"Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',p3b_074.002 Die waren in Rußland gefangen.p3b_074.003 Und als sie kamen ins deutsche Quartier,p3b_074.004 Sie ließen die Köpfe hangen."
p3b_074.005 11. Ähnlich ist der Bau jeder Strophe zu analysieren.
p3b_074.006 12. Bei Beurteilung der Strophenglieder werden auch die Pausen p3b_074.007 hinzugerechnet.
p3b_074.008 II. Länge der Verszeilen und der Strophen.
p3b_074.009 A. Zeilenlänge.
p3b_074.010 1. Die Zeilenlänge hängt ab von der Stimmung und vom Stoffe.
p3b_074.011 Von der Stimmung: Leidenschaftlich erregter Jnhalt läßt sich p3b_074.012 nicht in knappe Formen einzwängen, denn die leidenschaftliche Sprache p3b_074.013 ist wortreich und bedarf eines weiten Maßes. (Die Leidenschaft an p3b_074.014 sich spricht nicht langatmig. Aber der dichterische Ausdruck der Leidenschaft p3b_074.015 ist stets wortreich.)
p3b_074.016 Dagegen empfehlen sich kürzere Zeilen für wenig erregten, spielerischen, p3b_074.017 tändelnden Jnhalt (Beispiel: Rückerts "Alle die Dingerchen"), p3b_074.018 ferner für Niedliches (Beispiel: Goethe's "Ein Blumenglöckchen vom p3b_074.019 Boden hervor), für kaleidoskopisches Vorbeihuschen, bewegliches Leben p3b_074.020 (Beispiel: Goethe's "Verschiedene Empfindungen an einem Platze"), für p3b_074.021 entschlossenes Vorgehen (Beispiel: Goethe's "Frech und froh"), für p3b_074.022 neckisches Wesen (Beispiel: Goethe's "Gefunden"), für raschen Wechsel p3b_074.023 des Gefühls, Entschiedenheit, Energie, wie für leidenschaftsvolles Vorgehen p3b_074.024 &c. u. s. w.
p3b_074.025 Vom Stoffe: Bei größerer Ausbreitung des Stoffes, bei breiterer p3b_074.026 Aufrollung der Gedanken, bei Darlegung eines reichen Stoffes, p3b_074.027 bei dem wir uns unbeschränkt ausgedehnt äußern wollen, sind längere p3b_074.028 Zeilen am Platze.
p3b_074.029 2. Stellt man alle lyrischen Gedichtstrophen nebeneinander, wie p3b_074.030 wir sie in der That von Kürnberger bis in die Neuzeit vereinen konnten, p3b_074.031 so ergiebt sich als mittlere Ausdehnung des lyrischen Verses (des Liedverses) p3b_074.032 der Viertakter, und zwar in allen Rhythmen.
p3b_074.033 3. Der Viertakter ist auch der Vers für die meisten Epen, selbst p3b_074.034 für unser liedartiges nationales Nibelungenepos, sofern man unter p3b_074.035 Hinzurechnung der Jncisionspausen den Nibelungenvers als einen p3b_074.036 doppelten Viertakter (Tetrameter) ansehen könnte. Besonders das p3b_074.037 romantische Epos hat diesen Vers mit Vorliebe angewandt.
p3b_074.038 B. Strophenlänge.
p3b_074.039 4. Es ist eine interessante Erscheinung, daß die meisten Dichter p3b_074.040 selbst bei kurzzeiligen Gedichten kurze Strophen gewählt haben. Viel=
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„Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',p3b_074.002 Die waren in Rußland gefangen.p3b_074.003 Und als sie kamen ins deutsche Quartier,p3b_074.004 Sie ließen die Köpfe hangen.“
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p3b_074.008 II. Länge der Verszeilen und der Strophen.
p3b_074.009 A. Zeilenlänge.
p3b_074.010 1. Die Zeilenlänge hängt ab von der Stimmung und vom Stoffe.
p3b_074.011 Von der Stimmung: Leidenschaftlich erregter Jnhalt läßt sich p3b_074.012 nicht in knappe Formen einzwängen, denn die leidenschaftliche Sprache p3b_074.013 ist wortreich und bedarf eines weiten Maßes. (Die Leidenschaft an p3b_074.014 sich spricht nicht langatmig. Aber der dichterische Ausdruck der Leidenschaft p3b_074.015 ist stets wortreich.)
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12. Bei Beurteilung der Strophenglieder werden auch die Pausen p3b_074.007
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1. Die Zeilenlänge hängt ab von der Stimmung und vom Stoffe.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/100>, abgerufen am 16.08.2024.
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