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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Erstes Buch, drittes Kapitel.
Aufstehn! Aufstehn! Die erste Abteilung sich da
zuhalten! Die erste Abteilung sind nämlich die
Battlinge. Wir springen nun schnell aus den
Betten raus und rennen in den Stiefelwichssaal
und wichsen unsre Stiefel an den Beinen ohne
Ausziehn sehr blank. Dann rennen wir in den
Waschsaal, wo jeder sein Waschbecken hat, aber
nicht aus Borzelan, sondern zum Umkippen aus
Blech. Die Herren Inspektoren passen auf, daß
wir die Hemden runterziehn und nicht so spritzen.
Das Wasser ist wie Eis, und die Seife hat jeder
in einem Schiebekasten bei sich, wo sich auch der
Waschlappen und die Kämme aufhalten. Dann
rennt jeder in den Kammsaal und kämmt seine
Haare. Ich hab einen Scheitel machen missen
links aber ohne Bomade, mit Wasser. Wenn
Einer Läuse hat, so nennen sie ihn Lausewenzel.
Es kommt beim Haareschneiden raus und ist eine
große Schande und wird mit Essiig gewaschen.
Ich dachte schon, ich hätte welche, weil michs immer
picken that, aber ich hatte keine. Mein Freund
Rammer hat mal welche gehabt, aber dann hat er
beim Haareschneiden immer gebetet Lieber Gott
gieb das ich keine Läuse hab, und dann hat er
keine mer gehabt.

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Erſtes Buch, drittes Kapitel.
Aufſtehn! Aufſtehn! Die erſte Abteilung ſich da
zuhalten! Die erſte Abteilung ſind nämlich die
Battlinge. Wir ſpringen nun ſchnell aus den
Betten raus und rennen in den Stiefelwichsſaal
und wichſen unſre Stiefel an den Beinen ohne
Ausziehn ſehr blank. Dann rennen wir in den
Waſchſaal, wo jeder ſein Waſchbecken hat, aber
nicht aus Borzelan, ſondern zum Umkippen aus
Blech. Die Herren Inſpektoren paſſen auf, daß
wir die Hemden runterziehn und nicht ſo ſpritzen.
Das Waſſer iſt wie Eis, und die Seife hat jeder
in einem Schiebekaſten bei ſich, wo ſich auch der
Waſchlappen und die Kämme aufhalten. Dann
rennt jeder in den Kammſaal und kämmt ſeine
Haare. Ich hab einen Scheitel machen miſſen
links aber ohne Bomade, mit Waſſer. Wenn
Einer Läuſe hat, ſo nennen ſie ihn Lauſewenzel.
Es kommt beim Haareſchneiden raus und iſt eine
große Schande und wird mit Eſſiig gewaſchen.
Ich dachte ſchon, ich hätte welche, weil michs immer
picken that, aber ich hatte keine. Mein Freund
Rammer hat mal welche gehabt, aber dann hat er
beim Haareſchneiden immer gebetet Lieber Gott
gieb das ich keine Läuſe hab, und dann hat er
keine mer gehabt.

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[19/0033] Erſtes Buch, drittes Kapitel. Aufſtehn! Aufſtehn! Die erſte Abteilung ſich da zuhalten! Die erſte Abteilung ſind nämlich die Battlinge. Wir ſpringen nun ſchnell aus den Betten raus und rennen in den Stiefelwichsſaal und wichſen unſre Stiefel an den Beinen ohne Ausziehn ſehr blank. Dann rennen wir in den Waſchſaal, wo jeder ſein Waſchbecken hat, aber nicht aus Borzelan, ſondern zum Umkippen aus Blech. Die Herren Inſpektoren paſſen auf, daß wir die Hemden runterziehn und nicht ſo ſpritzen. Das Waſſer iſt wie Eis, und die Seife hat jeder in einem Schiebekaſten bei ſich, wo ſich auch der Waſchlappen und die Kämme aufhalten. Dann rennt jeder in den Kammſaal und kämmt ſeine Haare. Ich hab einen Scheitel machen miſſen links aber ohne Bomade, mit Waſſer. Wenn Einer Läuſe hat, ſo nennen ſie ihn Lauſewenzel. Es kommt beim Haareſchneiden raus und iſt eine große Schande und wird mit Eſſiig gewaſchen. Ich dachte ſchon, ich hätte welche, weil michs immer picken that, aber ich hatte keine. Mein Freund Rammer hat mal welche gehabt, aber dann hat er beim Haareſchneiden immer gebetet Lieber Gott gieb das ich keine Läuſe hab, und dann hat er keine mer gehabt. 2*

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/33>, abgerufen am 29.03.2024.