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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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d.

Ach das Thal noch kahl zumal, p1b_433.002
Weil noch licht, weil dicht noch nicht. p1b_433.003
Frühling thu dazu im Nu.(Rückert.)

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9. Der Anfangsreim.

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Er reimt die Anfangsworte der Verse, und zwar gepaart und p1b_433.006
gekreuzt.

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Wie der Kettenreim und das Echo ist er selbst in der Hand des besseren p1b_433.008
Dichters eine Art Spielerei, da ja der Sinn am Anfang des Verses noch keinen p1b_433.009
Eindruck gewonnen haben kann. Die Aufmerksamkeit ist am Anfang auf das p1b_433.010
Kommende gerichtet, weshalb ein Ruhepunkt an der Spitze der Strophe hemmend p1b_433.011
empfunden werden muß.

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Er tritt ebenso allein als in Verbindung mit dem Endreim auf.

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Beispiele:

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a. Gepaarte Anfangsreime.

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Leben wollen sie, wie die Herrn, p1b_433.016
Geben wollen sie niemals gern. p1b_433.017
Alt und jung ist nicht beisammen, p1b_433.018
Kalt und warm macht keine Flammen. p1b_433.019
Rote Lippen lieben nicht p1b_433.020
Tote Farb' im Angesicht.

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b. Gekreuzte und unterbrochene Anfangsreime.

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a.

Da sackt man auf, p1b_433.023
Und brennt das Haus, p1b_433.024
Da packt man auf, p1b_433.025
Und rennt hinaus.(Goethe.)
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b.

Zage nicht, wenn dich der grimme Tod will schrecken, p1b_433.027
Er erliegt dem, der ihn antritt ohne Zagen. p1b_433.028
Jage nicht das flücht'ge Reh des Weltgenusses; p1b_433.029
Denn es wird ein Leu und wird den Jäger jagen.(Rückert.)
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g.

Gelungen ist mir, was noch keinem je gelang; p1b_433.031
Daß jedem Wünscher nun sein Wunsch gelinge! p1b_433.032
Verdungen hatt' ich mich um Lohn, den ich bedang, p1b_433.033
Allein die Liebste hielt nicht die Bedinge. p1b_433.034
Gedrungen war ihr nicht an's Herz, was mich durchdrang; p1b_433.035
Wer hofft, daß einen Stein ein Ach durchdringe? p1b_433.036
Umschlungen war ich, ohne daß ich selbst umschlang; p1b_433.037
Um meinen Geist war ihrer Locken Schlinge. p1b_433.038
Erklungen war mein Sein von ihrer Stimme Klang, p1b_433.039
Und zitterte, daß es mit ihr verklinge.

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(Vgl. hierzu das Beispiel § 48. 2: "Was singt und sagt ihr" &c.)

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c. Anfang und Schluß des Verses reimen:

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a.

Schnaube, Winterwind, entlaube p1b_433.043
Nur die Zierden dieser Flur! p1b_433.044
Schmettre nieder und entblättre p1b_433.045
Doch, was dir will trotzen noch.
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d.

Ach das Thal noch kahl zumal, p1b_433.002
Weil noch licht, weil dicht noch nicht. p1b_433.003
Frühling thu dazu im Nu.(Rückert.)

p1b_433.004
9. Der Anfangsreim.

p1b_433.005
Er reimt die Anfangsworte der Verse, und zwar gepaart und p1b_433.006
gekreuzt.

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Wie der Kettenreim und das Echo ist er selbst in der Hand des besseren p1b_433.008
Dichters eine Art Spielerei, da ja der Sinn am Anfang des Verses noch keinen p1b_433.009
Eindruck gewonnen haben kann. Die Aufmerksamkeit ist am Anfang auf das p1b_433.010
Kommende gerichtet, weshalb ein Ruhepunkt an der Spitze der Strophe hemmend p1b_433.011
empfunden werden muß.

p1b_433.012
Er tritt ebenso allein als in Verbindung mit dem Endreim auf.

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Beispiele:

p1b_433.014
a. Gepaarte Anfangsreime.

p1b_433.015
Leben wollen sie, wie die Herrn, p1b_433.016
Geben wollen sie niemals gern. p1b_433.017
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b. Gekreuzte und unterbrochene Anfangsreime.

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α.

Da sackt man auf, p1b_433.023
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Und rennt hinaus.(Goethe.)
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β.

Zage nicht, wenn dich der grimme Tod will schrecken, p1b_433.027
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Jage nicht das flücht'ge Reh des Weltgenusses; p1b_433.029
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(Vgl. hierzu das Beispiel § 48. 2: „Was singt und sagt ihr“ &c.)

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c. Anfang und Schluß des Verses reimen:

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α.

Schnaube, Winterwind, entlaube p1b_433.043
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TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/467>, abgerufen am 22.11.2024.