Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
p1b_651.001

b.

Ein König ist der Wein! p1b_651.002
Mit Segen reich beladen p1b_651.003
Jst er von Gottes Gnaden p1b_651.004
Und mancher Purpur sein, p1b_651.005
Ein König ist der Wein!
p1b_651.006

(Franz von Kobells Königslied.)

p1b_651.007
Vgl. auch Rückerts Gedicht Die Heilwege.

p1b_651.008
13. a a b b a.

p1b_651.009
Hier gesellt sich der Abgesang a zu zwei Reimpaaren.

p1b_651.010

a.

Schlaf', Kindlein, schlaf', p1b_651.011
Der Vater hüt't die Schaf, p1b_651.012
Die Mutter schüttelt's Bäumelein, p1b_651.013
Da fällt herab ein Träumelein. p1b_651.014
Schlaf', Kindlein, schlaf!
p1b_651.015

(Wiegenlied, Volksweise. Aus des Knaben Wunderhorn.)

p1b_651.016

b.

Der Tag ist kalt und trüb und traurig; p1b_651.017
Es regnet, und der Wind weht schaurig; p1b_651.018
Noch hält sich die Reb' an der Mauer mit Not, p1b_651.019
Doch am Boden schon liegen die Blätter tot, p1b_651.020
Und der Tag ist trüb und traurig.
p1b_651.021

(Longfellows Regentag, übers. v. Freiligrath.)

p1b_651.022
Vgl. noch Rückerts Ges. Ausg. II. 367 und 466, sowie VII. 10.

p1b_651.023
14. a b b b a. (Rückerts Duftstrophe.)

p1b_651.024
Eine nur von Rückert angewandte 5zeilige Strophenform.

p1b_651.025

Beispiel:

Es kam das zarte Fräulein Luft p1b_651.026
Vom Himmel her entstiegen, p1b_651.027
Und sah in Blumenwiegen p1b_651.028
Den zarten Knaben liegen, p1b_651.029
Den zarten Knaben Duft. (Rückerts Ges. Ausg. III. 63.)

p1b_651.030
15. a a b c a.

p1b_651.031

Beispiel:

Schön bist du, allein p1b_651.032
Noch bist du nicht mein; p1b_651.033
O küß mich, p1b_651.034
So sollst du p1b_651.035
Die schönste mir sein.

(Rückerts Ges. Ausg. I. 519.)

p1b_651.036
16. a b a a c.

p1b_651.037
Beispiel:

p1b_651.038
Und als die Schneider revoltiert, - p1b_651.039
Courage! Courage! p1b_651.040
So haben gar grausam sie massakriert p1b_651.041
Und stolz am Ende parlamentiert: p1b_651.042
Herr König, das sollst du uns schwören.
p1b_651.043

(Chamisso, Kleidermachermut.)

p1b_651.001

b.

Ein König ist der Wein! p1b_651.002
Mit Segen reich beladen p1b_651.003
Jst er von Gottes Gnaden p1b_651.004
Und mancher Purpur sein, p1b_651.005
Ein König ist der Wein!
p1b_651.006

(Franz von Kobells Königslied.)

p1b_651.007
Vgl. auch Rückerts Gedicht Die Heilwege.

p1b_651.008
13. a a b b a.

p1b_651.009
Hier gesellt sich der Abgesang a zu zwei Reimpaaren.

p1b_651.010

a.

Schlaf', Kindlein, schlaf', p1b_651.011
Der Vater hüt't die Schaf, p1b_651.012
Die Mutter schüttelt's Bäumelein, p1b_651.013
Da fällt herab ein Träumelein. p1b_651.014
Schlaf', Kindlein, schlaf!
p1b_651.015

(Wiegenlied, Volksweise. Aus des Knaben Wunderhorn.)

p1b_651.016

b.

Der Tag ist kalt und trüb und traurig; p1b_651.017
Es regnet, und der Wind weht schaurig; p1b_651.018
Noch hält sich die Reb' an der Mauer mit Not, p1b_651.019
Doch am Boden schon liegen die Blätter tot, p1b_651.020
Und der Tag ist trüb und traurig.
p1b_651.021

(Longfellows Regentag, übers. v. Freiligrath.)

p1b_651.022
Vgl. noch Rückerts Ges. Ausg. II. 367 und 466, sowie VII. 10.

p1b_651.023
14. a b b b a. (Rückerts Duftstrophe.)

p1b_651.024
Eine nur von Rückert angewandte 5zeilige Strophenform.

p1b_651.025

Beispiel:

Es kam das zarte Fräulein Luft p1b_651.026
Vom Himmel her entstiegen, p1b_651.027
Und sah in Blumenwiegen p1b_651.028
Den zarten Knaben liegen, p1b_651.029
Den zarten Knaben Duft. (Rückerts Ges. Ausg. III. 63.)

p1b_651.030
15. a a b c a.

p1b_651.031

Beispiel:

Schön bist du, allein p1b_651.032
Noch bist du nicht mein; p1b_651.033
O küß mich, p1b_651.034
So sollst du p1b_651.035
Die schönste mir sein.

