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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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giebt Euch Macht über ihn. Ihr seid im Moor geboren, da hat das Moor mehr Gewalt, als der Fluß, wir vergraben's im Moor; denn wenn Eure Kräfte nicht mithelfen, für Jeden geht's nicht! Meint Ihr, das ist so leicht?

Er zog ein Büchelchen aus dem Busen, schlug Feuer, zündete das Licht einer kleinen Laterne an und warf sich aufs Moos, in dem Buche zu blättern. Laßt sehen, wie die Zahlen sich stellen, sagte er. Fritz bemerkte, daß er Sorge trug den Mondschein von den Blättern zu entfernen, während er las.

Der Immeker saß in seine Berechnung vertieft, als sei hier sein Haus, als liefe ihm die Zeit auf dem ewigen Rade nicht ab; Fritz stand gespannt daneben. Der letzte Schein des Tages verschwand, Jener zählte die Blätter seines Buchs von vorwärts, er zählte sie von rückwärts, dann und wann murmelte er Worte, wie Fritz nie welche gehört; endlich sah er auf. Es geht noch, sagte er, wenn Ihr das Gold und die Haare in acht Tagen schafft; Ihr müßt aber in der Nacht kommen, und es darf kein todtes Haar dabei sein, alle frisch und gesund, und Gold und Haare von ihm. -- Dann geht's? fragte Fritz hastig. -- Seid ruhig, der wird auf Martenstag keinen Gänsebraten mehr essen! lachte der Immeker.

Topp! rief Fritz mit glühenden Augen, Ihr sollt Alles zu seiner Zeit haben, ich verlasse mich auf Euch!

giebt Euch Macht über ihn. Ihr seid im Moor geboren, da hat das Moor mehr Gewalt, als der Fluß, wir vergraben's im Moor; denn wenn Eure Kräfte nicht mithelfen, für Jeden geht's nicht! Meint Ihr, das ist so leicht?

Er zog ein Büchelchen aus dem Busen, schlug Feuer, zündete das Licht einer kleinen Laterne an und warf sich aufs Moos, in dem Buche zu blättern. Laßt sehen, wie die Zahlen sich stellen, sagte er. Fritz bemerkte, daß er Sorge trug den Mondschein von den Blättern zu entfernen, während er las.

Der Immeker saß in seine Berechnung vertieft, als sei hier sein Haus, als liefe ihm die Zeit auf dem ewigen Rade nicht ab; Fritz stand gespannt daneben. Der letzte Schein des Tages verschwand, Jener zählte die Blätter seines Buchs von vorwärts, er zählte sie von rückwärts, dann und wann murmelte er Worte, wie Fritz nie welche gehört; endlich sah er auf. Es geht noch, sagte er, wenn Ihr das Gold und die Haare in acht Tagen schafft; Ihr müßt aber in der Nacht kommen, und es darf kein todtes Haar dabei sein, alle frisch und gesund, und Gold und Haare von ihm. — Dann geht's? fragte Fritz hastig. — Seid ruhig, der wird auf Martenstag keinen Gänsebraten mehr essen! lachte der Immeker.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/60>, abgerufen am 20.04.2024.