Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_203.001 Hurtig mit Donnergepolter entrnollte der tünckische Marmor. p1b_203.002 Ire modo ocius interdumm consisntere. p1b_203.004(Hor. Sat. 1. 9.) p1b_203.005 p1b_203.007 Näher und näher p1b_203.009 p1b_203.010Kam das Gekling und das Klatschen der Peitsch' und der Pferde Getrampel. (Voß, 70. Geburtstag.) p1b_203.011 p1b_203.014 § 55. Die Klimax. p1b_203.015 p1b_203.019 Die von der großen Schuld der Zeiten p1b_203.021 p1b_203.022Minuten, Tage, Jahre streicht. (Schiller.) p1b_203.023Eine schöne Menschenseele finden, p1b_203.024 p1b_203.027Jst Gewinn, ein schönerer Gewinn ist p1b_203.025 Sie erhalten, und der schönst' und schwerste, p1b_203.026 Sie, die schon verloren war, zu retten. (Herder: Der gerettete Jüngling.) p1b_203.028 (Schiller: Räuber.) p1b_203.032Jch kann's - ich mag's - ich darf's nicht sagen - weh mir! p1b_203.033(Grabbe.) p1b_203.034Max, du kannst mich nicht verlassen, p1b_203.035 p1b_203.037Es kann nicht sein, ich mag's und will's nicht glauben, p1b_203.036 Daß mich der Max verlassen kann. (Schiller, Wallensteins Tod III, 18.) p1b_203.038 Tapfer ist der Löwensieger, p1b_203.041 p1b_203.043Tapfer ist der Weltbezwinger, p1b_203.042 Tapfrer, wer sich selbst bezwang. (Herder.) p1b_203.044Hinab, hinab in der Erde Ritzen p1b_203.045 p1b_203.046Rinnet, rinnet, rinnet - dein Blut. (Schiller, Braut von Messina.) p1b_203.001 Hūrtiğ mĭt Dōnnĕrgĕpōltĕr en̆tr̄ollt̆e dĕr tǖckĭschĕ Mārmōr. p1b_203.002 Īrĕ mŏdo ōcĭus̆ īntērdum̄ cōnsis̄tĕrĕ. p1b_203.004(Hor. Sat. 1. 9.) p1b_203.005 p1b_203.007 Näher und näher p1b_203.009 p1b_203.010Kam das Gekling und das Klatschen der Peitsch' und der Pferde Getrampel. (Voß, 70. Geburtstag.) p1b_203.011 p1b_203.014 § 55. 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Hūrtiğ mĭt Dōnnĕrgĕpōltĕr en̆tr̄ollt̆e dĕr tǖckĭschĕ Mārmōr. p1b_203.002
(Homer, Übersetzung v. Voß.)
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Īrĕ mŏdo ōcĭus̆ īntērdum̄ cōnsis̄tĕrĕ.
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(Hor. Sat. 1. 9.)
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Galopp. Verg. Aen. VIII 596: Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum. p1b_203.006
XI 875: Quadrupedumque putrem cursu quatit ungula campum.
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c. Vereinigung von Kongruenz und Harmonie. Z. B.:
p1b_203.008
Näher und näher p1b_203.009
Kam das Gekling und das Klatschen der Peitsch' und der Pferde Getrampel.
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(Voß, 70. Geburtstag.)
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Diese Figur haben wir in § 28 (Das Schöne in der Lautmalerei. Klangschönheit) p1b_203.012
sowie in § 93 (Rhythmische Malerei) besonders erwähnt und verweisen p1b_203.013
daher auf die dort gegebenen Beispiele.
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§ 55. Die Klimax. p1b_203.015
Die Klimax (ἡ κλῖμαξ == Treppe, Leiter) oder Gradation ist die p1b_203.016
Steigerung im Ausdruck, wenn der Dichter vom schwächeren zum p1b_203.017
stärkeren Begriff oder Gedanken stufenweise (gradatim) übergeht, also p1b_203.018
durch das Nachfolgende das Vorhergehende überbietet.
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Beispiele der Klimax:
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Die von der großen Schuld der Zeiten p1b_203.021
Minuten, Tage, Jahre streicht.
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(Schiller.)
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Eine schöne Menschenseele finden, p1b_203.024
Jst Gewinn, ein schönerer Gewinn ist p1b_203.025
Sie erhalten, und der schönst' und schwerste, p1b_203.026
Sie, die schon verloren war, zu retten.
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(Herder: Der gerettete Jüngling.)
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Alle diese schönen, glänzenden Tugenden, die im Vatersöhnchen keimten, werden p1b_203.029
ihn dereinst zu einem warmen Freund eines Freundes, zu einem trefflichen p1b_203.030
Bürger, zu einem Helden, zu einem großen, großen Manne machen.
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(Schiller: Räuber.)
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Jch kann's ─ ich mag's ─ ich darf's nicht sagen ─ weh mir!
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(Grabbe.)
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Max, du kannst mich nicht verlassen, p1b_203.035
Es kann nicht sein, ich mag's und will's nicht glauben, p1b_203.036
Daß mich der Max verlassen kann.
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(Schiller, Wallensteins Tod III, 18.)
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Oft knüpft der Dichter mit demselben Worte an (Anaphora), um dadurch p1b_203.039
die Kraft und den Eindruck zu steigern:
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Tapfer ist der Löwensieger, p1b_203.041
Tapfer ist der Weltbezwinger, p1b_203.042
Tapfrer, wer sich selbst bezwang.
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(Herder.)
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Hinab, hinab in der Erde Ritzen p1b_203.045
Rinnet, rinnet, rinnet ─ dein Blut.
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(Schiller, Braut von Messina.)
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