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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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gemeint, ist älter als die geschriebene Geschichte. Sie ruht auf uralter, p2b_241.002
wirklicher, ungeschriebener, entstellter Geschichte. Der Dichter darf sich daher p2b_241.003
Einschaltungen, Ergänzungen, Änderungen gestatten.

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2. Man gebraucht das Wort Sage meist für eigentlich weltliche Sagen, p2b_241.005
wie auch für Volkssagen, also für Stamm=, Geschlechts- und Heroensagen, nicht p2b_241.006
aber für religiöse Sagen oder Mythen (§ 107), deren Personen gottähnliche p2b_241.007
Wesen oder Götter sind.

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Neben den Sagen von geringem Umfang (z. B. Rückerts und Chamissos p2b_241.009
Riesenspielzeug) giebt es solche von großer Ausdehnung (z. B. die Sagen von p2b_241.010
Till Eulenspiegel, vom Doktor Faust, vom ewigen Juden aus dem 16. Jahrhundert p2b_241.011
u. s. w.

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3. Mehrere Sagen, die sich auf den nämlichen Helden und auf andere p2b_241.013
mit dessen Erlebnissen verknüpfte hervorragende Personen beziehen, bilden einen p2b_241.014
Sagenkreis.

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Für einen Überblick der vielen deutschen Sagen besonders der mittelhochdeutschen p2b_241.016
Poesie kann man dieselben in folgende nach den Volksstämmen angeordnete p2b_241.017
Sagenkreise einteilen:

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a. Der niederrheinische Sagenkreis: Hauptort desselben war die p2b_241.019
Burg Xanten (oder Santen) am Niederrhein. Siegfried (altn. Sigurd) ist p2b_241.020
ihr erster Held, der sich im Blute des erlegten Drachen badete und hörnern p2b_241.021
(hürnen) wurde; Kriemhild ist seine Gemahlin. (I 44.)

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b. Der burgundische Sagenkreis: Hauptort Worms. Der Held ist p2b_241.023
Gunther. Neben ihm stehen Gernot, der junge Giselher, Gunthers Mutter p2b_241.024
(Frau Ute) und ihre Tochter Kriemhild; Gunthers Gemahlin Brunhild (Brynhild p2b_241.025
der Edda).

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c. Der ostgotische Sagenkreis: Hauptheld: Dietrich von Bern p2b_241.027
(Theodorich von Verona 423-526). Sein Waffenmeister Hildebrand, dessen p2b_241.028
Sohn Hadubrand, ferner Wolfhard, Wolfbrand, Wolfwin, Sigestab, Helferich &c. p2b_241.029
gehören zu diesem Sagenkreis.

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d. Der ostdeutsche Sagenkreis: Hauptort: Etzelsburg (Ofen). Es p2b_241.031
gehören dazu: Etzel (Attila), seine Gemahlin Helche; Rüdiger von Bechlarn, p2b_241.032
Hawart, Jring und Jrnfried.

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e. Der norddeutsche Sagenkreis: Schauplatz: Friesland. König p2b_241.034
Hettel, dessen Tochter Gudrun, Horant, Wate und Frute, sowie Morung von p2b_241.035
Nifland und Jrolt von Ortland &c.

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f. Der lombardische Sagenkreis: Hauptort: Garden am See (Gardasee). p2b_241.037
König Rother; Ortnit, Hugdietrich; Wolfdietrich. (I 45.)

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g. Der fränkische Sagenkreis oder die Karlssage: Karl der Große p2b_241.039
und Roland als Gotteskämpfer. (I 45.)

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h. Der bretonisch=keltische Sagenkreis oder die Artussage: Artus p2b_241.041
und seine Tafelrunde; ein britischer König, durch seine Verteidigung gegen die p2b_241.042
Sachsen bekannt. Um ihn sind versammelt: Parcival, Lohengrin, Jwein, p2b_241.043
Tristan, Gawein, Erec, Lanzelot, Wigalois u. a. (I 45.)

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gemeint, ist älter als die geschriebene Geschichte. Sie ruht auf uralter, p2b_241.002
wirklicher, ungeschriebener, entstellter Geschichte. Der Dichter darf sich daher p2b_241.003
Einschaltungen, Ergänzungen, Änderungen gestatten.

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2. Man gebraucht das Wort Sage meist für eigentlich weltliche Sagen, p2b_241.005
wie auch für Volkssagen, also für Stamm=, Geschlechts- und Heroensagen, nicht p2b_241.006
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Wesen oder Götter sind.

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Neben den Sagen von geringem Umfang (z. B. Rückerts und Chamissos p2b_241.009
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3. Mehrere Sagen, die sich auf den nämlichen Helden und auf andere p2b_241.013
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Sagenkreis.

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Für einen Überblick der vielen deutschen Sagen besonders der mittelhochdeutschen p2b_241.016
Poesie kann man dieselben in folgende nach den Volksstämmen angeordnete p2b_241.017
Sagenkreise einteilen:

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gehören zu diesem Sagenkreis.

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Hawart, Jring und Jrnfried.

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Nifland und Jrolt von Ortland &c.

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König Rother; Ortnit, Hugdietrich; Wolfdietrich. (I 45.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/263>, abgerufen am 23.07.2024.