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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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und Räuberkreisen entlehnt sind. Am allerwenigsten die trüben Stoffquellen p2b_353.002
gewisser sensationeller Kolportageromane, z. B. Eugenie; Strousberg; Amerikanisches p2b_353.003
Duell; oder Stoffe wie diese: Krakauer Klostergeheimnisse (Berthold); p2b_353.004
Barbara Ubryk (Born); Schandthaten (Clarkson); Die Mörder aus Wollust p2b_353.005
(Dauer); Jungfernblut; Nonne und Maitresse (Haffner); Der große Krach; p2b_353.006
Maitressenwirtschaft (Th. Griesinger); Wollust und Verbrechen auf dem Thron p2b_353.007
(Reynolds); Die Banditen des Salons, oder der Roman einer Kunstreiterin p2b_353.008
(Bernhardi) &c.

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3. Die mündliche Überlieferung kann nur insoweit zur Stoffquelle werden, p2b_353.010
als der Dichter durch künstliches Jdealisieren und Motivieren (§. 134) einem p2b_353.011
Stoffe den Charakter des Erlebnisses und der Wirklichkeit zu verleihen vermag, p2b_353.012
wie es z. B. Gutzkow in seinem satirischen Roman Blasedow und seine Söhne p2b_353.013
und in Die Söhne Pestalozzis that. Dies gilt auch für die geschichtlichen p2b_353.014
Stoffe. (Vgl. z. B. Karl van der Velde: Die Eroberung von Mexiko; Robianos p2b_353.015
Anna Boleyn; A. Schraders Radetzky; Baudissins Philippine Welser &c.)

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§ 130. Jdee des Romans.

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1. Der Stoff in seiner rohen Form giebt keinen Roman, welcher p2b_353.018
die Bezeichnung eines Kunstwerks verdiente. Der gute Roman entsteht p2b_353.019
erst durch planvolle Ausbreitung einer nach bestimmtem Ziel p2b_353.020
hinleitenden Jdee, durch Verkörperung eines Geistigen in sinnlich anschaulichem p2b_353.021
Gewande.

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2. Eine Jdee ist bedeutend, wenn sie den Blick über die Erbärmlichkeit p2b_353.023
der Wirklichkeit hinweg in das Gebiet des Großen, Sittlichen, p2b_353.024
Menschheitveredelnden, Erhabenen zu lenken vermag.

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3. Eine bedeutende Jdee muß für alle Zeiten gültig bleiben. p2b_353.026
Darin beruht ihre kulturhistorische Mission.

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4. Die Jdee tritt vor allem durch den Helden in sichtbare Erscheinung.

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5. Die Jdee muß schließlich durch den Sieg des Guten ihre p2b_353.030
Symbolisierung erhalten.

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1. Wie beim Drama breitet der Dichter auch im Roman diejenige Jdee p2b_353.032
aus, auf welche mehr oder weniger ein Stoff, ein Ausspruch, eine Erwägung, p2b_353.033
eine Wahrnehmung hinleitet. So nahm Spielhagen die Jdee zu seinen Problematischen p2b_353.034
Naturen
aus einer bekannten Sentenz Goethes; Gutzkow zu p2b_353.035
seinem Zauberer von Rom aus der Erwägung von der Lebenskraft des p2b_353.036
Katholizismus; Freytag zu seinem Soll und Haben aus der Erkenntnis p2b_353.037
vom Glück des Volks in der Arbeit; Änni Albert zu Harte Gesetze aus der p2b_353.038
Jnkonsequenz in der bürgerlichen Gesetzgebung; Wilhelmine v. Hillern zu Ein p2b_353.039
Arzt der Seele
aus der Anschauung von der Aufgabe der Frau &c.

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Viele Romane sind weiter nichts, als lose verbundene Abenteuer eines

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Anna Boleyn; A. Schraders Radetzky; Baudissins Philippine Welser &c.)

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§ 130. Jdee des Romans.

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1. Der Stoff in seiner rohen Form giebt keinen Roman, welcher p2b_353.018
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/375>, abgerufen am 22.11.2024.