(Rückerts Ges. Ausg. I. 519.)

p1b_651.036
16. a b a a c.

p1b_651.037
Beispiel:

p1b_651.038
Und als die Schneider revoltiert, ─ p1b_651.039
Courage! Courage! p1b_651.040
So haben gar grausam sie massakriert p1b_651.041
Und stolz am Ende parlamentiert: p1b_651.042
Herr König, das sollst du uns schwören.
p1b_651.043

(Chamisso, Kleidermachermut.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0685" n="651"/>
              <lb n="p1b_651.001"/>
              <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p>
              <lg>
                <l>Ein König ist der Wein!</l>
                <lb n="p1b_651.002"/>
                <l>Mit Segen reich beladen</l>
                <lb n="p1b_651.003"/>
                <l>Jst er von Gottes Gnaden</l>
                <lb n="p1b_651.004"/>
                <l>Und mancher Purpur sein,</l>
                <lb n="p1b_651.005"/>
                <l>Ein König ist der Wein!</l>
              </lg>
              <lb n="p1b_651.006"/>
              <p> <hi rendition="#right">(Franz von Kobells Königslied.)</hi> </p>
              <p><lb n="p1b_651.007"/>
Vgl. auch Rückerts Gedicht Die Heilwege.</p>
              <p><lb n="p1b_651.008"/>
13. <hi rendition="#aq">a a b b a</hi>.</p>
              <p><lb n="p1b_651.009"/>
Hier gesellt sich der Abgesang <hi rendition="#aq">a</hi> zu zwei Reimpaaren.</p>
              <lb n="p1b_651.010"/>
              <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p>
              <lg>
                <l>Schlaf', Kindlein, schlaf',</l>
                <lb n="p1b_651.011"/>
                <l>Der Vater hüt't die Schaf,</l>
                <lb n="p1b_651.012"/>
                <l>Die Mutter schüttelt's Bäumelein,</l>
                <lb n="p1b_651.013"/>
                <l>Da fällt herab ein Träumelein.</l>
                <lb n="p1b_651.014"/>
                <l>Schlaf', Kindlein, schlaf!</l>
              </lg>
              <lb n="p1b_651.015"/>
              <p> <hi rendition="#right">(Wiegenlied, Volksweise. Aus des Knaben Wunderhorn.)</hi> </p>
              <lb n="p1b_651.016"/>
              <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p>
              <lg>
                <l>Der Tag ist kalt und trüb und traurig;</l>
                <lb n="p1b_651.017"/>
                <l>Es regnet, und der Wind weht schaurig;</l>
                <lb n="p1b_651.018"/>
                <l>Noch hält sich die Reb' an der Mauer mit Not,</l>
                <lb n="p1b_651.019"/>
                <l>Doch am Boden schon liegen die Blätter tot,</l>
                <lb n="p1b_651.020"/>
                <l> Und der Tag ist trüb und traurig.</l>
              </lg>
              <lb n="p1b_651.021"/>
              <p> <hi rendition="#right">(Longfellows Regentag, übers. v. Freiligrath.)</hi> </p>
              <p><lb n="p1b_651.022"/>
Vgl. noch Rückerts Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">II</hi>. 367 und 466, sowie <hi rendition="#aq">VII</hi>. 10.</p>
            </div>
            <div n="4">
              <p><lb n="p1b_651.023"/>
14. <hi rendition="#aq">a b b b a</hi>. (<hi rendition="#g">Rückerts Duftstrophe</hi>.)</p>
              <p><lb n="p1b_651.024"/>
Eine <hi rendition="#g">nur</hi> von Rückert angewandte 5zeilige Strophenform.</p>
              <lb n="p1b_651.025"/>
              <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p>
              <lg>
                <l>Es kam das zarte Fräulein Luft</l>
                <lb n="p1b_651.026"/>
                <l>Vom Himmel her entstiegen,</l>
                <lb n="p1b_651.027"/>
                <l>Und sah in Blumenwiegen</l>
                <lb n="p1b_651.028"/>
                <l>Den zarten Knaben liegen,</l>
                <lb n="p1b_651.029"/>
