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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Studium dahin gelangen, daß ihre Werke uns spielend ergötzen." (Schiller.) p1b_029.002
Jm Unmute hat einer unserer großen Geister einmal erzürnt ausgerufen: p1b_029.003
Genie, und immer nur Genie! Was ist Genie? Genie ist Fleiß!

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Es gab eine Zeit, wo man ganz allgemein den Dichter für einen Erfinder p1b_029.005
hielt, der, unbekümmert um die Welt und ihren Lauf, alle Schätze der p1b_029.006
Dichtkunst fertig in seinem Geiste trage. Noch heute giebt es Leute, die jeden p1b_029.007
einen Verräter an der Dichtkunst schelten, der diesen Glauben nicht teilt. p1b_029.008
Jhnen ist der Ausspruch Goethes entgegenzustellen: "Man sagt wohl zum p1b_029.009
Lobe des Künstlers, er habe Alles aus sich selbst. Wenn ich das p1b_029.010
nur nicht wieder hören müßte!
Genau besehen sind die Produktionen p1b_029.011
eines solchen Original-Genies meistens Reminiscenzen: wer Erfahrung hat, p1b_029.012
wird sie einzeln nachzuweisen wissen." - "Angenommen", sagt Keiter in Versuch p1b_029.013
einer Theorie des Romans 1876, S. 79, "der Dichter schöpfe alles aus sich p1b_029.014
selbst, so bleibt doch die Frage bestehen, woher hat er diesen Reichtum? Angeboren p1b_029.015
ist er ihm nicht. Er hat ihn eben durch die Erfahrung erworben. p1b_029.016
Die Eindrücke sind von außen gekommen, das Gedächtnis hat sie ihm treu p1b_029.017
bewahrt, die Phantasie gestaltet sie zum Gedicht.... Wer will das Hangen und p1b_029.018
Bangen in schwebender Pein, das Himmel=hochjauchzen und zum Tode=betrübtsein p1b_029.019
der Liebe schildern, der nicht selbst ihre Leiden und Freuden gekostet? Je p1b_029.020
reicher demnach der Erfahrungsschatz des Dichters, um so mannigfaltiger sein p1b_029.021
Werk, um so lebensvoller und lebenswahrer wird er veranschaulichen können."

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Allerdings wäre es zu weit gegangen, wenn man behaupten wollte, daß p1b_029.023
Fleiß das einzige wäre, was den großen Dichter bildet. Es gehört Gesundheit p1b_029.024
des Geistes oder, wie wir es im § 2 nannten, eine hohe Urkräftigkeit p1b_029.025
der Anlagen dazu, die dann allerdings durch Fleiß und Studium zum Ziele p1b_029.026
führt. Alle großen Denker, Dichter und Künstler haben bewiesen, daß nur p1b_029.027
ein gesteigertes Arbeiten und Aufnehmen der Resultate ihrer Vorgänger in p1b_029.028
Wissenschaft und Kunst sie zur Höhe führte.

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Der scheinbar mühelos schaffende Goethe mußte es sich nach seinem eigenen p1b_029.030
Geständnis "recht sauer werden lassen!" (Vgl. auch Horaz.) "Die Kunst zu p1b_029.031
lernen", war Platen "nie zu träge"; Heine konnte sich nie genug thun in der p1b_029.032
sorgsamsten, fast ängstlichen Feile seiner leichten Lieder! Schiller, Rückert, Uhland, p1b_029.033
Geibel, Gottfr. Keller, Heyse u. A. bezeugen, was sie der Kunst und ihrer p1b_029.034
Pflege schulden. - Rudolph Gottschall sagt in Bl. f. lit. Unterh. 1854, p1b_029.035
Nr. 57: Unsere mit Haut und Haar zur Welt kommenden Genies vergessen p1b_029.036
nur zu sehr, daß die Poesie eine Kunst ist und jede Kunst die fertige p1b_029.037
Technik zu ihrer Voraussetzung bedarf. Es hat mit der Kunsthöhe eine eigentümliche p1b_029.038
Bewandtnis; man kann die Leiter fortwerfen, wenn man oben ist, doch p1b_029.039
ohne die Leiter kommt man nicht hinauf.
Der Gedankenschwung braucht p1b_029.040
den rhythmischen Schwung zum Träger, sonst kommt er nicht vom Fleck.

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Das sogenannte Genie ist gewiß bei sehr vielen vorhanden. Aber das p1b_029.042
Talent, dieses Genie zur Entfaltung zu bringen, das blitzartige Denken, das p1b_029.043
sich seine Objekte wählt, blieb in Folge ungünstiger Verhältnisse bei vielen p1b_029.044
eben ungepflegt.

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Studium dahin gelangen, daß ihre Werke uns spielend ergötzen.“ (Schiller.) p1b_029.002
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Genie, und immer nur Genie! Was ist Genie? Genie ist Fleiß!

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Es gab eine Zeit, wo man ganz allgemein den Dichter für einen Erfinder p1b_029.005
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Dichtkunst fertig in seinem Geiste trage. Noch heute giebt es Leute, die jeden p1b_029.007
einen Verräter an der Dichtkunst schelten, der diesen Glauben nicht teilt. p1b_029.008
Jhnen ist der Ausspruch Goethes entgegenzustellen: „Man sagt wohl zum p1b_029.009
Lobe des Künstlers, er habe Alles aus sich selbst. Wenn ich das p1b_029.010
nur nicht wieder hören müßte!
Genau besehen sind die Produktionen p1b_029.011
eines solchen Original-Genies meistens Reminiscenzen: wer Erfahrung hat, p1b_029.012
wird sie einzeln nachzuweisen wissen.“ ─ „Angenommen“, sagt Keiter in Versuch p1b_029.013
einer Theorie des Romans 1876, S. 79, „der Dichter schöpfe alles aus sich p1b_029.014
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Allerdings wäre es zu weit gegangen, wenn man behaupten wollte, daß p1b_029.023
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Der scheinbar mühelos schaffende Goethe mußte es sich nach seinem eigenen p1b_029.030
Geständnis „recht sauer werden lassen!“ (Vgl. auch Horaz.) „Die Kunst zu p1b_029.031
lernen“, war Platen „nie zu träge“; Heine konnte sich nie genug thun in der p1b_029.032
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Pflege schulden. ─ Rudolph Gottschall sagt in Bl. f. lit. Unterh. 1854, p1b_029.035
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Technik zu ihrer Voraussetzung bedarf. Es hat mit der Kunsthöhe eine eigentümliche p1b_029.038
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Das sogenannte Genie ist gewiß bei sehr vielen vorhanden. Aber das p1b_029.042
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/63>, abgerufen am 12.05.2024.