p1b_111.002 Jhr Zweck ist Verteilung von Schatten und Licht, Ausmalung p1b_111.003 der Situation, weshalb sie den Hauptgegenstand in idealer Weise hervorhebt.
p1b_111.004
p1b_111.005 Beispiel:
p1b_111.006
Siehst du den Stern am Himmel stehn?p1b_111.007 Dich freuts, wenn er dich anblickt mild,p1b_111.008 Doch mußt' er lang herniedersehn,p1b_111.009 Eh' deinen Blick erreicht sein Bild.
p1b_111.010 So ging auch mancher Seele aufp1b_111.011 Ein Stern des Glücks, sie wußt' es nicht,p1b_111.012 Und erst nach vieler Jahre Laufp1b_111.013 Empfindet sie sein Segenslicht.
p1b_111.014
(Julius Hammer.)
p1b_111.015 (Für Näheres vgl. die Kapitel über Lautmalerei und rhythmische Malerei. p1b_111.016 § 28 d. B.)
p1b_111.017 7. Reinheit.
p1b_111.018 Jn Bezug auf Reinheit fordert und erlaubt die Poesie, was die p1b_111.019 Prosa verbietet. Die Prosa hält sich an die bekannten Wörter, um p1b_111.020 ihrer Hauptforderung, der Deutlichkeit, zu genügen; die Poesie, p1b_111.021 welche es auf sinnliche Anschaulichkeit absieht, erweitert für diesen Zweck p1b_111.022 ihr Material in unbeschränktem Maße und meidet gerade das Gewöhnliche. p1b_111.023 Doch bedient sie sich ausnahmsweise und zu bestimmtem Zweck p1b_111.024 des Barbarismus, des Archaismus, des Provinzialismus und des p1b_111.025 Neologismus.
p1b_111.026 a. Barbarismus.
p1b_111.027 Der Ausdruck barbarismos wurde zuerst von Aristoteles (Poet. 22) p1b_111.028 gebraucht. Die Römer zur Zeit des Augustus ergänzten ihn durch p1b_111.029 "sermo rusticus" (Bauernsprache). Quintilian unterscheidet drei Arten p1b_111.030 von Barbarismus:
p1b_111.031 1. Gemeinheit des Ausdrucks.
p1b_111.032
Ein Beispiel Rückerts in "Napoleon": Wenn du jetzt mir eine Gnade p1b_111.033 Willst erzeigen, Ruhm, so pisse.p1b_111.034 Lieber hätt' ich's, wenn er -.
p1b_111.035 Goethe (Zahme Xenien V.):
p1b_111.036 Sag mir doch! von deinen Gegnern warum willst du gar nichts wissen?
p1b_111.037 Sag mir doch! ob du dahin trittst, wo man in den Weg -
p1b_111.038 2. Verstoß gegen die Regeln der Sprache (also auch gegen die p1b_111.039 als richtig anerkannte Aussprache oder Schreibung eines Wortes).
p1b_111.040
Beispiel: Herr Quinctilius Varus p1b_111.041 Jn dem armen römischen Heere p1b_111.042 Diente auch als Volontaire.p1b_111.043 (V. v. Scheffels Teutoburger Schlacht.)
p1b_111.001 6. Ästhetische Farbengebung.
p1b_111.002 Jhr Zweck ist Verteilung von Schatten und Licht, Ausmalung p1b_111.003 der Situation, weshalb sie den Hauptgegenstand in idealer Weise hervorhebt.
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p1b_111.005 Beispiel:
p1b_111.006
Siehst du den Stern am Himmel stehn?p1b_111.007 Dich freuts, wenn er dich anblickt mild,p1b_111.008 Doch mußt' er lang herniedersehn,p1b_111.009 Eh' deinen Blick erreicht sein Bild.
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(Julius Hammer.)
p1b_111.015 (Für Näheres vgl. die Kapitel über Lautmalerei und rhythmische Malerei. p1b_111.016 § 28 d. B.)
p1b_111.017 7. Reinheit.
p1b_111.018 Jn Bezug auf Reinheit fordert und erlaubt die Poesie, was die p1b_111.019 Prosa verbietet. Die Prosa hält sich an die bekannten Wörter, um p1b_111.020 ihrer Hauptforderung, der Deutlichkeit, zu genügen; die Poesie, p1b_111.021 welche es auf sinnliche Anschaulichkeit absieht, erweitert für diesen Zweck p1b_111.022 ihr Material in unbeschränktem Maße und meidet gerade das Gewöhnliche. p1b_111.023 Doch bedient sie sich ausnahmsweise und zu bestimmtem Zweck p1b_111.024 des Barbarismus, des Archaismus, des Provinzialismus und des p1b_111.025 Neologismus.
p1b_111.026 a. Barbarismus.
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p1b_111.031 1. Gemeinheit des Ausdrucks.
p1b_111.032
Ein Beispiel Rückerts in „Napoleon“: Wenn du jetzt mir eine Gnade p1b_111.033 Willst erzeigen, Ruhm, so pisse.p1b_111.034 Lieber hätt' ich's, wenn er ─.
p1b_111.035 Goethe (Zahme Xenien V.):
p1b_111.036 Sag mir doch! von deinen Gegnern warum willst du gar nichts wissen?
p1b_111.037 Sag mir doch! ob du dahin trittst, wo man in den Weg ─
p1b_111.038 2. Verstoß gegen die Regeln der Sprache (also auch gegen die p1b_111.039 als richtig anerkannte Aussprache oder Schreibung eines Wortes).
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Beispiel: Herr Quinctilius Varus p1b_111.041 Jn dem armen römischen Heere p1b_111.042 Diente auch als Volontaire.p1b_111.043 (V. v. Scheffels Teutoburger Schlacht.)
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Jhr Zweck ist Verteilung von Schatten und Licht, Ausmalung p1b_111.003
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Siehst du den Stern am Himmel stehn? p1b_111.007
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So ging auch mancher Seele auf p1b_111.011
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(Julius Hammer.)
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Der Ausdruck barbarismos wurde zuerst von Aristoteles (Poet. 22) p1b_111.028
gebraucht. Die Römer zur Zeit des Augustus ergänzten ihn durch p1b_111.029
„sermo rusticus“ (Bauernsprache). Quintilian unterscheidet drei Arten p1b_111.030
von Barbarismus:
p1b_111.031
1. Gemeinheit des Ausdrucks.
p1b_111.032
Ein Beispiel Rückerts in „Napoleon“: Wenn du jetzt mir eine Gnade p1b_111.033
Willst erzeigen, Ruhm, so pisse. p1b_111.034
Lieber hätt' ich's, wenn er ─.
p1b_111.035
Goethe (Zahme Xenien V.):
p1b_111.036
Sag mir doch! von deinen Gegnern warum willst du gar nichts wissen?
p1b_111.037
Sag mir doch! ob du dahin trittst, wo man in den Weg ─
p1b_111.038
2. Verstoß gegen die Regeln der Sprache (also auch gegen die p1b_111.039
als richtig anerkannte Aussprache oder Schreibung eines Wortes).
p1b_111.040
Beispiel: Herr Quinctilius Varus p1b_111.041
Jn dem armen römischen Heere p1b_111.042
Diente auch als Volontaire. p1b_111.043
(V. v. Scheffels Teutoburger Schlacht.)
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/145>, abgerufen am 25.11.2024.
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