der es fürs Erste
ablehnte, ein Rieseninstitut ins Leben zu rufen. Ganz
von selbst werde sich aus bescheidenen Anfängen das
große Etablissement der Zukunftsbühne entwickeln.

Sein bekannter Name, mit dem sich die Em¬
pfindung von "geistreicher Schriftsteller" verband,
that das Übrige dazu, auch wirkte es besonders
überzeugend, daß er selbst als Erster fünftausend
Mark allein zeichnete. So erfolgte die Gründung
der Gesellschaft schnell, und er erhielt einen Kon¬
trakt als artistischer Direktor mit vollkommener
Selbständigkeit.

Da er so klug war, bei den ersten Ankündigungen
des entstehenden Unternehmens seinen Namen, ob¬

Stilpe.
ſtalt im weiteſten Sinne, als Trägerin und Ver¬
körperung all der heute ſo üppig ſich entfaltenden
Richtungen in den Künſten, als Schaubühne des
Schönen für Auge, Ohr und Gemüt, und Sie
werden ſehen, daß Sie ſich an einer wahrhaft
kulturellen und zugleich eminent praktiſchen That
beteiligt haben!

Mit dieſer Anrichtung ſeiner Ideen für den
Geſchmack von Leuten, die in Kunſt ſpekulieren
wollten, hatte er umſomehr Erfolg, als er ſich
gleichzeitig den Anſchein des vorſichtig bedachten
Geſchäftsmannes zu geben wußte, der es fürs Erſte
ablehnte, ein Rieſeninſtitut ins Leben zu rufen. Ganz
von ſelbſt werde ſich aus beſcheidenen Anfängen das
große Etabliſſement der Zukunftsbühne entwickeln.

Sein bekannter Name, mit dem ſich die Em¬
pfindung von „geiſtreicher Schriftſteller“ verband,
that das Übrige dazu, auch wirkte es beſonders
überzeugend, daß er ſelbſt als Erſter fünftauſend
Mark allein zeichnete. So erfolgte die Gründung
der Geſellſchaft ſchnell, und er erhielt einen Kon¬
trakt als artiſtiſcher Direktor mit vollkommener
Selbſtändigkeit.

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[362/0376] Stilpe. ſtalt im weiteſten Sinne, als Trägerin und Ver¬ körperung all der heute ſo üppig ſich entfaltenden Richtungen in den Künſten, als Schaubühne des Schönen für Auge, Ohr und Gemüt, und Sie werden ſehen, daß Sie ſich an einer wahrhaft kulturellen und zugleich eminent praktiſchen That beteiligt haben! Mit dieſer Anrichtung ſeiner Ideen für den Geſchmack von Leuten, die in Kunſt ſpekulieren wollten, hatte er umſomehr Erfolg, als er ſich gleichzeitig den Anſchein des vorſichtig bedachten Geſchäftsmannes zu geben wußte, der es fürs Erſte ablehnte, ein Rieſeninſtitut ins Leben zu rufen. Ganz von ſelbſt werde ſich aus beſcheidenen Anfängen das große Etabliſſement der Zukunftsbühne entwickeln. Sein bekannter Name, mit dem ſich die Em¬ pfindung von „geiſtreicher Schriftſteller“ verband, that das Übrige dazu, auch wirkte es beſonders überzeugend, daß er ſelbſt als Erſter fünftauſend Mark allein zeichnete. So erfolgte die Gründung der Geſellſchaft ſchnell, und er erhielt einen Kon¬ trakt als artiſtiſcher Direktor mit vollkommener Selbſtändigkeit. Da er ſo klug war, bei den erſten Ankündigungen des entſtehenden Unternehmens ſeinen Namen, ob¬

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/376>, abgerufen am 22.11.2024.