Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_341.001 p2b_341.005 Rasch hinweg, da naht der Riese! p2b_341.006 Nach dem Essen wird studieret. p2b_341.007 Rasch nur hinter jenen Vorsprung! p2b_341.008 Muse, bleibe du auf Posten, p2b_341.009 Sag' uns treulich, was du schautest. p2b_341.010 Schlagadodro blickt verdrießlich, p2b_341.011 Wie der alte Hund bei Lichtwer, p2b_341.012 Der zum Lernen war so kopflos. p2b_341.013 Unter jedem Arme trägt er p2b_341.014 Sein Getränk in einem Oxhoft. p2b_341.015 Setzt sich zwischen seine Fässer p2b_341.016 Auf der Mauer Kante, baumelt p2b_341.017 Mit den Beinen, sagt verdrießlich: p2b_341.018 Sonne sticht auch gar zu stark hier, p2b_341.019 Und dabei soll man studieren! p2b_341.020 Ein verfluchtes durst'ges Wetter! p2b_341.021 Führt mit Anstand zu den Lippen p2b_341.022 Eins der beiden Oxhoft-Fässer, p2b_341.023 Trinkt gelinde aus dem Spundloch, p2b_341.024 Trinkt, verschluckt sich nicht im mind'sten, p2b_341.025 Trinkt das Oxhoft bis zur Neige, p2b_341.026 Wirft die Tonne von der Mauer, p2b_341.027 Trinkt die zweite, wirft sie 'nunter, p2b_341.028 Leer bis auf die Nagelprobe. p2b_341.029 Seine Augen wurden wacker. p2b_341.030 Sprach: nun soll'n die Wissenschaften p2b_341.031 Auch getrieben werden endlich. p2b_341.032 Jmmer Schlingen, Schlucken, Schlemmen p2b_341.033 Jst, bei Gott dem Herrn, fast viehisch. p2b_341.034 Denn im Leibe sitzt der Magen, p2b_341.035 Und im Kopfe sitzt die Seele. p2b_341.036 Brot und Fleisch verlangt der Magen, p2b_341.037 Kenntnisse verlangt die Seele. p2b_341.038 Jst der Magen satt vom Essen, p2b_341.039 Muß die Seele auch was haben, p2b_341.040 Das ist Ordnung, also will es p2b_341.041 Die Gerechtigkeit, die erste[Spaltenumbruch] p2b_341.101 Aller Tugenden; die Seele p2b_341.102 Jst just'ment so gut, wie du bist p2b_341.103 Musje Magen. - Damit Punktum. p2b_341.104 Sprach's; holt aus der Tasch' ein Büchlein, p2b_341.105 Buttmann's griechische Grammatik. p2b_341.106 Denn er stand beim Griech'schen grade, p2b_341.107 Das Ebräische soll folgen, p2b_341.108 Sagte die Prinzeß, im Herbste. p2b_341.109 Lernte: Tüpto, Tüpteis, Tüptei, p2b_341.110 Tüptomen, zuletzt Tüptusi, p2b_341.111 Daß der Wald von dem Gebrüll scholl, p2b_341.112 Und die Erd' in Ängsten bebte. p2b_341.113 Während so der arme Riese p2b_341.114 Griechisch lernte mit Beeifrung, p2b_341.115 Und den Takt schlug mit den Beinen, p2b_341.116 Standen hinter ihm die Mohren, p2b_341.117 Seine tägliche Bedienung, p2b_341.118 Wedelnd mit den Straußenwedeln; p2b_341.119 Knull, der Obermohr, und fünfzig p2b_341.120 Kohlpechschwarze Untermohren; p2b_341.121 Ein und fünfzig Stück im Ganzen. p2b_341.122 Knull, jetzt kann ich's, überhöre! p2b_341.123 Rief voll Freuden Schlagadodro p2b_341.124 Nach dreistündiger Bemühung. p2b_341.125 Knull nahm 's Buch hin, überhörte; p2b_341.126 Schlagadodro kratzt im Haupte, p2b_341.127 Blickt' hinunter, blickt' gen Himmel, p2b_341.128 Schwang und schlenkerte die Finger, p2b_341.129 Konnte nicht ein Sterbenswörtchen, p2b_341.130 Weinte, daß das Griech'sche nimmer p2b_341.131 Woll' in seinen Kopf, den harten. p2b_341.132 Weinte zwanzig Eimer Thränen p2b_341.133 Aus den Augen, vierzigzöllig, p2b_341.134 Von der Mauer von Brambambra p2b_341.135 Nieder auf den sel'gen Buttmann. p2b_341.136 [Ende Spaltensatz]
