Schrifft, daß das Reich GOttes nicht komme mit äusserlichen Gebehrden, was vor einen Verstand man wolle; so wird es doch eine sichere Wahrheit bleiben, daß es doch offt auch mit äus- serlichen Umständen, Pompe, Pracht, Ceremo- nien, Gepränge und Solennitäten in die Hertzen der Menschen komme, und eindringe. Die Men- schen lieben Neuerungen, Abwechselungen, und Dinge, so in Verwunderung setzen, und Aufsehen machen. Nicht alle Neuerungen sind sündlich und schädlich. Passiret was neues in Kirchen, werden Trommeten und Paucken gerühret, be- sondere Predigten gehalten, neue Prediger auf- gestellt, Tempel eingeweyhet, Kirchen renoviret, Thürme gebauet, Glocken und Seiger aufgehän- get, und gantze Predigten darnach eingericht, und erbauliche Meditationes darüber gehalten; das Volck laufft hauffen-weise zu. Weil was neues zu sehen und zu hören, so sperret es nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren auf, und ist viel attenter als sonst. So kan denn das Wort GOt- tes gleichsam per accidens, und mit demselben, manch Gutes in den Verstand, und in das Hertze der Zuhörer eindringen, worauf sie sonst nicht wür- den gemercket, und Achtung gegeben haben. Trommeten, Paucken und dergleichen Ceremo- nien setzen das Gemüthe natürlicher Weise in Freude, Erstaunen, in Schauer, und in eine solche
Bewe-
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wegen derſelben
Schrifft, daß das Reich GOttes nicht komme mit aͤuſſerlichen Gebehrden, was vor einen Verſtand man wolle; ſo wird es doch eine ſichere Wahrheit bleiben, daß es doch offt auch mit aͤuſ- ſerlichen Umſtaͤnden, Pompe, Pracht, Ceremo- nien, Gepraͤnge und Solennitaͤten in die Hertzen der Menſchen komme, und eindringe. Die Men- ſchen lieben Neuerungen, Abwechſelungen, und Dinge, ſo in Verwunderung ſetzen, und Aufſehen machen. Nicht alle Neuerungen ſind ſuͤndlich und ſchaͤdlich. Paſſiret was neues in Kirchen, werden Trommeten und Paucken geruͤhret, be- ſondere Predigten gehalten, neue Prediger auf- geſtellt, Tempel eingeweyhet, Kirchen renoviret, Thuͤrme gebauet, Glocken und Seiger aufgehaͤn- get, und gantze Predigten darnach eingericht, und erbauliche Meditationes daruͤber gehalten; das Volck laufft hauffen-weiſe zu. Weil was neues zu ſehen und zu hoͤren, ſo ſperret es nicht nur die Augen, ſondern auch die Ohren auf, und iſt viel attenter als ſonſt. So kan denn das Wort GOt- tes gleichſam per accidens, und mit demſelben, manch Gutes in den Verſtand, und in das Hertze der Zuhoͤrer eindringen, worauf ſie ſonſt nicht wuͤr- den gemercket, und Achtung gegeben haben. Trommeten, Paucken und dergleichen Ceremo- nien ſetzen das Gemuͤthe natuͤrlicher Weiſe in Freude, Erſtaunen, in Schauer, und in eine ſolche
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wegen derſelben
Schrifft, daß das Reich GOttes nicht komme
mit aͤuſſerlichen Gebehrden, was vor einen
Verſtand man wolle; ſo wird es doch eine ſichere
Wahrheit bleiben, daß es doch offt auch mit aͤuſ-
ſerlichen Umſtaͤnden, Pompe, Pracht, Ceremo-
nien, Gepraͤnge und Solennitaͤten in die Hertzen
der Menſchen komme, und eindringe. Die Men-
ſchen lieben Neuerungen, Abwechſelungen, und
Dinge, ſo in Verwunderung ſetzen, und Aufſehen
machen. Nicht alle Neuerungen ſind ſuͤndlich
und ſchaͤdlich. Paſſiret was neues in Kirchen,
werden Trommeten und Paucken geruͤhret, be-
ſondere Predigten gehalten, neue Prediger auf-
geſtellt, Tempel eingeweyhet, Kirchen renoviret,
Thuͤrme gebauet, Glocken und Seiger aufgehaͤn-
get, und gantze Predigten darnach eingericht, und
erbauliche Meditationes daruͤber gehalten; das
Volck laufft hauffen-weiſe zu. Weil was neues
zu ſehen und zu hoͤren, ſo ſperret es nicht nur die
Augen, ſondern auch die Ohren auf, und iſt viel
attenter als ſonſt. So kan denn das Wort GOt-
tes gleichſam per accidens, und mit demſelben,
manch Gutes in den Verſtand, und in das Hertze
der Zuhoͤrer eindringen, worauf ſie ſonſt nicht wuͤr-
den gemercket, und Achtung gegeben haben.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/83>, abgerufen am 25.11.2024.
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