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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Drittes Buch, drittes Kapitel.
Gleiche. Aber der Quetschdiskant des kleinen August
dominierte deutlich. Allen Mädchen gleichzeitig
galante Komplimente zu sagen, aber zugleich die
jungen Herren mit Grobheiten zu regalieren, schien
sein Programm zu sein. Die andern spielten nur
ihr Instrument, er, der Kapellmeister, beherrschte
die Partitur. Es war wirklich eine Leistung. Gir¬
linger, neben Herrn Lehmann der einzig Schwei¬
gende, duckte sich unwillkürlich etwas in diesem
Gestöber von Worten.

Da erhob sich Stilpe mit der gelassenen Ele¬
ganz eines Hofmarschalls und sprach:

-- Mädchen und Freunde! Der Wohllaut eurer
Stimmen ist lieblich, und ich möchte ihm gerne
noch stundenlang lauschen. Aber die Pflicht hebt
ihren ernsten Zeigefinger. Wir haben heute eine
Sache von Wucht und Wichtigkeit vor; laßt uns
sogleich daran gehn! Es gilt, diesen Herrn (treten
Sie vor, Novize!), der sich in den niederen Probe¬
graden nicht ganz übel benommen hat, nun endlich
und formell zu entlehmannen. Seht ihn euch noch
einmal prüfend an und laßt euch nicht den Blick
durch diese Flaschen und Viktualien trüben, indem
ihr euch die Frage vorlegt: Darf er der Schwelle
bittend nahen?

Drittes Buch, drittes Kapitel.
Gleiche. Aber der Quetſchdiſkant des kleinen Auguſt
dominierte deutlich. Allen Mädchen gleichzeitig
galante Komplimente zu ſagen, aber zugleich die
jungen Herren mit Grobheiten zu regalieren, ſchien
ſein Programm zu ſein. Die andern ſpielten nur
ihr Inſtrument, er, der Kapellmeiſter, beherrſchte
die Partitur. Es war wirklich eine Leiſtung. Gir¬
linger, neben Herrn Lehmann der einzig Schwei¬
gende, duckte ſich unwillkürlich etwas in dieſem
Geſtöber von Worten.

Da erhob ſich Stilpe mit der gelaſſenen Ele¬
ganz eines Hofmarſchalls und ſprach:

— Mädchen und Freunde! Der Wohllaut eurer
Stimmen iſt lieblich, und ich möchte ihm gerne
noch ſtundenlang lauſchen. Aber die Pflicht hebt
ihren ernſten Zeigefinger. Wir haben heute eine
Sache von Wucht und Wichtigkeit vor; laßt uns
ſogleich daran gehn! Es gilt, dieſen Herrn (treten
Sie vor, Novize!), der ſich in den niederen Probe¬
graden nicht ganz übel benommen hat, nun endlich
und formell zu entlehmannen. Seht ihn euch noch
einmal prüfend an und laßt euch nicht den Blick
durch dieſe Flaſchen und Viktualien trüben, indem
ihr euch die Frage vorlegt: Darf er der Schwelle
bittend nahen?

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[269/0283] Drittes Buch, drittes Kapitel. Gleiche. Aber der Quetſchdiſkant des kleinen Auguſt dominierte deutlich. Allen Mädchen gleichzeitig galante Komplimente zu ſagen, aber zugleich die jungen Herren mit Grobheiten zu regalieren, ſchien ſein Programm zu ſein. Die andern ſpielten nur ihr Inſtrument, er, der Kapellmeiſter, beherrſchte die Partitur. Es war wirklich eine Leiſtung. Gir¬ linger, neben Herrn Lehmann der einzig Schwei¬ gende, duckte ſich unwillkürlich etwas in dieſem Geſtöber von Worten. Da erhob ſich Stilpe mit der gelaſſenen Ele¬ ganz eines Hofmarſchalls und ſprach: — Mädchen und Freunde! Der Wohllaut eurer Stimmen iſt lieblich, und ich möchte ihm gerne noch ſtundenlang lauſchen. Aber die Pflicht hebt ihren ernſten Zeigefinger. Wir haben heute eine Sache von Wucht und Wichtigkeit vor; laßt uns ſogleich daran gehn! Es gilt, dieſen Herrn (treten Sie vor, Novize!), der ſich in den niederen Probe¬ graden nicht ganz übel benommen hat, nun endlich und formell zu entlehmannen. Seht ihn euch noch einmal prüfend an und laßt euch nicht den Blick durch dieſe Flaſchen und Viktualien trüben, indem ihr euch die Frage vorlegt: Darf er der Schwelle bittend nahen?

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/283>, abgerufen am 22.11.2024.