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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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6. Ästhetische Farbengebung.

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Jhr Zweck ist Verteilung von Schatten und Licht, Ausmalung p1b_111.003
der Situation, weshalb sie den Hauptgegenstand in idealer Weise hervorhebt.

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Beispiel:

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Siehst du den Stern am Himmel stehn? p1b_111.007
Dich freuts, wenn er dich anblickt mild, p1b_111.008
Doch mußt' er lang herniedersehn, p1b_111.009
Eh' deinen Blick erreicht sein Bild.
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So ging auch mancher Seele auf p1b_111.011
Ein Stern des Glücks, sie wußt' es nicht, p1b_111.012
Und erst nach vieler Jahre Lauf p1b_111.013
Empfindet sie sein Segenslicht.
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(Julius Hammer.)

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(Für Näheres vgl. die Kapitel über Lautmalerei und rhythmische Malerei. p1b_111.016
§ 28 d. B.)

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7. Reinheit.

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Jn Bezug auf Reinheit fordert und erlaubt die Poesie, was die p1b_111.019
Prosa verbietet. Die Prosa hält sich an die bekannten Wörter, um p1b_111.020
ihrer Hauptforderung, der Deutlichkeit, zu genügen; die Poesie, p1b_111.021
welche es auf sinnliche Anschaulichkeit absieht, erweitert für diesen Zweck p1b_111.022
ihr Material in unbeschränktem Maße und meidet gerade das Gewöhnliche. p1b_111.023
Doch bedient sie sich ausnahmsweise und zu bestimmtem Zweck p1b_111.024
des Barbarismus, des Archaismus, des Provinzialismus und des p1b_111.025
Neologismus.

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a. Barbarismus.

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Der Ausdruck barbarismos wurde zuerst von Aristoteles (Poet. 22) p1b_111.028
gebraucht. Die Römer zur Zeit des Augustus ergänzten ihn durch p1b_111.029
"sermo rusticus" (Bauernsprache). Quintilian unterscheidet drei Arten p1b_111.030
von Barbarismus:

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1. Gemeinheit des Ausdrucks.

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Ein Beispiel Rückerts in "Napoleon": Wenn du jetzt mir eine Gnade p1b_111.033
Willst erzeigen, Ruhm, so pisse. p1b_111.034
Lieber hätt' ich's, wenn er -.

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Goethe (Zahme Xenien V.):

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Sag mir doch! von deinen Gegnern warum willst du gar nichts wissen?

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Sag mir doch! ob du dahin trittst, wo man in den Weg -

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2. Verstoß gegen die Regeln der Sprache (also auch gegen die p1b_111.039
als richtig anerkannte Aussprache oder Schreibung eines Wortes).

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Beispiel: Herr Quinctilius Varus p1b_111.041
Jn dem armen römischen Heere p1b_111.042
Diente auch als Volontaire. p1b_111.043
(V. v. Scheffels Teutoburger Schlacht.)

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6. Ästhetische Farbengebung.

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Jhr Zweck ist Verteilung von Schatten und Licht, Ausmalung p1b_111.003
der Situation, weshalb sie den Hauptgegenstand in idealer Weise hervorhebt.

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Beispiel:

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§ 28 d. B.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/145>, abgerufen am 25.11.2024.