Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_427.001 a. Wenn sie grollet, die Zornige p1b_427.003 p1b_427.004Jst sie die Hundert dornige.(Rückert.) b. Alle die Dingerchen, p1b_427.005 p1b_427.008Bänderchen, Miederchen, p1b_427.006 Jhr um die Fingerchen, p1b_427.007 Jhr um die Gliederchen. &c.(Rückert.) c. Daran die Totenbein nur glunkerten, p1b_427.009 p1b_427.010Und als sie all für mich hin funkerten &c. (Hans Sachs.) p1b_427.011 d. Das ist | kein ä | gyptischer p1b_427.016 Gerstenbrau, p1b_427.017 Jst apokalyptischer p1b_427.018 Himmelstau. &c. p1b_427.019 Rheinisch=fränkisch steirische p1b_427.020 Krätzer ihr, p1b_427.021 Weg! hinweg das bayrische p1b_427.022 Doppelbier! &c. p1b_427.023 Wer sich an teutonischem p1b_427.024 Gern erfrischt, p1b_427.025 Laß' es doch mit jonischem p1b_427.026 Unvermischt! &c. &c. p1b_427.027 p1b_427.034 p1b_427.041 p1b_427.001 a. Wenn sie grollet, die Zōrnĭgĕ p1b_427.003 p1b_427.004Jst sie die Hundert dornige.(Rückert.) b. Alle die Dingerchen, p1b_427.005 p1b_427.008Bänderchen, Miederchen, p1b_427.006 Jhr um die Fingerchen, p1b_427.007 Jhr um die Gliederchen. &c.(Rückert.) c. Daran die Totenbein nur glunkerten, p1b_427.009 p1b_427.010Und als sie all für mich hin funkerten &c. (Hans Sachs.) p1b_427.011 d. Dās ĭst │ kēin ä̆ │ gȳptĭschĕr p1b_427.016 Gerstenbrau, p1b_427.017 Jst apokalyptischer p1b_427.018 Himmelstau. &c. p1b_427.019 Rheinisch=fränkisch steirische p1b_427.020 Krätzer ihr, p1b_427.021 Weg! hinweg das bayrische p1b_427.022 Doppelbier! &c. p1b_427.023 Wer sich an teutonischem p1b_427.024 Gern erfrischt, p1b_427.025 Laß' es doch mit jonischem p1b_427.026 Unvermischt! &c. &c. p1b_427.027 p1b_427.034 p1b_427.041 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0461" n="427"/> <p> <lb n="p1b_427.001"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_427.002"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Wenn sie grollet, die <hi rendition="#g">Zōrnĭgĕ</hi></l> <lb n="p1b_427.003"/> <l>Jst sie die Hundert <hi rendition="#g">dornige.</hi><hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_427.004"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Alle die <hi rendition="#g">Dingerchen,</hi></l> <lb n="p1b_427.005"/> <l>Bänderchen, <hi rendition="#g">Miederchen,</hi></l> <lb n="p1b_427.006"/> <l>Jhr um die <hi rendition="#g">Fingerchen,</hi></l> <lb n="p1b_427.007"/> <l>Jhr um die <hi rendition="#g">Gliederchen.</hi> &c.<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_427.008"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">c</hi>.</p> <lg> <l>Daran die Totenbein nur <hi rendition="#g">glunkerten,</hi></l> <lb n="p1b_427.009"/> <l>Und als sie all für mich hin <hi rendition="#g">funkerten</hi> &c.</l> </lg> <lb n="p1b_427.010"/> <p> <hi rendition="#right">(Hans Sachs.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_427.011"/> Rückert gebraucht den gleitenden Reim mit Vorliebe in seinen Makamen. <lb n="p1b_427.012"/> Sodann in kleineren Gedichten, z. B. die christliche Kritik mit den Reimen: <lb n="p1b_427.013"/> gräuliche ─ abscheuliche, fledermausige ─ Grausige, gräßliche ─ häßliche &c. <lb n="p1b_427.014"/> Ferner im Trinkspruch zu griechischem Wein &c., dessen Strophenanfänge lauten:</p> <lb n="p1b_427.015"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">d</hi>.</p> <lg> <l>Dās ĭst │ kēin ä̆ │ gȳptĭschĕr</l> <lb n="p1b_427.016"/> <l>Gerstenbrau,</l> <lb n="p1b_427.017"/> <l>Jst apokalyptischer</l> <lb n="p1b_427.018"/> <l>Himmelstau. &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_427.019"/> <l>Rheinisch=fränkisch steirische</l> <lb n="p1b_427.020"/> <l>Krätzer ihr,</l> <lb n="p1b_427.021"/> <l>Weg! hinweg das bayrische</l> <lb n="p1b_427.022"/> <l>Doppelbier! &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_427.023"/> <l>Wer sich an teutonischem</l> <lb n="p1b_427.024"/> <l>Gern erfrischt,</l> <lb n="p1b_427.025"/> <l>Laß' es doch mit jonischem</l> <lb n="p1b_427.026"/> <l>Unvermischt! &c. &c.</l> </lg> <p><lb n="p1b_427.027"/> Ferner: „Wieviel Lachegötterchen“ mit den Reimen: Lächelengelchen, <lb n="p1b_427.028"/> Wängelchen, Spötterchen, Versöhnerchen, Verschönerchen. Ferner: Die Buße <lb n="p1b_427.029"/> (entledigen ─ predigen); der Prediger (Prediger ─ lediger); Stellen aus <lb n="p1b_427.030"/> Hafisens Liedern (Trunkene ─ Entsunkene); Perücke und Brille (Gefährlichkeit <lb n="p1b_427.031"/> ─ Beschwerlichkeit ─ Verehrlichkeit ─ Weltunentbehrlichkeit); Erotische Blumenlese <lb n="p1b_427.032"/> Nr. 4 (verführerisch ─ aufrührerisch); Wechselbedürfnis (Bedürfigen ─ <lb n="p1b_427.033"/> Unterwürfigen); in Rostem und Suhrab (Lebenraubenden ─ feuerschnaubenden).