                <l>Den zarten Knaben Duft. (Rückerts Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">III</hi>. 63.)</l>
              </lg>
              <p><lb n="p1b_651.030"/>
15. <hi rendition="#aq">a a b c a</hi>.</p>
              <lb n="p1b_651.031"/>
              <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p>
              <lg>
                <l>Schön bist du, allein</l>
                <lb n="p1b_651.032"/>
                <l>Noch bist du nicht mein;</l>
                <lb n="p1b_651.033"/>
                <l>O küß mich,</l>
                <lb n="p1b_651.034"/>
                <l>So sollst du</l>
                <lb n="p1b_651.035"/>
                <l>Die schönste mir sein.</l>
              </lg>
              <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">I</hi>. 519.)</hi> </p>
              <p><lb n="p1b_651.036"/>
16. <hi rendition="#aq">a b a a c</hi>.</p>
              <p>
                <lb n="p1b_651.037"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p>
              <lb n="p1b_651.038"/>
              <lg>
                <l>Und als die Schneider revoltiert, &#x2500;</l>
                <lb n="p1b_651.039"/>
                <l> Courage! Courage!</l>
                <lb n="p1b_651.040"/>
                <l>So haben gar grausam sie massakriert</l>
                <lb n="p1b_651.041"/>
                <l>Und stolz am Ende parlamentiert:</l>
                <lb n="p1b_651.042"/>
                <l> Herr König, das sollst du uns schwören.</l>
              </lg>
              <lb n="p1b_651.043"/>
              <p> <hi rendition="#right">(Chamisso, Kleidermachermut.)</hi> </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[651/0685] p1b_651.001 b. Ein König ist der Wein! p1b_651.002 Mit Segen reich beladen p1b_651.003 Jst er von Gottes Gnaden p1b_651.004 Und mancher Purpur sein, p1b_651.005 Ein König ist der Wein! p1b_651.006 (Franz von Kobells Königslied.) p1b_651.007 Vgl. auch Rückerts Gedicht Die Heilwege. p1b_651.008 13. a a b b a. p1b_651.009 Hier gesellt sich der Abgesang a zu zwei Reimpaaren. p1b_651.010 a. Schlaf', Kindlein, schlaf', p1b_651.011 Der Vater hüt't die Schaf, p1b_651.012 Die Mutter schüttelt's Bäumelein, p1b_651.013 Da fällt herab ein Träumelein. p1b_651.014 Schlaf', Kindlein, schlaf! p1b_651.015 (Wiegenlied, Volksweise. Aus des Knaben Wunderhorn.) p1b_651.016 b. Der Tag ist kalt und trüb und traurig; p1b_651.017 Es regnet, und der Wind weht schaurig; p1b_651.018 Noch hält sich die Reb' an der Mauer mit Not, p1b_651.019 Doch am Boden schon liegen die Blätter tot, p1b_651.020 Und der Tag ist trüb und traurig. p1b_651.021 (Longfellows Regentag, übers. v. Freiligrath.) p1b_651.022 Vgl. noch Rückerts Ges. Ausg. II. 367 und 466, sowie VII. 10. p1b_651.023 14. a b b b a. (Rückerts Duftstrophe.) p1b_651.024 Eine nur von Rückert angewandte 5zeilige Strophenform. p1b_651.025 Beispiel: Es kam das zarte Fräulein Luft p1b_651.026 Vom Himmel her entstiegen, p1b_651.027 Und sah in Blumenwiegen p1b_651.028 Den zarten Knaben liegen, p1b_651.029 Den zarten Knaben Duft. (Rückerts Ges. Ausg. III. 63.) p1b_651.030 15. a a b c a. p1b_651.031 Beispiel: Schön bist du, allein p1b_651.032 Noch bist du nicht mein; p1b_651.033 O küß mich, p1b_651.034 So sollst du p1b_651.035 Die schönste mir sein. (Rückerts Ges. Ausg. I. 519.) p1b_651.036 16. a b a a c. p1b_651.037 Beispiel: p1b_651.038 Und als die Schneider revoltiert, ─ p1b_651.039 Courage! Courage! p1b_651.040 So haben gar grausam sie massakriert p1b_651.041 Und stolz am Ende parlamentiert: p1b_651.042 Herr König, das sollst du uns schwören. p1b_651.043 (Chamisso, Kleidermachermut.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/685
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/685>, abgerufen am 26.06.2024.