p2b_341.141Dieses waren deine Leiden, p2b_341.137 Schlagadodro! Schlagadodro! p2b_341.138 Ungeschlacht hieß dein Herr Vater, p2b_341.139 Tramplagonde die Frau Mutter p2b_341.140 Doch du selbst heißt Schlagadodro. Zur Litteratur des komischen Epos. p2b_341.142 p2b_341.001 p2b_341.005 Rasch hinweg, da naht der Riese! p2b_341.006 Nach dem Essen wird studieret. p2b_341.007 Rasch nur hinter jenen Vorsprung! p2b_341.008 Muse, bleibe du auf Posten, p2b_341.009 Sag' uns treulich, was du schautest. p2b_341.010 Schlagadodro blickt verdrießlich, p2b_341.011 Wie der alte Hund bei Lichtwer, p2b_341.012 Der zum Lernen war so kopflos. p2b_341.013 Unter jedem Arme trägt er p2b_341.014 Sein Getränk in einem Oxhoft. p2b_341.015 Setzt sich zwischen seine Fässer p2b_341.016 Auf der Mauer Kante, baumelt p2b_341.017 Mit den Beinen, sagt verdrießlich: p2b_341.018 Sonne sticht auch gar zu stark hier, p2b_341.019 Und dabei soll man studieren! p2b_341.020 Ein verfluchtes durst'ges Wetter! p2b_341.021 Führt mit Anstand zu den Lippen p2b_341.022 Eins der beiden Oxhoft-Fässer, p2b_341.023 Trinkt gelinde aus dem Spundloch, p2b_341.024 Trinkt, verschluckt sich nicht im mind'sten, p2b_341.025 Trinkt das Oxhoft bis zur Neige, p2b_341.026 Wirft die Tonne von der Mauer, p2b_341.027 Trinkt die zweite, wirft sie 'nunter, p2b_341.028 Leer bis auf die Nagelprobe. p2b_341.029 Seine Augen wurden wacker. p2b_341.030 Sprach: nun soll'n die Wissenschaften p2b_341.031 Auch getrieben werden endlich. p2b_341.032 Jmmer Schlingen, Schlucken, Schlemmen p2b_341.033 Jst, bei Gott dem Herrn, fast viehisch. p2b_341.034 Denn im Leibe sitzt der Magen, p2b_341.035 Und im Kopfe sitzt die Seele. p2b_341.036 Brot und Fleisch verlangt der Magen, p2b_341.037 Kenntnisse verlangt die Seele. p2b_341.038 Jst der Magen satt vom Essen, p2b_341.039 Muß die Seele auch was haben, p2b_341.040 Das ist Ordnung, also will es p2b_341.041 Die Gerechtigkeit, die erste[Spaltenumbruch] p2b_341.101 Aller Tugenden; die Seele p2b_341.102 Jst just'ment so gut, wie du bist p2b_341.103 Musje Magen. ─ Damit Punktum. p2b_341.104 Sprach's; holt aus der Tasch' ein Büchlein, p2b_341.105 Buttmann's griechische Grammatik. p2b_341.106 Denn er stand beim Griech'schen grade, p2b_341.107 Das Ebräische soll folgen, p2b_341.108 Sagte die Prinzeß, im Herbste. p2b_341.109 Lernte: Tüpto, Tüpteis, Tüptei, p2b_341.110 Tüptomen, zuletzt Tüptusi, p2b_341.111 Daß der Wald von dem Gebrüll scholl, p2b_341.112 Und die Erd' in Ängsten bebte. p2b_341.113 Während so der arme Riese p2b_341.114 Griechisch lernte mit Beeifrung, p2b_341.115 Und den Takt schlug mit den Beinen, p2b_341.116 Standen hinter ihm die Mohren, p2b_341.117 Seine tägliche Bedienung, p2b_341.118 Wedelnd mit den Straußenwedeln; p2b_341.119 Knull, der Obermohr, und fünfzig p2b_341.120 Kohlpechschwarze Untermohren; p2b_341.121 Ein und fünfzig Stück im Ganzen. p2b_341.122 Knull, jetzt kann ich's, überhöre! p2b_341.123 Rief voll Freuden Schlagadodro p2b_341.124 Nach dreistündiger Bemühung. p2b_341.125 Knull nahm 's Buch hin, überhörte; p2b_341.126 Schlagadodro kratzt im Haupte, p2b_341.127 Blickt' hinunter, blickt' gen Himmel, p2b_341.128 Schwang und schlenkerte die Finger, p2b_341.129 Konnte nicht ein Sterbenswörtchen, p2b_341.130 Weinte, daß das Griech'sche nimmer p2b_341.131 Woll' in seinen Kopf, den harten. p2b_341.132 Weinte zwanzig Eimer Thränen p2b_341.133 Aus den Augen, vierzigzöllig, p2b_341.134 Von der Mauer von Brambambra p2b_341.135 Nieder auf den sel'gen Buttmann. p2b_341.136 [Ende Spaltensatz]
