Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch, drittes Kapitel.
ohne Alkohol mehr horazischen als achilleischen
Mut bewähren würde.

Dies unter uns gesagt.

[Abbildung]

Kürzlich focht ein Jüngling auf unsre Waffen,
der entsetzliche Angst hatte, sich aber doch nicht eher
umdrehen ließ, als bis er einen ausgewachsenen
Durchzieher hatte. Später gestand er mir, daß er
"aus Liebe" gefochten hätte.

-- Wie? rief ich, hat Ihr Gegner sich erfrecht,
Ihr Fräulein Braut zu betasten?

-- Ach nein, sagte er, meine Braut wünscht
nur, daß ich einen schönen Schmiß habe.

So heroisch sind die Töchter Thusneldas an¬
gelegt.

-- Hörst du nicht den Eichwald rauschen?

[Abbildung]

Als ich noch Bücher las, habe ich irgendwo
das Diktum gefunden, daß der Mensch nie ver¬
zweifeln könne, denn es bleibe ihm auch beim

Drittes Buch, drittes Kapitel.
ohne Alkohol mehr horaziſchen als achilleiſchen
Mut bewähren würde.

Dies unter uns geſagt.

[Abbildung]

Kürzlich focht ein Jüngling auf unſre Waffen,
der entſetzliche Angſt hatte, ſich aber doch nicht eher
umdrehen ließ, als bis er einen ausgewachſenen
Durchzieher hatte. Später geſtand er mir, daß er
„aus Liebe“ gefochten hätte.

— Wie? rief ich, hat Ihr Gegner ſich erfrecht,
Ihr Fräulein Braut zu betaſten?

— Ach nein, ſagte er, meine Braut wünſcht
nur, daß ich einen ſchönen Schmiß habe.

So heroiſch ſind die Töchter Thusneldas an¬
gelegt.

— Hörſt du nicht den Eichwald rauſchen?

[Abbildung]

Als ich noch Bücher las, habe ich irgendwo
das Diktum gefunden, daß der Menſch nie ver¬
zweifeln könne, denn es bleibe ihm auch beim

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0265" n="251"/><fw place="top" type="header">Drittes Buch, drittes Kapitel.<lb/></fw> ohne Alkohol mehr horazi&#x017F;chen als achillei&#x017F;chen<lb/>
Mut bewähren würde.</p><lb/>
          <p>Dies unter uns ge&#x017F;agt.</p><lb/>
          <figure/>
          <p>Kürzlich focht ein Jüngling auf un&#x017F;re Waffen,<lb/>
der ent&#x017F;etzliche Ang&#x017F;t hatte, &#x017F;ich aber doch nicht eher<lb/>
umdrehen ließ, als bis er einen ausgewach&#x017F;enen<lb/>
Durchzieher hatte. Später ge&#x017F;tand er mir, daß er<lb/>
&#x201E;aus Liebe&#x201C; gefochten hätte.</p><lb/>
          <p>&#x2014; Wie? rief ich, hat Ihr Gegner &#x017F;ich erfrecht,<lb/>
Ihr Fräulein Braut zu beta&#x017F;ten?</p><lb/>
          <p>&#x2014; Ach nein, &#x017F;agte er, meine Braut wün&#x017F;cht<lb/>
nur, daß ich einen &#x017F;chönen Schmiß habe.</p><lb/>
          <p>So heroi&#x017F;ch &#x017F;ind die Töchter Thusneldas an¬<lb/>
gelegt.</p><lb/>
          <p>&#x2014; Hör&#x017F;t du nicht den Eichwald rau&#x017F;chen?</p><lb/>
          <figure/>
          <p>Als ich noch Bücher las, habe ich irgendwo<lb/>
das Diktum gefunden, daß der Men&#x017F;ch nie ver¬<lb/>
zweifeln könne, denn es bleibe ihm auch beim<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0265] Drittes Buch, drittes Kapitel. ohne Alkohol mehr horaziſchen als achilleiſchen Mut bewähren würde. Dies unter uns geſagt. [Abbildung] Kürzlich focht ein Jüngling auf unſre Waffen, der entſetzliche Angſt hatte, ſich aber doch nicht eher umdrehen ließ, als bis er einen ausgewachſenen Durchzieher hatte. Später geſtand er mir, daß er „aus Liebe“ gefochten hätte. — Wie? rief ich, hat Ihr Gegner ſich erfrecht, Ihr Fräulein Braut zu betaſten? — Ach nein, ſagte er, meine Braut wünſcht nur, daß ich einen ſchönen Schmiß habe. So heroiſch ſind die Töchter Thusneldas an¬ gelegt. — Hörſt du nicht den Eichwald rauſchen? [Abbildung] Als ich noch Bücher las, habe ich irgendwo das Diktum gefunden, daß der Menſch nie ver¬ zweifeln könne, denn es bleibe ihm auch beim

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/265
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/265>, abgerufen am 22.11.2024.