Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_420.001 Laß mein Aug' den Abschied sagen, p1b_420.002 Den mein Mund nicht nehmen kann.(Goethe.) p1b_420.003 Neulich träumte mir, - so hellen p1b_420.004 Traum sah ich noch nie, - mein Liebchen p1b_420.005 Lief, in Seid' und Pelz gehüllet, p1b_420.006 Um die Wette mit dem Winter p1b_420.007 Schlittschuh auf des Teiches Eise, p1b_420.008 Das er selbst für sie geschliffen. (Rückert.) p1b_420.009 p1b_420.010 p1b_420.013 p1b_420.014 Durchgeführte weibliche J=Assonanz. p1b_420.016Unterm Schatten alter Linden p1b_420.017 Saß vor seines Hauses Gitter p1b_420.018 Abufar, der Abasside, p1b_420.019 Still in sich gekehrt und sinnend. p1b_420.020 Eben ging vor seinen Blicken, p1b_420.021 Purpurn, in des Meeres Tiefen p1b_420.022 Allgemach die Sonne nieder, p1b_420.023 Während, wie durch Laub und Wipfel, p1b_420.024 Leisen Hauchs, die Abendwinde p1b_420.025 Durch des Greises Locken spielten. (v. Zedlitz.) p1b_420.026Durchgeführte männliche A=Assonanz. p1b_420.027Meine blühend schöne Mutter nennet sich Jtalia. p1b_420.028 p1b_420.035Diese hat aus ihrem Schoße mit unmütterlichem Rat p1b_420.029 Mich verbannt und ausgeworfen hier auf diesen öden Strand; p1b_420.030 Und sie hat, weil sie nach ihrer Meinung mich zu rauh befand, p1b_420.031 Als von ungeratnem Kinde ganz von mir sich abgesagt. p1b_420.032 Von den süßen Füllen ihres Reichtums hat sie geizig karg p1b_420.033 Mir nur soviel mitgegeben, daß ich eben leben mag, p1b_420.034 Und dazu den Fluch, daß alles, was sonst süß, mir bitter ward. &c. (Fr. Rückerts Napoleon I. S. 5.) p1b_420.036U=Assonanz. p1b_420.037 A=O=Assonanz. (Paare.) p1b_420.039Sang was gisungan p1b_420.040
Sang war gesungen p1b_420.041 weig was bigunnan; p1b_420.042 Kampf war begonnen p1b_420.001 Laß mein Aug' den Abschied sagen, p1b_420.002 Den mein Mund nicht nehmen kann.(Goethe.) p1b_420.003 Neulich träumte mir, ─ so hellen p1b_420.004 Traum sah ich noch nie, ─ mein Liebchen p1b_420.005 Lief, in Seid' und Pelz gehüllet, p1b_420.006 Um die Wette mit dem Winter p1b_420.007 Schlittschuh auf des Teiches Eise, p1b_420.008 Das er selbst für sie geschliffen. (Rückert.) p1b_420.009 p1b_420.010 p1b_420.013 p1b_420.014 Durchgeführte weibliche J=Assonanz. p1b_420.016Unterm Schatten alter Linden p1b_420.017 Saß vor seines Hauses Gitter p1b_420.018 Abufar, der Abasside, p1b_420.019 Still in sich gekehrt und sinnend. p1b_420.020 Eben ging vor seinen Blicken, p1b_420.021 Purpurn, in des Meeres Tiefen p1b_420.022 Allgemach die Sonne nieder, p1b_420.023 Während, wie durch Laub und Wipfel, p1b_420.024 Leisen Hauchs, die Abendwinde p1b_420.025 Durch des Greises Locken spielten. (v. Zedlitz.) p1b_420.026Durchgeführte männliche A=Assonanz. p1b_420.027Meine blühend schöne Mutter nennet sich Jtalia. p1b_420.028 p1b_420.035Diese hat aus ihrem Schoße mit unmütterlichem Rat p1b_420.029 Mich verbannt und ausgeworfen hier auf diesen öden Strand; p1b_420.030 Und sie hat, weil sie nach ihrer Meinung mich zu rauh befand, p1b_420.031 Als von ungeratnem Kinde ganz von mir sich abgesagt. p1b_420.032 Von den süßen Füllen ihres Reichtums hat sie geizig karg p1b_420.033 Mir nur soviel mitgegeben, daß ich eben leben mag, p1b_420.034 Und dazu den Fluch, daß alles, was sonst süß, mir bitter ward. &c. (Fr. Rückerts Napoleon I. S. 5.) p1b_420.036U=Assonanz. p1b_420.037 A=O=Assonanz. (Paare.) p1b_420.039Sang was gisungan p1b_420.040
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Laß mein Aug' den Abschied sagen, p1b_420.002
Den mein Mund nicht nehmen kann.(Goethe.)
p1b_420.003
Neulich träumte mir, ─ so hellen p1b_420.004
Traum sah ich noch nie, ─ mein Liebchen p1b_420.005
Lief, in Seid' und Pelz gehüllet, p1b_420.006
Um die Wette mit dem Winter p1b_420.007
Schlittschuh auf des Teiches Eise, p1b_420.008
Das er selbst für sie geschliffen.
(Rückert.)
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2. Versgliedernde Assonanz am Ende der Verszeilen.
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Wir unterscheiden versgliedernde Assonanzen a. mit gerader Vokalfolge, p1b_420.011
b. mit gekreuzten Vokalen, c. mit eingefügten reimlosen Zeilen, p1b_420.012
d. mit spondeischem Versschluß.
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Beispiele:
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a. Assonanzen mit gerader Vokalfolge.
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Durchgeführte weibliche J=Assonanz.
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Unterm Schatten alter Linden p1b_420.017
Saß vor seines Hauses Gitter p1b_420.018
Abufar, der Abasside, p1b_420.019
Still in sich gekehrt und sinnend. p1b_420.020
Eben ging vor seinen Blicken, p1b_420.021
Purpurn, in des Meeres Tiefen p1b_420.022
Allgemach die Sonne nieder, p1b_420.023
Während, wie durch Laub und Wipfel, p1b_420.024
Leisen Hauchs, die Abendwinde p1b_420.025
Durch des Greises Locken spielten.
(v. Zedlitz.)
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Durchgeführte männliche A=Assonanz.
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Meine blühend schöne Mutter nennet sich Jtalia. p1b_420.028
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Mich verbannt und ausgeworfen hier auf diesen öden Strand; p1b_420.030
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Von den süßen Füllen ihres Reichtums hat sie geizig karg p1b_420.033
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(Fr. Rückerts Napoleon I. S. 5.)
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U=Assonanz.
p1b_420.037
Siehe das Beispiel Fr. Rückerts S. 126 d. B.
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A=O=Assonanz. (Paare.)
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Sang was gisungan p1b_420.040
Sang war gesungen p1b_420.041
wîg was bigunnan; p1b_420.042
Kampf war begonnen
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