p2b_341.141Dieses waren deine Leiden, p2b_341.137 Schlagadodro! Schlagadodro! p2b_341.138 Ungeschlacht hieß dein Herr Vater, p2b_341.139 Tramplagonde die Frau Mutter p2b_341.140 Doch du selbst heißt Schlagadodro. 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Dusch († 1787); Der Sieg des Liebesgottes <lb n="p2b_341.147"/> (eine Nachahmung von Popes Lockenraub) von Uz († 1769); Adam und <lb n="p2b_341.148"/> Eva, ─ Karfunkel, ─ Klingklingalmanach (worin der Dichter gegen die Romantiker <lb n="p2b_341.149"/> zu Felde zieht) von Jens Baggesen; Fortunat von Uhland. Mehr humoristisch <lb n="p2b_341.150"/> und satirisch sind folgende Epen: Heines Atta Troll (eine Parodie auf <lb n="p2b_341.151"/> die unkünstlerischen, schwerfälligen Gesinnungspoeten mit ihren mühsam angelernten <lb n="p2b_341.152"/> Künsten und dem Mangel an Genialität); Glaßbrenners Die verkehrte <lb n="p2b_341.153"/> Welt; Weidmanns Parochiade; Prätzels Feldherrnränke; Roffhacks Die Leiden <lb n="p2b_341.154"/> der jungen Lina; Hans Hopfens Pinsel Mings; Ecksteins Die Stumme von <lb n="p2b_341.155"/> Sevilla, Schach der Königin, Venus Urania; Rudolf v. Gottschalls König <lb n="p2b_341.156"/> Pharao; Julius Wolffs Till Eulenspiegel <hi rendition="#aq">redivivus</hi>; Jul. Grosses Pesach </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [341/0363]
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Vorkommt; schlaft bei andern Stellen! p2b_341.002
Glaubt, sie ist vom höchsten Einfluß p2b_341.003
Auf das weitere Verläufnis p2b_341.004
Dieses großen Heldenliedes!
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Rasch hinweg, da naht der Riese! p2b_341.006
Nach dem Essen wird studieret. p2b_341.007
Rasch nur hinter jenen Vorsprung! p2b_341.008
Muse, bleibe du auf Posten, p2b_341.009
Sag' uns treulich, was du schautest.
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Schlagadodro blickt verdrießlich, p2b_341.011
Wie der alte Hund bei Lichtwer, p2b_341.012
Der zum Lernen war so kopflos. p2b_341.013
Unter jedem Arme trägt er p2b_341.014
Sein Getränk in einem Oxhoft. p2b_341.015
Setzt sich zwischen seine Fässer p2b_341.016
Auf der Mauer Kante, baumelt p2b_341.017
Mit den Beinen, sagt verdrießlich: p2b_341.018
Sonne sticht auch gar zu stark hier, p2b_341.019
Und dabei soll man studieren! p2b_341.020
Ein verfluchtes durst'ges Wetter! p2b_341.021
Führt mit Anstand zu den Lippen p2b_341.022
Eins der beiden Oxhoft-Fässer, p2b_341.023
Trinkt gelinde aus dem Spundloch, p2b_341.024
Trinkt, verschluckt sich nicht im mind'sten, p2b_341.025
Trinkt das Oxhoft bis zur Neige, p2b_341.026
Wirft die Tonne von der Mauer, p2b_341.027
Trinkt die zweite, wirft sie 'nunter, p2b_341.028
Leer bis auf die Nagelprobe.
