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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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3. Die Accentbezeichnung durch den Stab bedingt es, daß nur p1b_397.002
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1. Unser Stab ist dem griechischen pous == Fuß, oder dem (von uns p1b_397.004
vorgeschlagenen Worte) Verstakt entsprechend. Die Griechen hatten verschiedene p1b_397.005
Füße, während die alten Deutschen nur den einen, den Accent bedingenden, p1b_397.006
oder auch durch den Accent bedingten Stab hatten. Mit dem Stab begann p1b_397.007
der altdeutsche Verstakt und endigte vor dem nächstfolgenden Stab. Die Thesen, p1b_397.008
welche ganz fehlen konnten, waren beliebig. Jn dem Beispiele:

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Roland der | Ries', am | p1b_397.010
Rathaus zu | Bremen,

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finden wir vier Stäbe oder Verstakte, von denen nur die 3 ersten allitterieren.

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2. Die Stabreime sind Erinnerungspfosten, welche auf die starkbetonten p1b_397.013
Silben im Voraus aufmerksam machen. Sie gleichen den von der Sonne beglänzten p1b_397.014
Berggipfeln, zwischen denen die schattigen Thäler und Ebenen liegen. p1b_397.015
Ohne Zweifel wurde man durch die wuchtigen, die Ordnung der Verse herstellenden p1b_397.016
Stäbe gewöhnt, den ersten Buchstaben der Stammsilbe zu betonen, wodurch sich p1b_397.017
der deutsche Accent auf der Stammsilbe festsetzte und entwickelte, ja, wodurch unsere p1b_397.018
Sprache zur accentuierenden Sprache gebildet wurde. Als Schmuck der gedankenschweren p1b_397.019
Silben markierte und bezeichnete der Stabreim dem Rhapsoden von p1b_397.020
vorne herein unverkennbar die Satz- und Redetöne.

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3. Der Stabreim kann demnach nur mit betonten Silben verbunden werden. p1b_397.022
Es ist somit ein Hauptgesetz, daß nur die Hebungen (Stammsilben) allitterieren p1b_397.023
dürfen, wodurch die Ansicht halbgebildeter Dichterlinge fällt, daß die Gleichheit p1b_397.024
beliebiger Wortanfänge Allitteration sei. Wortanfänge mit gleichen Konsonanten p1b_397.025
allitterieren nur dann, wenn sie zugleich den Hauptton des Wortes haben, p1b_397.026
So allitterieren Gelder und Geduld ebensowenig als Rose und Rubin, oder p1b_397.027
willkommen und Wunde; wohl aber Geld und Gut, Geduld und denken, Rose p1b_397.028
und Rauch, Rubin und Bohne, willkommen und Kunde, Wunde und Wein. p1b_397.029
"Jm Za5u | berzo4r | ne za5n | ken" (Breve - | Breve - | Breve - | Breve) allitteriert wiederholt, p1b_397.030
weil sich die allitterierenden Stammsilben im Tongewicht entsprechen; "im p1b_397.031
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einer Arsis verliert.

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Es erhellt, daß die Allitteration am Platze ist, wo eine sinnlich starke p1b_397.035
Hauptvorstellung echoartig fortgeleitet und verstärkt werden soll, wo also der p1b_397.036
Wortklang für diese Vorstellung eine nachahmende sinnliche Fülle besitzt und p1b_397.037
das Ohr ebenso berührt wie die Vorstellung den Sinn. Jn allen anderen p1b_397.038
Fällen ist sie unverstandene Spielerei Unverständiger. Auch bessere Dichter p1b_397.039
haben ausnahmsweise falsche Allitterationen gebildet z. B.

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Hier draußen die zwei, p1b_397.041
Du kennst sie gut.(Fouque.)

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Hebungen den Stabreim haben können.

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1. Unser Stab ist dem griechischen πούς == Fuß, oder dem (von uns p1b_397.004
vorgeschlagenen Worte) Verstakt entsprechend. Die Griechen hatten verschiedene p1b_397.005
Füße, während die alten Deutschen nur den einen, den Accent bedingenden, p1b_397.006
oder auch durch den Accent bedingten Stab hatten. Mit dem Stab begann p1b_397.007
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welche ganz fehlen konnten, waren beliebig. Jn dem Beispiele:

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finden wir vier Stäbe oder Verstakte, von denen nur die 3 ersten allitterieren.

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2. Die Stabreime sind Erinnerungspfosten, welche auf die starkbetonten p1b_397.013
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Silben markierte und bezeichnete der Stabreim dem Rhapsoden von p1b_397.020
vorne herein unverkennbar die Satz- und Redetöne.

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3. Der Stabreim kann demnach nur mit betonten Silben verbunden werden. p1b_397.022
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einer Arsis verliert.

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Es erhellt, daß die Allitteration am Platze ist, wo eine sinnlich starke p1b_397.035
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/431>, abgerufen am 23.11.2024.