GOttes-Häuser mit Mayen schmücket, und die Tempel mit Grase bestreuet, ich müste eine ma- thematische Gewißheit haben, daß die Prediger davon kranck würden, wenn ich ihnen zu gefallen in die Abschaffung solches alten Gebrauches, da- ferne ich dabey was zu sprechen hätte, einwilligen solte. Diejenigen Bauren haben auch mehr Verstand als ihr Edelmann gehabt, die, alß der- selbe dem Prediger zumuthen wollen, die Worte der Einsetzung bey dem Abendmahl nicht mehr zu singen, sondern nur zu lesen, sich mit allem Ernst widersetzt haben. Ein Klang und Thon nach dem er beschaffen, erweckt natürlicher Weise den Affect der Freude, der Liebe, der Furcht, der Traurigkeit, des Erbarmens, und eine gewiße Weichlichkeit ums Hertze; die, wenn die Seele dabey auf Göttliche Dinge geleitet wird, gar bald in geistliche und Göttliche Traurigkeit und Freude kan verkehret werden. Unsere Affecten kriegen ihre Moralite, Sittligkeit und Benennungen un- ter andern auch von den Objecten und Dingen, worauf sie gerichtet werden.
GOtt helffe, daß nicht bey Einführung so vieler neuen Lieder die alten Gesänge, die in der Jugend den ersten und tieffsten Eindruck gemacht, und die Cantiones statae und anniversariae, oder ge- wöhnlichen Jährlichen Lieder aufgehoben werden, welche auch schon einige zu dieser Zeit aus Un-
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wuͤnſchet, daß die alten
GOttes-Haͤuſer mit Mayen ſchmuͤcket, und die Tempel mit Graſe beſtreuet, ich muͤſte eine ma- thematiſche Gewißheit haben, daß die Prediger davon kranck wuͤrden, wenn ich ihnen zu gefallen in die Abſchaffung ſolches alten Gebrauches, da- ferne ich dabey was zu ſprechen haͤtte, einwilligen ſolte. Diejenigen Bauren haben auch mehr Verſtand als ihr Edelmann gehabt, die, alß der- ſelbe dem Prediger zumuthen wollen, die Worte der Einſetzung bey dem Abendmahl nicht mehr zu ſingen, ſondern nur zu leſen, ſich mit allem Ernſt widerſetzt haben. Ein Klang und Thon nach dem er beſchaffen, erweckt natuͤrlicher Weiſe den Affect der Freude, der Liebe, der Furcht, der Traurigkeit, des Erbarmens, und eine gewiße Weichlichkeit ums Hertze; die, wenn die Seele dabey auf Goͤttliche Dinge geleitet wird, gar bald in geiſtliche und Goͤttliche Traurigkeit und Freude kan verkehret werden. Unſere Affecten kriegen ihre Moralité, Sittligkeit und Benennungen un- ter andern auch von den Objecten und Dingen, worauf ſie gerichtet werden.
GOtt helffe, daß nicht bey Einfuͤhrung ſo vieler neuen Lieder die alten Geſaͤnge, die in der Jugend den erſten und tieffſten Eindruck gemacht, und die Cantiones ſtatæ und anniverſariæ, oder ge- woͤhnlichen Jaͤhrlichen Lieder aufgehoben werden, welche auch ſchon einige zu dieſer Zeit aus Un-
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wuͤnſchet, daß die alten
GOttes-Haͤuſer mit Mayen ſchmuͤcket, und die
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thematiſche Gewißheit haben, daß die Prediger
davon kranck wuͤrden, wenn ich ihnen zu gefallen
in die Abſchaffung ſolches alten Gebrauches, da-
ferne ich dabey was zu ſprechen haͤtte, einwilligen
ſolte. Diejenigen Bauren haben auch mehr
Verſtand als ihr Edelmann gehabt, die, alß der-
ſelbe dem Prediger zumuthen wollen, die Worte
der Einſetzung bey dem Abendmahl nicht mehr zu
ſingen, ſondern nur zu leſen, ſich mit allem Ernſt
widerſetzt haben. Ein Klang und Thon nach
dem er beſchaffen, erweckt natuͤrlicher Weiſe den
Affect der Freude, der Liebe, der Furcht, der
Traurigkeit, des Erbarmens, und eine gewiße
Weichlichkeit ums Hertze; die, wenn die Seele
dabey auf Goͤttliche Dinge geleitet wird, gar bald
in geiſtliche und Goͤttliche Traurigkeit und Freude
kan verkehret werden. Unſere Affecten kriegen
ihre Moralité, Sittligkeit und Benennungen un-
ter andern auch von den Objecten und Dingen,
worauf ſie gerichtet werden.
GOtt helffe, daß nicht bey Einfuͤhrung ſo
vieler neuen Lieder die alten Geſaͤnge, die in der
Jugend den erſten und tieffſten Eindruck gemacht,
und die Cantiones ſtatæ und anniverſariæ, oder ge-
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welche auch ſchon einige zu dieſer Zeit aus Un-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/85>, abgerufen am 22.11.2024.
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