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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Der Lyriker machte noch eine Verbeugung und
wollte etwas sagen, aber da war der Herr mit
dem schwarzen Klemmerbande schon weiter ge¬
gangen. An einem Ecktisch, wo der Kellner bereits
den Absinth filterte, ließ er sich nieder.

-- Wer war denn das? fragte eifrig der
Dramatiker.

-- Kennst Du denn den nicht! antwortete er¬
staunt der Lyriker: Stilpe!

-- Was? Den Kerl grüßt Du? Dem schickst
Du Deine Bücher? Das ist ja der infamste Hund,
der je kritisch gebellt hat!

-- Schrei doch nicht so! Mit dem ist Freund¬
schaft besser als Feindschaft. Übrigens hat er wirk¬
lich Geist.

-- Ach was: Geist! Ein Molch ist er! Eine
niederträchtige Bestie! Ein impotenter Neidbold,
der sich einbildet, mit Schnoddrigkeit alles totmachen
zu können. Die Reitpeitsche gehört ihm! Eine
Witzwanze ist er!

-- Was hat er Dir denn gethan?

-- Mir wird er erst noch was thun, aber ich
hasse ihn schon vorher. Dieses Gezücht muß aus¬
gerottet werden, Du hast es ja vorhin selber
gesagt!

Stilpe.

Der Lyriker machte noch eine Verbeugung und
wollte etwas ſagen, aber da war der Herr mit
dem ſchwarzen Klemmerbande ſchon weiter ge¬
gangen. An einem Ecktiſch, wo der Kellner bereits
den Abſinth filterte, ließ er ſich nieder.

— Wer war denn das? fragte eifrig der
Dramatiker.

— Kennſt Du denn den nicht! antwortete er¬
ſtaunt der Lyriker: Stilpe!

— Was? Den Kerl grüßt Du? Dem ſchickſt
Du Deine Bücher? Das iſt ja der infamſte Hund,
der je kritiſch gebellt hat!

— Schrei doch nicht ſo! Mit dem iſt Freund¬
ſchaft beſſer als Feindſchaft. Übrigens hat er wirk¬
lich Geiſt.

— Ach was: Geiſt! Ein Molch iſt er! Eine
niederträchtige Beſtie! Ein impotenter Neidbold,
der ſich einbildet, mit Schnoddrigkeit alles totmachen
zu können. Die Reitpeitſche gehört ihm! Eine
Witzwanze iſt er!

— Was hat er Dir denn gethan?

— Mir wird er erſt noch was thun, aber ich
haſſe ihn ſchon vorher. Dieſes Gezücht muß aus¬
gerottet werden, Du haſt es ja vorhin ſelber
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[302/0316] Stilpe. Der Lyriker machte noch eine Verbeugung und wollte etwas ſagen, aber da war der Herr mit dem ſchwarzen Klemmerbande ſchon weiter ge¬ gangen. An einem Ecktiſch, wo der Kellner bereits den Abſinth filterte, ließ er ſich nieder. — Wer war denn das? fragte eifrig der Dramatiker. — Kennſt Du denn den nicht! antwortete er¬ ſtaunt der Lyriker: Stilpe! — Was? Den Kerl grüßt Du? Dem ſchickſt Du Deine Bücher? Das iſt ja der infamſte Hund, der je kritiſch gebellt hat! — Schrei doch nicht ſo! Mit dem iſt Freund¬ ſchaft beſſer als Feindſchaft. Übrigens hat er wirk¬ lich Geiſt. — Ach was: Geiſt! Ein Molch iſt er! Eine niederträchtige Beſtie! Ein impotenter Neidbold, der ſich einbildet, mit Schnoddrigkeit alles totmachen zu können. Die Reitpeitſche gehört ihm! Eine Witzwanze iſt er! — Was hat er Dir denn gethan? — Mir wird er erſt noch was thun, aber ich haſſe ihn ſchon vorher. Dieſes Gezücht muß aus¬ gerottet werden, Du haſt es ja vorhin ſelber geſagt!

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/316>, abgerufen am 22.11.2024.