mochte Ursache seyn, daß wir sie einige Tage dulden konten. Allein es waren kaum etliche Tage nach ihrem Abzuge vorbey, so wurden wir gewahr, daß sie entweder voll Ungeziefer selbst müsse gesteckt, oder, so dieses nicht gewe- sen, uns gar damit angesteckt, und bezaubert ha- ben. Wir brauchten die Mittel dargegen, die man bey dergleichen Fällen zu gebrauchen pfleget, solcher unangenehmen Gäste, die sich überall in unsern Kleidern und Betten häuffig einquartiret, los zu werden; aber vergebens. Jch hätte wünschen wollen, daß wir diese Thier- gen hätten auf einmahl, wie das Weib, auf die Gasse werffen können; allein das wolte nicht angehen. Vier, fünff, bis sechs gantzer Jahr sind wir beynahe so arg, wie Pharao in Egyp- ten, daß ich es nur deutsch sage, mit Läusen geplaget gewesen, und haben derselben nicht los werden können, was wir auch angefangen, und vor Mittel darwider gebrauchet. Auch da ich schon von meinen Eltern wegkommen war, und in der Stadt wohnete, muste ich mich fürch- ten, meine Eltern zu besuchen. Denn so vor- sichtig ich auch war, so offt ich zugegen, und alle Oerter, worauf ich mich setzte, sorgfältig abwischte, so wurde ich doch immer von neuem damit angesteckt. Niemand unter allen ist mehr, und langere Zeit damit geplaget gewesen,
als
gantzem Hauſe
mochte Urſache ſeyn, daß wir ſie einige Tage dulden konten. Allein es waren kaum etliche Tage nach ihrem Abzuge vorbey, ſo wurden wir gewahr, daß ſie entweder voll Ungeziefer ſelbſt muͤſſe geſteckt, oder, ſo dieſes nicht gewe- ſen, uns gar damit angeſteckt, und bezaubert ha- ben. Wir brauchten die Mittel dargegen, die man bey dergleichen Faͤllen zu gebrauchen pfleget, ſolcher unangenehmen Gaͤſte, die ſich uͤberall in unſern Kleidern und Betten haͤuffig einquartiret, los zu werden; aber vergebens. Jch haͤtte wuͤnſchen wollen, daß wir dieſe Thier- gen haͤtten auf einmahl, wie das Weib, auf die Gaſſe werffen koͤnnen; allein das wolte nicht angehen. Vier, fuͤnff, bis ſechs gantzer Jahr ſind wir beynahe ſo arg, wie Pharao in Egyp- ten, daß ich es nur deutſch ſage, mit Laͤuſen geplaget geweſen, und haben derſelben nicht los werden koͤnnen, was wir auch angefangen, und vor Mittel darwider gebrauchet. Auch da ich ſchon von meinen Eltern wegkommen war, und in der Stadt wohnete, muſte ich mich fuͤrch- ten, meine Eltern zu beſuchen. Denn ſo vor- ſichtig ich auch war, ſo offt ich zugegen, und alle Oerter, worauf ich mich ſetzte, ſorgfaͤltig abwiſchte, ſo wurde ich doch immer von neuem damit angeſteckt. Niemand unter allen iſt mehr, und langere Zeit damit geplaget geweſen,
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gantzem Hauſe
mochte Urſache ſeyn, daß wir ſie einige Tage
dulden konten. Allein es waren kaum etliche
Tage nach ihrem Abzuge vorbey, ſo wurden
wir gewahr, daß ſie entweder voll Ungeziefer
ſelbſt muͤſſe geſteckt, oder, ſo dieſes nicht gewe-
ſen, uns gar damit angeſteckt, und bezaubert ha-
ben. Wir brauchten die Mittel dargegen,
die man bey dergleichen Faͤllen zu gebrauchen
pfleget, ſolcher unangenehmen Gaͤſte, die ſich
uͤberall in unſern Kleidern und Betten haͤuffig
einquartiret, los zu werden; aber vergebens.
Jch haͤtte wuͤnſchen wollen, daß wir dieſe Thier-
gen haͤtten auf einmahl, wie das Weib, auf die
Gaſſe werffen koͤnnen; allein das wolte nicht
angehen. Vier, fuͤnff, bis ſechs gantzer Jahr
ſind wir beynahe ſo arg, wie Pharao in Egyp-
ten, daß ich es nur deutſch ſage, mit Laͤuſen
geplaget geweſen, und haben derſelben nicht los
werden koͤnnen, was wir auch angefangen, und
vor Mittel darwider gebrauchet. Auch da ich
ſchon von meinen Eltern wegkommen war, und
in der Stadt wohnete, muſte ich mich fuͤrch-
ten, meine Eltern zu beſuchen. Denn ſo vor-
ſichtig ich auch war, ſo offt ich zugegen, und
alle Oerter, worauf ich mich ſetzte, ſorgfaͤltig
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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