</p> <p><lb n="p1b_427.034"/> Von Goethe haben wir einzelne Proben bereits unter den daktylischen <lb n="p1b_427.035"/> Versen gegeben. Jch erinnere daher hier nur noch an die daktylischen Reime <lb n="p1b_427.036"/> im Schlußchor von Lila, Werke <hi rendition="#aq">VIII</hi>. 200, Ausg. 1840 (Zitternden ─ verbitternden, <lb n="p1b_427.037"/> verbündete ─ begründete, entronnenen ─ gewonnenen &c.); im <lb n="p1b_427.038"/> Schmiedchor von Pandora in Werke <hi rendition="#aq">X</hi>. 275 (entzündete ─ verbündete ─ <lb n="p1b_427.039"/> ründete, lebendige ─ Verständige ─ bändige); in Wanderers Gemütsruhe in <lb n="p1b_427.040"/> Werke <hi rendition="#aq">IV</hi>. 58 (Niederträchtige ─ Mächtige).</p> <p><lb n="p1b_427.041"/> Matthisson bietet in seiner Skolie (Gedichte S. 75) die daktylischen <lb n="p1b_427.042"/> Reime: entsiegelten ─ geflügelten, mosigen ─ rosigen; Uhland im Nachruf: </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [427/0461]
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Beispiele:
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a.
Wenn sie grollet, die Zōrnĭgĕ p1b_427.003
Jst sie die Hundert dornige.(Rückert.)
p1b_427.004
b.
Alle die Dingerchen, p1b_427.005
Bänderchen, Miederchen, p1b_427.006
Jhr um die Fingerchen, p1b_427.007
Jhr um die Gliederchen. &c.(Rückert.)
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c.
Daran die Totenbein nur glunkerten, p1b_427.009
Und als sie all für mich hin funkerten &c.
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(Hans Sachs.)
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Rückert gebraucht den gleitenden Reim mit Vorliebe in seinen Makamen. p1b_427.012
Sodann in kleineren Gedichten, z. B. die christliche Kritik mit den Reimen: p1b_427.013
gräuliche ─ abscheuliche, fledermausige ─ Grausige, gräßliche ─ häßliche &c. p1b_427.014
Ferner im Trinkspruch zu griechischem Wein &c., dessen Strophenanfänge lauten:
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d.
Dās ĭst │ kēin ä̆ │ gȳptĭschĕr p1b_427.016
Gerstenbrau, p1b_427.017
Jst apokalyptischer p1b_427.018
Himmelstau. &c.
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Rheinisch=fränkisch steirische p1b_427.020
Krätzer ihr, p1b_427.021
Weg! hinweg das bayrische p1b_427.022
Doppelbier! &c.
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Wer sich an teutonischem p1b_427.024
Gern erfrischt, p1b_427.025
Laß' es doch mit jonischem p1b_427.026
Unvermischt! &c. &c.
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Ferner: „Wieviel Lachegötterchen“ mit den Reimen: Lächelengelchen, p1b_427.028
Wängelchen, Spötterchen, Versöhnerchen, Verschönerchen. Ferner: Die Buße p1b_427.029
(entledigen ─ predigen); der Prediger (Prediger ─ lediger); Stellen aus p1b_427.030
Hafisens Liedern (Trunkene ─ Entsunkene); Perücke und Brille (Gefährlichkeit p1b_427.031
─ Beschwerlichkeit ─ Verehrlichkeit ─ Weltunentbehrlichkeit); Erotische Blumenlese p1b_427.032
Nr. 4 (verführerisch ─ aufrührerisch); Wechselbedürfnis (Bedürfigen ─ p1b_427.033
Unterwürfigen); in Rostem und Suhrab (Lebenraubenden ─ feuerschnaubenden).
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Von Goethe haben wir einzelne Proben bereits unter den daktylischen p1b_427.035
Versen gegeben. Jch erinnere daher hier nur noch an die daktylischen Reime p1b_427.036
im Schlußchor von Lila, Werke VIII. 200, Ausg. 1840 (Zitternden ─ verbitternden, p1b_427.037
verbündete ─ begründete, entronnenen ─ gewonnenen &c.); im p1b_427.038
Schmiedchor von Pandora in Werke X. 275 (entzündete ─ verbündete ─ p1b_427.039
ründete, lebendige ─ Verständige ─ bändige); in Wanderers Gemütsruhe in p1b_427.040
Werke IV. 58 (Niederträchtige ─ Mächtige).
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Matthisson bietet in seiner Skolie (Gedichte S. 75) die daktylischen p1b_427.042
Reime: entsiegelten ─ geflügelten, mosigen ─ rosigen; Uhland im Nachruf:
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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