Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_117.001 p2b_117.004 p2b_117.010 Den Stöpsel weg! und schenket ein! p2b_117.013 Schenkt ein, daß unser Herz erglühe p2b_117.014 Und wie die Blum' am Sonnenschein, p2b_117.015 So an der Glut des Weins erblühe! p2b_117.016 Den Stöpsel weg! dann wird es klar: p2b_117.017 Was sich in einem Nu gefunden, p2b_117.018 Das ist sogleich für jedes Jahr, p2b_117.019 Ja für die Ewigkeit verbunden. p2b_117.020 So recht! jetzt werft den Stöpsel fort! p2b_117.021 Ei, der verfluchte Kerkermeister, p2b_117.022 Der wollt' uns zwinghern Wein und Wort, p2b_117.023 Und trennen alle guten Geister! p2b_117.024 p2b_117.028Der Stöpsel war Philisterei, p2b_117.025 Die uns nichts Gutes wollte gönnen - p2b_117.026 Die Flasch' und unser Herz ist frei, p2b_117.027 Und wir, wir zeigen, was wir können. Drum trinken wir, von Fr. Storck. p2b_117.029 Wir trinken, weil wir durstig sind, p2b_117.030 Und weils uns eben schmeckt; p2b_117.031 Weil Leib und Geist an Kraft gewinnt, p2b_117.032 Zu Licht und Mut uns weckt. p2b_117.033 Weil Sorg und Leid beim vollen Glas p2b_117.034 Jn Lust sich wandelt schier, p2b_117.035 Und weil uns Gott geschenkt das Naß: p2b_117.036 Drum, Brüder, trinken wir. 2. Das Anakreontische Lied. p2b_117.038 p2b_117.001 p2b_117.004 p2b_117.010 Den Stöpsel weg! und schenket ein! p2b_117.013 Schenkt ein, daß unser Herz erglühe p2b_117.014 Und wie die Blum' am Sonnenschein, p2b_117.015 So an der Glut des Weins erblühe! p2b_117.016 Den Stöpsel weg! dann wird es klar: p2b_117.017 Was sich in einem Nu gefunden, p2b_117.018 Das ist sogleich für jedes Jahr, p2b_117.019 Ja für die Ewigkeit verbunden. p2b_117.020 So recht! jetzt werft den Stöpsel fort! p2b_117.021 Ei, der verfluchte Kerkermeister, p2b_117.022 Der wollt' uns zwinghern Wein und Wort, p2b_117.023 Und trennen alle guten Geister! p2b_117.024 p2b_117.028Der Stöpsel war Philisterei, p2b_117.025 Die uns nichts Gutes wollte gönnen ─ p2b_117.026 Die Flasch' und unser Herz ist frei, p2b_117.027 Und wir, wir zeigen, was wir können. Drum trinken wir, von Fr. Storck. p2b_117.029 Wir trinken, weil wir durstig sind, p2b_117.030 Und weils uns eben schmeckt; p2b_117.031 Weil Leib und Geist an Kraft gewinnt, p2b_117.032 Zu Licht und Mut uns weckt. p2b_117.033 Weil Sorg und Leid beim vollen Glas p2b_117.034 Jn Lust sich wandelt schier, p2b_117.035 Und weil uns Gott geschenkt das Naß: p2b_117.036 Drum, Brüder, trinken wir. 2. Das Anakreontische Lied. p2b_117.038 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <p><pb facs="#f0139" n="117"/><lb n="p2b_117.001"/> Daumer (Liederblüten des Hafis); Usteri (Freut euch des Lebens); Kotzebue <lb n="p2b_117.002"/> (Es kann ja nicht immer so bleiben); Miller (Was frag ich viel nach Geld und <lb n="p2b_117.003"/> Gut); Hölty (Wer wollte sich mit Grillen plagen).</p> <p><lb n="p2b_117.004"/> Hoffmann v. Fallersleben hat unter dem Titel: „Gesellschaftslieder des <lb n="p2b_117.005"/> 16. und 17. Jahrhunderts“ eine Sammlung solcher Lieder herausgegeben &c. <lb n="p2b_117.006"/> Desgleichen im G. J. Göschenschen Verlag F. W. Freih. v. Ditfurth 100 <lb n="p2b_117.007"/> Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit und <lb n="p2b_117.008"/> ohne Singweisen, sowie 100 unedierte Lieder des 16. und 17. Jahrhunderts <lb n="p2b_117.009"/> mit ihren zweistimmigen Singweisen.</p> <p> <lb n="p2b_117.010"/> <hi rendition="#g">Beispiel des geselligen Liedes.</hi> <lb n="p2b_117.011"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Trinklied von Hoffmann</hi> v. <hi rendition="#g">Fallersleben.</hi></hi> <lb n="p2b_117.012"/> <lg> <l> Den Stöpsel weg! und schenket ein!</l> <lb n="p2b_117.013"/> <l>Schenkt ein, daß unser Herz erglühe</l> <lb n="p2b_117.014"/> <l>Und wie die Blum' am Sonnenschein,</l> <lb n="p2b_117.015"/> <l>So an der Glut des Weins erblühe! </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_117.016"/> <l> Den Stöpsel weg! dann wird es klar:</l> <lb n="p2b_117.017"/> <l>Was sich in einem Nu gefunden,</l> <lb n="p2b_117.018"/> <l>Das ist sogleich für jedes Jahr,</l> <lb n="p2b_117.019"/> <l>Ja für die Ewigkeit verbunden. