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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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einzelnen Vokale entgegentritt. (Vgl. S. 121 d. B.) Rückert hat wie kein Zweiter p1b_424.002
der Übereinstimmung der Vokale mit den bezüglichen Gefühlszuständen allüberall p1b_424.003
Ausdruck verliehen. Zu erwähnen ist in dieser Hinsicht freilich auch Duttenhofers p1b_424.004
Cidübersetzung (Berlin 1853).

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5. Erhalten konnte sich die Assonanz bei uns nicht, da sie durch ihre p1b_424.006
höhere Entwickelungsstufe - den Reim - in wirkungsvollster Weise ersetzt p1b_424.007
wird. Doch haben sie manche Dichter der Neuzeit zur Verstärkung des Reimes p1b_424.008
neben demselben angewendet, ja, sie in unvergleichlicher Schöne im Reime selbst p1b_424.009
als ein den gewöhnlichen Reim hell überstrahlendes, versregelndes Tonlicht fortleben p1b_424.010
lassen.

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Jch gebe der Nacheiferung einige würdige Proben:

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a.

Wie dort mit geborgtem Schimmer p1b_424.013
Lacht die Nacht in Pracht durchwacht, p1b_424.014
Hätt' er auch in seinem Zimmer p1b_424.015
Gern verbracht die Liebesnacht.
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b.

Dringe tief zu Berges Grüften, p1b_424.017
Wolken folge hoch zu Lüften! p1b_424.018
Muse ruft zu Bach und Thale p1b_424.019
Tausend abertausend Male.(Goethe.)
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c.

Auf des Lagers weichem Kissen p1b_424.021
Ruht die Jungfrau schlafbefangen; p1b_424.022
Tiefgesenkt die braune Wimper, p1b_424.023
Purpur auf den heißen Wangen.

(Freiligrath.)

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Volkstümlich ist noch jene Verbindung der Assonanz mit der Allitteration geworden, p1b_424.025
welche wir (§ 48. 9. S. 191 d. B.) als Annomination abhandeln konnten.

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IV. Der eigentliche Reim oder Vollreim.
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§ 137. Wesen und Bedeutung des Vollreims.

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1. Bezieht sich der Gleichklang nicht nur auf einzelne Konsonanten p1b_424.029
oder Vokale, sondern auf ganze Silben, die dem Tone nach übereinstimmen p1b_424.030
und sich gleichsam decken, so heißt er Reim, auch Vollreim, p1b_424.031
Silbenreim, Konsonanz.
Er ist eine Verbindung von Assonanz p1b_424.032
mit End-Allitteration, oder die Übereinstimmung des betonten Vokals p1b_424.033
und der demselben folgenden Konsonanten und Vokale.

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2. Die den Silbenreim bildenden Klänge stechen als hellstes Klang= p1b_424.035
Echo
hervor, als Tonlichter, welche eine Zeitlang im Gedächtnis p1b_424.036
haften bleiben. Dies ist die mnemonische Bedeutung des Vollreims.

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3. Er hat aber auch eine ästhetische wie eine versregelnde metrische p1b_424.038
Bedeutung. (Vgl. hierzu § 153.)

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1. Der Vollreim ist die Manifestation eines sich selbst genießenden, mit p1b_424.040
sich spielenden, beschaulichen Gefühls, und die Schönheitsblüte unserer deutschaccentuierenden p1b_424.041
Poesie.

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Jch gebe der Nacheiferung einige würdige Proben:

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(Freiligrath.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/458>, abgerufen am 22.11.2024.