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Seine Augen wurden wacker. p2b_341.030
Sprach: nun soll'n die Wissenschaften p2b_341.031
Auch getrieben werden endlich. p2b_341.032
Jmmer Schlingen, Schlucken, Schlemmen p2b_341.033
Jst, bei Gott dem Herrn, fast viehisch. p2b_341.034
Denn im Leibe sitzt der Magen, p2b_341.035
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Brot und Fleisch verlangt der Magen, p2b_341.037
Kenntnisse verlangt die Seele. p2b_341.038
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Muß die Seele auch was haben, p2b_341.040
Das ist Ordnung, also will es p2b_341.041
Die Gerechtigkeit, die erste
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Aller Tugenden; die Seele p2b_341.102
Jst just'ment so gut, wie du bist p2b_341.103
Musje Magen. ─ Damit Punktum.
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Sprach's; holt aus der Tasch' ein Büchlein, p2b_341.105
Buttmann's griechische Grammatik. p2b_341.106
Denn er stand beim Griech'schen grade, p2b_341.107
Das Ebräische soll folgen, p2b_341.108
Sagte die Prinzeß, im Herbste. p2b_341.109
Lernte: Tüpto, Tüpteis, Tüptei, p2b_341.110
Tüptomen, zuletzt Tüptusi, p2b_341.111
Daß der Wald von dem Gebrüll scholl, p2b_341.112
Und die Erd' in Ängsten bebte.
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Während so der arme Riese p2b_341.114
Griechisch lernte mit Beeifrung, p2b_341.115
Und den Takt schlug mit den Beinen, p2b_341.116
Standen hinter ihm die Mohren, p2b_341.117
Seine tägliche Bedienung, p2b_341.118
Wedelnd mit den Straußenwedeln; p2b_341.119
Knull, der Obermohr, und fünfzig p2b_341.120
Kohlpechschwarze Untermohren; p2b_341.121
Ein und fünfzig Stück im Ganzen.
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Knull, jetzt kann ich's, überhöre! p2b_341.123
Rief voll Freuden Schlagadodro p2b_341.124
Nach dreistündiger Bemühung.
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Knull nahm 's Buch hin, überhörte; p2b_341.126
Schlagadodro kratzt im Haupte, p2b_341.127
Blickt' hinunter, blickt' gen Himmel, p2b_341.128
Schwang und schlenkerte die Finger, p2b_341.129
Konnte nicht ein Sterbenswörtchen, p2b_341.130
Weinte, daß das Griech'sche nimmer p2b_341.131
Woll' in seinen Kopf, den harten. p2b_341.132
Weinte zwanzig Eimer Thränen p2b_341.133
Aus den Augen, vierzigzöllig, p2b_341.134
Von der Mauer von Brambambra p2b_341.135
Nieder auf den sel'gen Buttmann.
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Dieses waren deine Leiden, p2b_341.137
Schlagadodro! Schlagadodro! p2b_341.138
Ungeschlacht hieß dein Herr Vater, p2b_341.139
Tramplagonde die Frau Mutter p2b_341.140
Doch du selbst heißt Schlagadodro.
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Zur Litteratur des komischen Epos.
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Bekannter gewordene, nennenswerte komische Epen sind noch: Der neue p2b_341.143
Amadis in 18 Gesängen von Wieland; Wilhelmine, ein prosaisch=komisches Gedicht p2b_341.144
von Thümmel (in demselben wirbt ein pedantischer Landprediger um p2b_341.145
die Hand der schönen, jugendlichen Wilhelmine); Der Schoßhund, ─ Das Toppen, p2b_341.146
─ Ardon und Themion von Joh. Jak. Dusch († 1787); Der Sieg des Liebesgottes p2b_341.147
(eine Nachahmung von Popes Lockenraub) von Uz († 1769); Adam und p2b_341.148
Eva, ─ Karfunkel, ─ Klingklingalmanach (worin der Dichter gegen die Romantiker p2b_341.149
zu Felde zieht) von Jens Baggesen; Fortunat von Uhland. Mehr humoristisch p2b_341.150
und satirisch sind folgende Epen: Heines Atta Troll (eine Parodie auf p2b_341.151
die unkünstlerischen, schwerfälligen Gesinnungspoeten mit ihren mühsam angelernten p2b_341.152
Künsten und dem Mangel an Genialität); Glaßbrenners Die verkehrte p2b_341.153
Welt; Weidmanns Parochiade; Prätzels Feldherrnränke; Roffhacks Die Leiden p2b_341.154
der jungen Lina; Hans Hopfens Pinsel Mings; Ecksteins Die Stumme von p2b_341.155
Sevilla, Schach der Königin, Venus Urania; Rudolf v. Gottschalls König p2b_341.156
Pharao; Julius Wolffs Till Eulenspiegel redivivus; Jul. Grosses Pesach
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/363>, abgerufen am 16.07.2024. |