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_117.020"/> <l> So recht! jetzt werft den Stöpsel fort!</l> <lb n="p2b_117.021"/> <l>Ei, der verfluchte Kerkermeister,</l> <lb n="p2b_117.022"/> <l>Der wollt' uns zwinghern Wein und Wort,</l> <lb n="p2b_117.023"/> <l>Und trennen alle guten Geister! </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_117.024"/> <l> Der Stöpsel war Philisterei,</l> <lb n="p2b_117.025"/> <l>Die uns nichts Gutes wollte gönnen ─</l> <lb n="p2b_117.026"/> <l>Die Flasch' und unser Herz ist frei,</l> <lb n="p2b_117.027"/> <l>Und wir, wir zeigen, was wir können.</l> </lg> <lb n="p2b_117.028"/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Drum trinken wir, von Fr. 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Es ist einfach, leicht, naiv. <lb n="p2b_117.041"/> Seinen Namen hat es von dem griechischen Dichter Anakreon (geb. <lb n="p2b_117.042"/> 550 v. Chr), dessen 67 uns erhaltenen Liedern es nachgebildet ist.</p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0139]
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Daumer (Liederblüten des Hafis); Usteri (Freut euch des Lebens); Kotzebue p2b_117.002
(Es kann ja nicht immer so bleiben); Miller (Was frag ich viel nach Geld und p2b_117.003
Gut); Hölty (Wer wollte sich mit Grillen plagen).
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Hoffmann v. Fallersleben hat unter dem Titel: „Gesellschaftslieder des p2b_117.005
16. und 17. Jahrhunderts“ eine Sammlung solcher Lieder herausgegeben &c. p2b_117.006
Desgleichen im G. J. Göschenschen Verlag F. W. Freih. v. Ditfurth 100 p2b_117.007
Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit und p2b_117.008
ohne Singweisen, sowie 100 unedierte Lieder des 16. und 17. Jahrhunderts p2b_117.009
mit ihren zweistimmigen Singweisen.
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Beispiel des geselligen Liedes. p2b_117.011
Trinklied von Hoffmann v. Fallersleben. p2b_117.012
Den Stöpsel weg! und schenket ein! p2b_117.013
Schenkt ein, daß unser Herz erglühe p2b_117.014
Und wie die Blum' am Sonnenschein, p2b_117.015
So an der Glut des Weins erblühe!
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Den Stöpsel weg! dann wird es klar: p2b_117.017
Was sich in einem Nu gefunden, p2b_117.018
Das ist sogleich für jedes Jahr, p2b_117.019
Ja für die Ewigkeit verbunden.
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So recht! jetzt werft den Stöpsel fort! p2b_117.021
Ei, der verfluchte Kerkermeister, p2b_117.022
Der wollt' uns zwinghern Wein und Wort, p2b_117.023
Und trennen alle guten Geister!
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Der Stöpsel war Philisterei, p2b_117.025
Die uns nichts Gutes wollte gönnen ─ p2b_117.026
Die Flasch' und unser Herz ist frei, p2b_117.027
Und wir, wir zeigen, was wir können.
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Drum trinken wir, von Fr. Storck. p2b_117.029
Wir trinken, weil wir durstig sind, p2b_117.030
Und weils uns eben schmeckt; p2b_117.031
Weil Leib und Geist an Kraft gewinnt, p2b_117.032
Zu Licht und Mut uns weckt.
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Weil Sorg und Leid beim vollen Glas p2b_117.034
Jn Lust sich wandelt schier, p2b_117.035
Und weil uns Gott geschenkt das Naß: p2b_117.036
Drum, Brüder, trinken wir.
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2. Das Anakreontische Lied. p2b_117.038
Das Anakreontische Lied besingt meist Liebe, Wein und Lebensgenuß. p2b_117.039
Es hat anmutigen, leichten, lyrischen, sangbaren Charakter p2b_117.040
und liebt Maßhalten im feineren Takte. Es ist einfach, leicht, naiv. p2b_117.041
Seinen Namen hat es von dem griechischen Dichter Anakreon (geb. p2b_117.042
550 v. Chr), dessen 67 uns erhaltenen Liedern es nachgebildet ist.
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