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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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war schmutzig vom Lesen, und ich dachte: ob keine Bilder drin sind? Und dann dacht' ich: haben's so Viele gelesen, so kannst du auch wohl hineinsehn, wird ja wohl ein gutes Buch sein, weil's der Herr Pastor lies't, wenn's nicht Latein ist. Da war das Buch von Engelland, und von einem Herrn, der drin schrieb, wie Alles in Engelland wäre, und was er da gesehen hätte. Das gefiel mir, und weil die Botenfrau so lange ausblieb und die Buchstaben größer und deutlicher waren als im Gesangbuch, las ich ein ganzes Stück hinein, und da stand geschrieben, daß in Engelland ein Schmied wohnt, der die Leute für ein Stück Geld und gute Worte trauen darf, und daß die armen Jungen, die keinen Pastor dazu finden, mit ihren Liebsten dorthin reisen. Da sagt der Schmid nur ein Wort und lies't ein Blatt aus einem Buche durch, und dann sind sie mir nichts dir nichts Mann und Frau, so fest, daß kein Mensch sie wieder auseinanderkriegen kann, wenn er auch wollte, und Keiner hat mehr was dabei zu sagen.

Ach Fritz, wandte Lieschen ein, das gefiele mir doch nicht; wenn mich der Herr Pastor nicht getraut hätte, so wäre gewiß kein Segen dabei und ich müßte mich immer vor dir und vor allen Menschen schämen, vor meinen eigenen Kindern würde ich mich schämen, und wenn sie dich schon Irrwischjungen nennen, was würden sie die erst heißen?

Fritz stampfte mit dem Fuße. So soll mich doch der Teufel holen, sagte er [--]

war schmutzig vom Lesen, und ich dachte: ob keine Bilder drin sind? Und dann dacht' ich: haben's so Viele gelesen, so kannst du auch wohl hineinsehn, wird ja wohl ein gutes Buch sein, weil's der Herr Pastor lies't, wenn's nicht Latein ist. Da war das Buch von Engelland, und von einem Herrn, der drin schrieb, wie Alles in Engelland wäre, und was er da gesehen hätte. Das gefiel mir, und weil die Botenfrau so lange ausblieb und die Buchstaben größer und deutlicher waren als im Gesangbuch, las ich ein ganzes Stück hinein, und da stand geschrieben, daß in Engelland ein Schmied wohnt, der die Leute für ein Stück Geld und gute Worte trauen darf, und daß die armen Jungen, die keinen Pastor dazu finden, mit ihren Liebsten dorthin reisen. Da sagt der Schmid nur ein Wort und lies't ein Blatt aus einem Buche durch, und dann sind sie mir nichts dir nichts Mann und Frau, so fest, daß kein Mensch sie wieder auseinanderkriegen kann, wenn er auch wollte, und Keiner hat mehr was dabei zu sagen.

Ach Fritz, wandte Lieschen ein, das gefiele mir doch nicht; wenn mich der Herr Pastor nicht getraut hätte, so wäre gewiß kein Segen dabei und ich müßte mich immer vor dir und vor allen Menschen schämen, vor meinen eigenen Kindern würde ich mich schämen, und wenn sie dich schon Irrwischjungen nennen, was würden sie die erst heißen?

Fritz stampfte mit dem Fuße. So soll mich doch der Teufel holen, sagte er [—]

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[0042] war schmutzig vom Lesen, und ich dachte: ob keine Bilder drin sind? Und dann dacht' ich: haben's so Viele gelesen, so kannst du auch wohl hineinsehn, wird ja wohl ein gutes Buch sein, weil's der Herr Pastor lies't, wenn's nicht Latein ist. Da war das Buch von Engelland, und von einem Herrn, der drin schrieb, wie Alles in Engelland wäre, und was er da gesehen hätte. Das gefiel mir, und weil die Botenfrau so lange ausblieb und die Buchstaben größer und deutlicher waren als im Gesangbuch, las ich ein ganzes Stück hinein, und da stand geschrieben, daß in Engelland ein Schmied wohnt, der die Leute für ein Stück Geld und gute Worte trauen darf, und daß die armen Jungen, die keinen Pastor dazu finden, mit ihren Liebsten dorthin reisen. Da sagt der Schmid nur ein Wort und lies't ein Blatt aus einem Buche durch, und dann sind sie mir nichts dir nichts Mann und Frau, so fest, daß kein Mensch sie wieder auseinanderkriegen kann, wenn er auch wollte, und Keiner hat mehr was dabei zu sagen. Ach Fritz, wandte Lieschen ein, das gefiele mir doch nicht; wenn mich der Herr Pastor nicht getraut hätte, so wäre gewiß kein Segen dabei und ich müßte mich immer vor dir und vor allen Menschen schämen, vor meinen eigenen Kindern würde ich mich schämen, und wenn sie dich schon Irrwischjungen nennen, was würden sie die erst heißen? Fritz stampfte mit dem Fuße. So soll mich doch der Teufel holen, sagte er —

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-10T13:46:34Z)

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Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/42>, abgerufen am 28.03.2024.