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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

Jetzt stampfte aber Stilpe mit dem Fuße auf:

-- Ich weiß sehr wohl, was Denunzieren be¬
deutet, und gerade darum sage ich nicht, weshalb
ich den Herrn Primus verdientermaßen geohr¬
feigt habe.

-- Höre, Stilpe, jetzt wird mirs zu bunt.
Mit Frechheiten kommst Du bei mir nicht durch.
Wenn Du nicht auf der Stelle Antwort giebst,
meld ich die Sache, und dann läuft sie übel für
Dich ab, das weißt Du.

-- Das weiß ich. Aber ich kann nicht ant¬
worten . . . d. h., wenn Girlinger mich vielleicht
ermächtigt? . . .

-- Ja, zum Donnerwetter, ihr seid wohl nicht
recht. . . Girlinger, was ists!?

Girlinger machte eine bedeutende Geste und
sagte mit kühler Gelassenheit: Stilpe hat meine Er¬
mächtigung.

Diese ironische Ruhe brachte Stilpen ganz außer
sich. Das war es ja überhaupt, was ihm am
Primus so widerwärtig war, diese infame Ruhe
und Gleichmütigkeit. Girlinger war der Einzige
in der Klasse, der ihm imponierte, der Einzige, mit
dem er "über Dinge" sprach, aber immer endete
es auf seiner Seite mit Wutausbrüchen, weil dieser

Stilpe.

Jetzt ſtampfte aber Stilpe mit dem Fuße auf:

— Ich weiß ſehr wohl, was Denunzieren be¬
deutet, und gerade darum ſage ich nicht, weshalb
ich den Herrn Primus verdientermaßen geohr¬
feigt habe.

— Höre, Stilpe, jetzt wird mirs zu bunt.
Mit Frechheiten kommſt Du bei mir nicht durch.
Wenn Du nicht auf der Stelle Antwort giebſt,
meld ich die Sache, und dann läuft ſie übel für
Dich ab, das weißt Du.

— Das weiß ich. Aber ich kann nicht ant¬
worten . . . d. h., wenn Girlinger mich vielleicht
ermächtigt? . . .

— Ja, zum Donnerwetter, ihr ſeid wohl nicht
recht. . . Girlinger, was iſts!?

Girlinger machte eine bedeutende Geſte und
ſagte mit kühler Gelaſſenheit: Stilpe hat meine Er¬
mächtigung.

Dieſe ironiſche Ruhe brachte Stilpen ganz außer
ſich. Das war es ja überhaupt, was ihm am
Primus ſo widerwärtig war, dieſe infame Ruhe
und Gleichmütigkeit. Girlinger war der Einzige
in der Klaſſe, der ihm imponierte, der Einzige, mit
dem er „über Dinge“ ſprach, aber immer endete
es auf ſeiner Seite mit Wutausbrüchen, weil dieſer

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[88/0102] Stilpe. Jetzt ſtampfte aber Stilpe mit dem Fuße auf: — Ich weiß ſehr wohl, was Denunzieren be¬ deutet, und gerade darum ſage ich nicht, weshalb ich den Herrn Primus verdientermaßen geohr¬ feigt habe. — Höre, Stilpe, jetzt wird mirs zu bunt. Mit Frechheiten kommſt Du bei mir nicht durch. Wenn Du nicht auf der Stelle Antwort giebſt, meld ich die Sache, und dann läuft ſie übel für Dich ab, das weißt Du. — Das weiß ich. Aber ich kann nicht ant¬ worten . . . d. h., wenn Girlinger mich vielleicht ermächtigt? . . . — Ja, zum Donnerwetter, ihr ſeid wohl nicht recht. . . Girlinger, was iſts!? Girlinger machte eine bedeutende Geſte und ſagte mit kühler Gelaſſenheit: Stilpe hat meine Er¬ mächtigung. Dieſe ironiſche Ruhe brachte Stilpen ganz außer ſich. Das war es ja überhaupt, was ihm am Primus ſo widerwärtig war, dieſe infame Ruhe und Gleichmütigkeit. Girlinger war der Einzige in der Klaſſe, der ihm imponierte, der Einzige, mit dem er „über Dinge“ ſprach, aber immer endete es auf ſeiner Seite mit Wutausbrüchen, weil dieſer

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/102>, abgerufen am 26.11.2024.