Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_172.001 "Wer für sich selbst zu schwach und klein p1b_172.002 p1b_172.004Und wer nicht gerne steht allein, p1b_172.003 Mag an den Freund sich schmiegen!" (Aus Anast. Grüns Baumpredigt.) p1b_172.005f. Die Erde liegt in Träumen, p1b_172.006 Das Meer doch ruhet nicht; p1b_172.007 Die dunkeln Wasser schäumen p1b_172.008 Zum Strand im Mondeslicht. p1b_172.009 Am Strand blüht ja die Rose, p1b_172.010 Die schöne Sonnenbraut; p1b_172.011 Jhr gilt der Flut Gekose, p1b_172.012 Der Woge Seufzerlaut. p1b_172.013 p1b_172.021Die Woge seufzt: "Jch wollte, p1b_172.014 Jch wär ein Tropfen Tau, p1b_172.015 Jn ihren Kelch ich rollte, p1b_172.016 Glänzend und ätherblau. p1b_172.017 Umsonst umspiel ich düster p1b_172.018 Jhr Purpurangesicht: p1b_172.019 Mein sehnendes Geflüster p1b_172.020 Versteht die Rose nicht!" (Aus Rob. Hamerlings Meeresliebe.) p1b_172.022Einteilung der Personifikationen. p1b_172.023 A. p1b_172.026 p1b_172.029 Heute wirft mich aus der Stube ein starker Sonnenschein. p1b_172.032(V. Scheffel in Seefahrt.) p1b_172.033 Oder B. p1b_172.037 p1b_172.040 p1b_172.042 p1b_172.001 „Wer für sich selbst zu schwach und klein p1b_172.002 p1b_172.004Und wer nicht gerne steht allein, p1b_172.003 Mag an den Freund sich schmiegen!“ (Aus Anast. Grüns Baumpredigt.) p1b_172.005f. Die Erde liegt in Träumen, p1b_172.006 Das Meer doch ruhet nicht; p1b_172.007 Die dunkeln Wasser schäumen p1b_172.008 Zum Strand im Mondeslicht. p1b_172.009 Am Strand blüht ja die Rose, p1b_172.010 Die schöne Sonnenbraut; p1b_172.011 Jhr gilt der Flut Gekose, p1b_172.012 Der Woge Seufzerlaut. p1b_172.013 p1b_172.021Die Woge seufzt: „Jch wollte, p1b_172.014 Jch wär ein Tropfen Tau, p1b_172.015 Jn ihren Kelch ich rollte, p1b_172.016 Glänzend und ätherblau. p1b_172.017 Umsonst umspiel ich düster p1b_172.018 Jhr Purpurangesicht: p1b_172.019 Mein sehnendes Geflüster p1b_172.020 Versteht die Rose nicht!“ (Aus Rob. Hamerlings Meeresliebe.) p1b_172.022Einteilung der Personifikationen. p1b_172.023 A. p1b_172.026 p1b_172.029 Heute wirft mich aus der Stube ein starker Sonnenschein. p1b_172.032(V. 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B.</p> <lb n="p1b_172.031"/> <lg> <l>Heute wirft mich aus der Stube ein starker Sonnenschein.</l> </lg> <lb n="p1b_172.032"/> <p> <hi rendition="#right">(V. Scheffel in Seefahrt.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_172.033"/> 3. <hi rendition="#g">Ausgeführte Personifikation,</hi> wenn die Personifikation durch <lb n="p1b_172.034"/> mehrere Verse, Strophen oder durch das ganze Gedicht fortgeführt wird. <lb n="p1b_172.035"/> (Vgl. die obigen Proben von Hamerling, Grün &c.)</p> <lb n="p1b_172.036"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oder</hi><hi rendition="#aq">B</hi>.</hi> </p> <p><lb n="p1b_172.037"/> 1. <hi rendition="#g">Personifikationen, welche auf menschliche Eigenschaften sich <lb n="p1b_172.038"/> beschränken,</hi> z. B. der <hi rendition="#g">trauernde</hi> Hain, der <hi rendition="#g">träumende</hi> Mond, der <lb n="p1b_172.039"/> <hi rendition="#g">jauchzende</hi> See.</p> <p><lb n="p1b_172.040"/> 2. <hi rendition="#g">Personifikationen, welche sich auf Körperteile, =Formen <lb n="p1b_172.041"/> und menschliche Thätigkeiten erstrecken.</hi> (Vgl. das Beispiel von Geibel.)</p> <p><lb n="p1b_172.042"/> 3. <hi rendition="#g">Personifikationen, welche menschliche Verhältnisse und <lb n="p1b_172.043"/> Zustände in ihren Bereich ziehen.</hi> (Vgl. die Beispiele von Kleist <lb n="p1b_172.044"/> und von A. Grün bei <hi rendition="#aq">a</hi> und <hi rendition="#aq">e</hi> S. 171.)</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0206]
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„Wer für sich selbst zu schwach und klein p1b_172.002
Und wer nicht gerne steht allein, p1b_172.003
Mag an den Freund sich schmiegen!“
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(Aus Anast. Grüns Baumpredigt.)
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f.
Die Erde liegt in Träumen, p1b_172.006
Das Meer doch ruhet nicht; p1b_172.007
Die dunkeln Wasser schäumen p1b_172.008
Zum Strand im Mondeslicht. p1b_172.009
Am Strand blüht ja die Rose, p1b_172.010
Die schöne Sonnenbraut; p1b_172.011
Jhr gilt der Flut Gekose, p1b_172.012
Der Woge Seufzerlaut.
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Die Woge seufzt: „Jch wollte, p1b_172.014
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Versteht die Rose nicht!“
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(Aus Rob. Hamerlings Meeresliebe.)
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Einteilung der Personifikationen.
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Für diejenigen, welche eine Klassifikation der Personifikation wünschen, lassen p1b_172.024
sich schon aus den obigen Beispielen die folgenden Einteilungen leicht ableiten.
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A.
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1. Einfache Personifikation, wenn die Personifikation sich auf ein, p1b_172.027
zwei oder mehrere gedanklich untrennbare Wörter erstreckt, z. B. die Bächlein p1b_172.028
verschlafen, rauschen, murmeln.
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2. Erweiterte Personifikation, wenn die Personifikation einen erweiterten p1b_172.030
Satz ausfüllt, z. B.
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Heute wirft mich aus der Stube ein starker Sonnenschein.
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(V. Scheffel in Seefahrt.)
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3. Ausgeführte Personifikation, wenn die Personifikation durch p1b_172.034
mehrere Verse, Strophen oder durch das ganze Gedicht fortgeführt wird. p1b_172.035
(Vgl. die obigen Proben von Hamerling, Grün &c.)
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Oder B.
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1. Personifikationen, welche auf menschliche Eigenschaften sich p1b_172.038
beschränken, z. B. der trauernde Hain, der träumende Mond, der p1b_172.039
jauchzende See.
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2. Personifikationen, welche sich auf Körperteile, =Formen p1b_172.041
und menschliche Thätigkeiten erstrecken. (Vgl. das Beispiel von Geibel.)
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3. Personifikationen, welche menschliche Verhältnisse und p1b_172.043
Zustände in ihren Bereich ziehen. (Vgl. die Beispiele von Kleist p1b_172.044
und von A. Grün bei a und e S. 171.)
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