Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_755.001 p1b_755.003 Einzelne Formen überzwanzigzeiliger Strophen. p1b_755.019 p1b_755.020 p1b_755.021 p1b_755.022 p1b_755.023 p1b_755.024 p1b_755.025 p1b_755.026 p1b_755.027 p1b_755.028 p1b_755.029 p1b_755.030 p1b_755.034 p1b_755.036 p1b_755.037 p1b_755.001 p1b_755.003 Einzelne Formen überzwanzigzeiliger Strophen. p1b_755.019 p1b_755.020 p1b_755.021 p1b_755.022 p1b_755.023 p1b_755.024 p1b_755.025 p1b_755.026 p1b_755.027 p1b_755.028 p1b_755.029 p1b_755.030 p1b_755.034 p1b_755.036 p1b_755.037 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0789" n="755"/><lb n="p1b_755.001"/> zuzuspitzen, daß das Ende desselben mit dem Schluß einer genau <lb n="p1b_755.002"/> bestimmten Strophe zusammenfällt.</p> <p><lb n="p1b_755.003"/> Von Sangbarkeit kann bei überzwanzigzeiligen Strophen dann <lb n="p1b_755.004"/> wohl die Rede noch sein, wenn sie kurze Zeilen haben. Wenn Geibel <lb n="p1b_755.005"/> eine langzeilige Zwölfzeile (die Spielmannsstrophe § 209) zum Volksliede <lb n="p1b_755.006"/> zu erheben vermochte, warum sollte nicht auch eine kurzzeilige <lb n="p1b_755.007"/> Vierundzwanzigzeile desselben Vorzugs sich erfreuen dürfen! Jn der <lb n="p1b_755.008"/> Regel haben die langen Strophen nur oratorischen Charakter und <lb n="p1b_755.009"/> können ─ wie die Odenmaße ─ meist nur als schematische Kunstdichtungen <lb n="p1b_755.010"/> gelten. Bei den Minnesingern finden wir nur 3 überzwanzigzeilige <lb n="p1b_755.011"/> Strophen. Die neueren Dichter haben nicht ein einziges <lb n="p1b_755.012"/> Gedicht, welches aus <hi rendition="#g">mehreren</hi> überzwanzigzeiligen Strophen bestände, <lb n="p1b_755.013"/> wohl aber mehrere überzwanzigzeilige Strophen, welche abgeschlossene <lb n="p1b_755.014"/> kleine Dichtungen bilden. Manche Chorstrophen in Schillers Übersetzung <lb n="p1b_755.015"/> der Jphigenie von Euripides sind mehr als 20zeilig u. s. w. <lb n="p1b_755.016"/> Desgl. einzelne Dichtungen und Übersetzungen Platens und Nachahmungen <lb n="p1b_755.017"/> oder Übersetzungen der Pindarschen Oden &c.</p> <lb n="p1b_755.018"/> <p> <hi rendition="#c">Einzelne Formen überzwanzigzeiliger Strophen.</hi> </p> <p><lb n="p1b_755.019"/> 1. 21<hi rendition="#g">zeilige Strophen</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.020"/><hi rendition="#aq">a</hi>. Schema: <hi rendition="#aq">a b a b c d │ e f e f c │ d g h g h i k i k d</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.021"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Walther v. d. Vogelweide (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 267. 73).</p> <p><lb n="p1b_755.022"/><hi rendition="#aq">b</hi>. Schema: <hi rendition="#aq">a a b c c d │ e e b f f d │ g h i h k k k l l</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.023"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Marner (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 236. 2).</p> <p><lb n="p1b_755.024"/> 2. 22<hi rendition="#g">zeilige Strophen</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.025"/> Schema: <hi rendition="#aq">a a b c │ d d e c │ f g f g h h g i i i k g k g</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.026"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Tanhuser (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">II</hi>. 91. 9).</p> <p><lb n="p1b_755.027"/> 3. 23<hi rendition="#g">zeilige Strophen</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.028"/> Schema: <hi rendition="#aq">a b a b a a c │ a b a b a a c │ d e d e d e d d e</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.029"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Gottfried v. Nifen (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 50. 20).</p> <p><lb n="p1b_755.030"/> Eine 23zeilige Strophe mit 23 <hi rendition="#aq">a</hi>=Reimen, ähnlich dem 20zeiligen <lb n="p1b_755.031"/> Beispiel des Kanzlers (§ 217. S. 752 d. B.) hat Hoffmann in seinem Hoch <lb n="p1b_755.032"/> auf Freiligrath geliefert. Es beginnt: „Heil ihm, der den geraden <hi rendition="#g">Pfad</hi>“, <lb n="p1b_755.033"/> und der Schluß ist „Ferdinand Freilig<hi rendition="#g">rath</hi>“.</p> <p><lb n="p1b_755.034"/> 4. Eine freundliche Vierundzwanzigzeile würde das in gebrochenen Zeilen <lb n="p1b_755.035"/> zu schreibende Beispiel Nr. 58 S. 728 ergeben.</p> <p><lb n="p1b_755.036"/> 5. 25<hi rendition="#g">zeilige Strophe</hi>.</p> <p><lb n="p1b_755.037"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Tieck (Bd. <hi rendition="#aq">XX</hi>. S. 173).</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [755/0789]
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zuzuspitzen, daß das Ende desselben mit dem Schluß einer genau p1b_755.002
bestimmten Strophe zusammenfällt.
