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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Das Feld lag am Wege und Fritz schnitt grade am äußersten Ende und faßte eben ein Bündel bestaubter Aehren zusammen, als er die nächsten Arbeiter den Hut abnehmen sah. Guten Tag, Herr Baumann! sagte einer derselben.

Fritzen fuhr's in die Glieder; er blickte auf; der Bäcker hatte nur am Hute gerückt und war schon vorüber. Er ging sonntäglich geputzt, ein großer Blumenstrauß von Rosmarin, Rosen und Levkojen prangte an seinem langen, hellblauen Tuchüberrocke mit den blanken Knöpfen. Fritz ballte die Faust und sah dem rüstig Zuschreitenden mit glühenden Augen nach. Der soll sie auch nicht haben! murmelte er, und ein böser Gedanke keimte in seiner Brust. -- Wem droht Ihr? fragte der Schnitter. Laßt Euch mit dem nicht ein, der ist ein reicher und genauer Mann, mit denen ist nicht gut Kirschen essen, die Zähne werden nur davon stumpf. -- Gebt mir zu trinken! rief Fritz, meine Zunge klebt am Gaumen! Der Schnitter reichte ihm die Flasche.

Am anderen Morgen war Fritz auf dem Wege zum Immeker. Es mag doch wohl was dran sein, dachte er, was die Leute vom Immeker sagen; wir wollen sehen! -- Er wand sich durch Haiden und Moor und kam an die ersten Bienenstöcke; es waren die jungen Schwärme, in diesem Jahre eingefangen. Er ließ sein: Hei, ho! durch die Ebene erschallen, aber Nie-

Das Feld lag am Wege und Fritz schnitt grade am äußersten Ende und faßte eben ein Bündel bestaubter Aehren zusammen, als er die nächsten Arbeiter den Hut abnehmen sah. Guten Tag, Herr Baumann! sagte einer derselben.

Fritzen fuhr's in die Glieder; er blickte auf; der Bäcker hatte nur am Hute gerückt und war schon vorüber. Er ging sonntäglich geputzt, ein großer Blumenstrauß von Rosmarin, Rosen und Levkojen prangte an seinem langen, hellblauen Tuchüberrocke mit den blanken Knöpfen. Fritz ballte die Faust und sah dem rüstig Zuschreitenden mit glühenden Augen nach. Der soll sie auch nicht haben! murmelte er, und ein böser Gedanke keimte in seiner Brust. — Wem droht Ihr? fragte der Schnitter. Laßt Euch mit dem nicht ein, der ist ein reicher und genauer Mann, mit denen ist nicht gut Kirschen essen, die Zähne werden nur davon stumpf. — Gebt mir zu trinken! rief Fritz, meine Zunge klebt am Gaumen! Der Schnitter reichte ihm die Flasche.

Am anderen Morgen war Fritz auf dem Wege zum Immeker. Es mag doch wohl was dran sein, dachte er, was die Leute vom Immeker sagen; wir wollen sehen! — Er wand sich durch Haiden und Moor und kam an die ersten Bienenstöcke; es waren die jungen Schwärme, in diesem Jahre eingefangen. Er ließ sein: Hei, ho! durch die Ebene erschallen, aber Nie-

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[0052] Das Feld lag am Wege und Fritz schnitt grade am äußersten Ende und faßte eben ein Bündel bestaubter Aehren zusammen, als er die nächsten Arbeiter den Hut abnehmen sah. Guten Tag, Herr Baumann! sagte einer derselben. Fritzen fuhr's in die Glieder; er blickte auf; der Bäcker hatte nur am Hute gerückt und war schon vorüber. Er ging sonntäglich geputzt, ein großer Blumenstrauß von Rosmarin, Rosen und Levkojen prangte an seinem langen, hellblauen Tuchüberrocke mit den blanken Knöpfen. Fritz ballte die Faust und sah dem rüstig Zuschreitenden mit glühenden Augen nach. Der soll sie auch nicht haben! murmelte er, und ein böser Gedanke keimte in seiner Brust. — Wem droht Ihr? fragte der Schnitter. Laßt Euch mit dem nicht ein, der ist ein reicher und genauer Mann, mit denen ist nicht gut Kirschen essen, die Zähne werden nur davon stumpf. — Gebt mir zu trinken! rief Fritz, meine Zunge klebt am Gaumen! Der Schnitter reichte ihm die Flasche. Am anderen Morgen war Fritz auf dem Wege zum Immeker. Es mag doch wohl was dran sein, dachte er, was die Leute vom Immeker sagen; wir wollen sehen! — Er wand sich durch Haiden und Moor und kam an die ersten Bienenstöcke; es waren die jungen Schwärme, in diesem Jahre eingefangen. Er ließ sein: Hei, ho! durch die Ebene erschallen, aber Nie-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/52>, abgerufen am 28.03.2024.