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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Beispiel: Lob der Frauen von Fr. Schlegel. (Werke 8. 121. 6 Str.)

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33. a x x x x x x x x x x a x. (Schefers Liebesstrophe.)

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Beispiel:

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Alles schön ist in der Liebe, p1b_733.006
Jn der Lieb' ist alles süß, p1b_733.007
Süß das Schauen, süß das Glühen, p1b_733.008
Süß ist Wünschen, süß ist Hoffen, p1b_733.009
Das Erwerben, das Erreichen. p1b_733.010
Das Erinnern, o wie lächelnd; p1b_733.011
Das Verlieren, noch wie rührend - p1b_733.012
Aber über alles selig p1b_733.013
Jst das liebliche Verweigern! p1b_733.014
Darin flammt das Unerreichte p1b_733.015
Schon noch himmlischer erreicht! p1b_733.016
Alles süß ist in der Liebe, p1b_733.017
Jn der Lieb ist alles schön. (1 Strophe.)
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(Leop. Schefer.)

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(Der a=Reim ist jedenfalls nicht beabsichtigt, somit diese Strophe reimlos.)

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§ 211. Die vierzehnzeilige Strophe.

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Die deutsche 14zeilige Strophe ist bei den Minnesingern in p1b_733.022
16 Formen vertreten. Jn der neueren poetischen Litteratur findet sie p1b_733.023
sich häufiger als die 13zeilige. Kopisch, Sallet, Goethe, Rückert, p1b_733.024
Gottschall, Karl Beck, Hoffmann von Fallersleben und Bodenstedt p1b_733.025
sind ihre hauptsächlichsten Bearbeiter.

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Goethe, der in "Rastlose Liebe" mit Jamben beginnt, um in p1b_733.027
Anapäste und Daktylen überzugehen, schließt eine freundliche Vierzehnzeile p1b_733.028
im Zauberlehrling durch einen 6zeiligen Refrain. Rückert, der p1b_733.029
in seiner einreimigen Lobstrophe eine der originellsten Vierzehnzeilen p1b_733.030
bildet, weiß im Guckkasten sehr geschickt den Rhythmus zu wechseln; p1b_733.031
seine alle Gebiete berührende, im beweglichen Jambus einherschreitende p1b_733.032
Schilderung erhält in den letzten 4 Zeilen jeder Strophe durch den p1b_733.033
Trochäus einen Halt, der jedesmal die Rückkehr zum Guckkasten beginnt.

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Freundliche, an die Rückertschen selbständig auftretenden Achtzeilen p1b_733.035
erinnernde Gebilde sind die Goetheschen Vierzehnzeilen "Seance" p1b_733.036
(Bd. II. 199) und "Versus memoriales" (Bd. II. 238). Die Rückertschen p1b_733.037
Vierzehnzeilen zeichnen sich vor den Goetheschen aus durch strophisch p1b_733.038
schönen Abschluß, z. B. Das Lob, und Der Stern des Lebens (Rückerts p1b_733.039
Ges. Ausg. VII. 131 u. 433) wie durch architektonische Gliederung, p1b_733.040
z. B. Zwölf Freier (Ges. Ausg. I. 534). Zwar liebt die Architektonik p1b_733.041
der Strophe im allgemeinen keine allzugroßen Gruppen; doch hat Rückert p1b_733.042
die Monotonie durch den Wechsel im Reimgeschlecht, durch Verschiedenheit p1b_733.043
in der Zeilenlänge und im Rhythmus zu beseitigen verstanden.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/767>, abgerufen am 22.11.2024.