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Von Sangbarkeit kann bei überzwanzigzeiligen Strophen dann p1b_755.004
wohl die Rede noch sein, wenn sie kurze Zeilen haben. Wenn Geibel p1b_755.005
eine langzeilige Zwölfzeile (die Spielmannsstrophe § 209) zum Volksliede p1b_755.006
zu erheben vermochte, warum sollte nicht auch eine kurzzeilige p1b_755.007
Vierundzwanzigzeile desselben Vorzugs sich erfreuen dürfen! Jn der p1b_755.008
Regel haben die langen Strophen nur oratorischen Charakter und p1b_755.009
können ─ wie die Odenmaße ─ meist nur als schematische Kunstdichtungen p1b_755.010
gelten. Bei den Minnesingern finden wir nur 3 überzwanzigzeilige p1b_755.011
Strophen. Die neueren Dichter haben nicht ein einziges p1b_755.012
Gedicht, welches aus mehreren überzwanzigzeiligen Strophen bestände, p1b_755.013
wohl aber mehrere überzwanzigzeilige Strophen, welche abgeschlossene p1b_755.014
kleine Dichtungen bilden. Manche Chorstrophen in Schillers Übersetzung p1b_755.015
der Jphigenie von Euripides sind mehr als 20zeilig u. s. w. p1b_755.016
Desgl. einzelne Dichtungen und Übersetzungen Platens und Nachahmungen p1b_755.017
oder Übersetzungen der Pindarschen Oden &c.
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Einzelne Formen überzwanzigzeiliger Strophen.
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1. 21zeilige Strophen.
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a. Schema: a b a b c d │ e f e f c │ d g h g h i k i k d.
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Beispiel: Walther v. d. Vogelweide (Hagens Minnes. I. 267. 73).
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b. Schema: a a b c c d │ e e b f f d │ g h i h k k k l l.
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Beispiel: Marner (Hagens Minnes. II. 236. 2).
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2. 22zeilige Strophen.
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Schema: a a b c │ d d e c │ f g f g h h g i i i k g k g.
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Beispiel: Tanhuser (Hagens Minnes. II. 91. 9).
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3. 23zeilige Strophen.
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Schema: a b a b a a c │ a b a b a a c │ d e d e d e d d e.
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Beispiel: Gottfried v. Nifen (Hagens Minnes. I. 50. 20).
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Eine 23zeilige Strophe mit 23 a=Reimen, ähnlich dem 20zeiligen p1b_755.031
Beispiel des Kanzlers (§ 217. S. 752 d. B.) hat Hoffmann in seinem Hoch p1b_755.032
auf Freiligrath geliefert. Es beginnt: „Heil ihm, der den geraden Pfad“, p1b_755.033
und der Schluß ist „Ferdinand Freiligrath“.
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4. Eine freundliche Vierundzwanzigzeile würde das in gebrochenen Zeilen p1b_755.035
zu schreibende Beispiel Nr. 58 S. 728 ergeben.
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5. 25zeilige Strophe.
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Beispiel: Tieck (Bd. XX. S. 173).
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