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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Lehre aus gewohnter Pedanterie fest, ohne wie bei den Griechen durch Einrichtung p2b_036.002
der Bühne und durch den Chor dazu gezwungen zu sein. Es erklärt p2b_036.003
sich das vielleicht dadurch, daß die Franzosen sich an die geläufige Jllusion p2b_036.004
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genau dem Leben adäquat macht, so daß z. B. eine Stunde auf der Bühne p2b_036.006
auch einer Stunde der Wirklichkeit entspricht, daß ferner der Ort bleibt, weil p2b_036.007
das Leben keinen unvermittelten Scenenwechsel giebt. Aber die Täuschung p2b_036.008
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Deshalb ändern wir Deutsche so oft, als es die Handlung fordert; uns gilt p2b_036.010
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Fähigkeiten des Zuschauers, dessen Phantasie wir mehr als ein bloßes Hinnehmen p2b_036.012
zumuten, und der bei uns nicht teilnahmloser Zuschauer ist (um - p2b_036.013
wie in Frankreich - alles ruhig genießend am Auge vorübergehen zu lassen), p2b_036.014
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Ortes in ein- und demselben Zimmer die Hausfrau wie die Kammerzofe ihre p2b_036.017
Liebesintriguen abspinnen und zum Austrag bringen; während nach Shakespeares p2b_036.018
Vorgang besonders die deutschen Dramatiker ohne Nachteil für den ästhetischen p2b_036.019
Eindruck sich eine größere Freiheit gestatten und namentlich seit Lessing (vgl. p2b_036.020
Hamburger Dramaturgie) nur die Einheit der Handlung respektieren, derselben p2b_036.021
die Einheit des Ortes und der Zeit unterordnend. Wohl muß das p2b_036.022
Drama, das ja in wenigen Stunden vorzuführen ist, sich auch in der Zeit p2b_036.023
beschränken, wohl fordert schon die Einheit der Handlung, daß nicht zu Verschiedenartiges p2b_036.024
verbunden werde, und daß sich nicht die Helden mit ihren p2b_036.025
Zwecken nach einander ablösen (wie etwa Cäsar und Brutus), aber für die p2b_036.026
strenge Aristotelische Lehre läßt sich doch kein Beweis der Ästhetik erbringen.

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§ 25. Die handelnden Personen (Charaktere). Der Held.

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Die Handlung wird nach § 20 repräsentiert durch die handelnden p2b_036.029
Personen, die sog. Charaktere, vorzugsweise aber durch eine Hauptperson, p2b_036.030
um deren Geschick sich alles dreht, und die aus freiem Entschluß p2b_036.031
ihrem ganzen Wesen nach nicht anders handeln kann, als sie p2b_036.032
eben handelt. Man nennt diese Hauptperson im Drama den Helden. p2b_036.033
Jhm gegenüber sind die übrigen Personen Nebenpersonen. Statisten p2b_036.034
nennt man sie, wenn sie als stumme Teilnehmer an der Handlung p2b_036.035
für irgend einen Zweck auf der Bühne erscheinen.

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Nach der Hauptperson sind viele klassische und moderne Dramen p2b_036.037
benannt.

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Die hauptsächlich handelnde Person - der Held - muß einen ausgeprägten p2b_036.039
Charakter, einen bestimmten Zweck haben. Der Held muß der Centralpunkt p2b_036.040
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Hindernisse, Jntriguen kräftig bekämpfen, so daß durch den Aufbau dieser

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Lehre aus gewohnter Pedanterie fest, ohne wie bei den Griechen durch Einrichtung p2b_036.002
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/58>, abgerufen am 22.11.2024.