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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Zustand, wie dieser auch für weitere Zeiten, noch über die Gegenwart hinausreichend, p2b_168.002
als zutreffend erscheint. Jhr Zweck ist somit symbolisch vorgeführte p2b_168.003
Belehrung.

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2. Lehre und einkleidende Anschauung unterscheiden die Parabel von der p2b_168.005
Fabel. Während die Fabel, auf einer niederen Stufe des Lehrhaften stehend, p2b_168.006
eine wenig anspruchsvolle Form hat, ist die Parabel für sittliche Lehren von p2b_168.007
höherer Bedeutung bestimmt und daher einer mehr künstlerischen oder im Sinn p2b_168.008
des § 116 (Bd. I.) metrisch freien Form fähig. (Vgl. unten Beispiel a.) p2b_168.009
Bei der Lehre, welche die Fabel giebt, ist es meist ganz gleichgültig, ob das p2b_168.010
Tier ein Fuchs oder ein Wolf, ob der Baum ein Apfelbaum oder ein p2b_168.011
Birnbaum, oder eine Eiche ist; bei der Parabel besteht eine bestimmte Wirklichkeit: p2b_168.012
die Wirklichkeit menschlicher Verhältnisse, weshalb sie eine höhere Stufe p2b_168.013
nach Form und Lehre einnimmt, als die Fabel. Mit der Fabel hat die Parabel p2b_168.014
gemein, daß sie irgend eine Wahrheit von allgemeiner Bedeutung durch eine p2b_168.015
Erdichtung zur Anschauung bringt. Von ihr unterscheidet sie sich jedoch dadurch, p2b_168.016
daß die durch sie ausgesprochene Wahrheit eben dem höheren Geistesleben p2b_168.017
angehört und die Auftretenden daher am liebsten Menschen selbst sind. p2b_168.018
Nur ausnahmsweise werden Tiere als Symbole gebraucht; in diesem p2b_168.019
Falle aber nur edlere Tiere: Löwe, Elephant, Pferd, Kamel. Von der p2b_168.020
Allegorie (einer Reihe symbolischer Bezeichnungen) unterscheidet sich die p2b_168.021
Parabel dadurch, daß jene nur einen Zustand durch Bilder in ein klares p2b_168.022
Licht setzen will, diese aber eine höhere Wahrheit im Bilde anschaulich p2b_168.023
macht. Während man daher bei der Allegorie schließlich nur eine Beschreibung p2b_168.024
erhält, hat man bei der Parabel eine Belehrung.

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Beispiele der Parabel.

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a. Die Königswahl der Bäume. Aus dem Buche der Richter von p2b_168.027
Amara George. (Aus Mythoterpe. 1858. S. 406.)

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Es wollten einst die Bäume p2b_168.029
Sich einen König wählen. p2b_168.030
Sie sprachen zu dem Ölbaum: p2b_168.031
"Sei König über uns! p2b_168.032
Wir wollen unter Deinem Schirme leben." p2b_168.033
Der Ölbaum aber sprach: p2b_168.034
"Soll ich lassen von meiner Fettigkeit, p2b_168.035
Die mir so großen Ruhm verleiht, p2b_168.036
Um über Euch im Luftrevier zu schweben?" p2b_168.037
Da sprachen sie, die Bäume, p2b_168.038
Zum Feigenbaum: "Wohlan, p2b_168.039
So sollst Du uns befehlen!" p2b_168.040
Es sprach jedoch der Feigenbaum: p2b_168.041
"Soll ich lassen von meiner Süße, p2b_168.042
Von meiner Früchte Köstlichkeit, p2b_168.043
Die alle loben weit und breit, p2b_168.044
Solch einen luftigen Herrscher abzugeben?" p2b_168.045
Da sprachen sie, die Bäume, zu dem Weinstock: p2b_168.046
"So sei Du unser Herr und Hort!" p2b_168.047
Der Weinstock aber sprach:

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Beispiele der Parabel.

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a. Die Königswahl der Bäume. Aus dem Buche der Richter von p2b_168.027
Amara George. (Aus Mythoterpe. 1858. S. 406.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/190>, abgerufen am 22.11.2024.