Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

und nach einem
des Tractats, die ich vorhersahe, oder was es
gewesen, welches gemacht, daß ich schwer dran
gieng, und vor dieser Arbeit einen Eckel hatte.
Jch spührte bey mir große Neigung etwas an-
ders zu schreiben, und wuste doch nicht was.
Um Mariä Reinigung 1733. spührte ich in mei-
ner Seelen viel gute Veränderungen und Wür-
ckungen GOttes. Jch weiß nicht, ob meine El-
tern, oder wer in der Jugend mir diesen Fest-
Tag, und das Evangelium vom alten Simeon,
und dessen Jnhalt so sehr ins Hertze gepräget,
daß schon von dem 16. Jahre an meines Lebens
ich an demselben Tage allemahl groß Vergnügen
an GOtt und seinem Worte, und an dem öffent-
lichen Gottesdienste gespühret. Jch ärgere
mich, daß ich so sehr zum Aberglauben wider
meinen Willen bin geneigt gewesen, so daß ich
auf Tage zu halten angefangen, und wenn mir
in einem Tage, oder Fest-Tage etwan ein großes
geistliches Glück, oder Unglück begegnet, ich her-
nach, wenn diese Zeit wieder kommen, mir es
nicht aus dem Sinne schlagen können, sondern
abermahl entweder ein gleiches Unglück gefürch-
tet, oder ein gleiches Glücke und Seegen von
GOtt in Gnaden gehoffet. Ein gleiches muß
ich auch von den letzten Tagen gegen Ostern sa-
gen. Jch weiß es, und bins überzeugt, daß es
ein purer kindischer Aberglaube ist, und nicht den

geringsten

und nach einem
des Tractats, die ich vorherſahe, oder was es
geweſen, welches gemacht, daß ich ſchwer dran
gieng, und vor dieſer Arbeit einen Eckel hatte.
Jch ſpuͤhrte bey mir große Neigung etwas an-
ders zu ſchreiben, und wuſte doch nicht was.
Um Mariaͤ Reinigung 1733. ſpuͤhrte ich in mei-
ner Seelen viel gute Veraͤnderungen und Wuͤr-
ckungen GOttes. Jch weiß nicht, ob meine El-
tern, oder wer in der Jugend mir dieſen Feſt-
Tag, und das Evangelium vom alten Simeon,
und deſſen Jnhalt ſo ſehr ins Hertze gepraͤget,
daß ſchon von dem 16. Jahre an meines Lebens
ich an demſelben Tage allemahl groß Vergnuͤgen
an GOtt und ſeinem Worte, und an dem oͤffent-
lichen Gottesdienſte geſpuͤhret. Jch aͤrgere
mich, daß ich ſo ſehr zum Aberglauben wider
meinen Willen bin geneigt geweſen, ſo daß ich
auf Tage zu halten angefangen, und wenn mir
in einem Tage, oder Feſt-Tage etwan ein großes
geiſtliches Gluͤck, oder Ungluͤck begegnet, ich her-
nach, wenn dieſe Zeit wieder kommen, mir es
nicht aus dem Sinne ſchlagen koͤnnen, ſondern
abermahl entweder ein gleiches Ungluͤck gefuͤrch-
tet, oder ein gleiches Gluͤcke und Seegen von
GOtt in Gnaden gehoffet. Ein gleiches muß
ich auch von den letzten Tagen gegen Oſtern ſa-
gen. Jch weiß es, und bins uͤberzeugt, daß es
ein purer kindiſcher Aberglaube iſt, und nicht den

geringſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0744" n="698"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und nach einem</hi></fw><lb/>
des <hi rendition="#aq">Tractat</hi>s, die ich vorher&#x017F;ahe, oder was es<lb/>
gewe&#x017F;en, welches gemacht, daß ich &#x017F;chwer dran<lb/>
gieng, und vor die&#x017F;er Arbeit einen Eckel hatte.<lb/>
Jch &#x017F;pu&#x0364;hrte bey mir große Neigung etwas an-<lb/>
ders zu &#x017F;chreiben, und wu&#x017F;te doch nicht was.<lb/>
Um Maria&#x0364; Reinigung 1733. &#x017F;pu&#x0364;hrte ich in mei-<lb/>
ner Seelen viel gute Vera&#x0364;nderungen und Wu&#x0364;r-<lb/>
ckungen GOttes. Jch weiß nicht, ob meine El-<lb/>
tern, oder wer in der Jugend mir die&#x017F;en Fe&#x017F;t-<lb/>
Tag, und das Evangelium vom alten Simeon,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Jnhalt &#x017F;o &#x017F;ehr ins Hertze gepra&#x0364;get,<lb/>
daß &#x017F;chon von dem 16. Jahre an meines Lebens<lb/>
ich an dem&#x017F;elben Tage allemahl groß Vergnu&#x0364;gen<lb/>
an GOtt und &#x017F;einem Worte, und an dem o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Gottesdien&#x017F;te ge&#x017F;pu&#x0364;hret. Jch a&#x0364;rgere<lb/>
mich, daß ich &#x017F;o &#x017F;ehr zum Aberglauben wider<lb/>
meinen Willen bin geneigt gewe&#x017F;en, &#x017F;o daß ich<lb/>
auf Tage zu halten angefangen, und wenn mir<lb/>
in einem Tage, oder Fe&#x017F;t-Tage etwan ein großes<lb/>
gei&#x017F;tliches Glu&#x0364;ck, oder Unglu&#x0364;ck begegnet, ich her-<lb/>
nach, wenn die&#x017F;e Zeit wieder kommen, mir es<lb/>
nicht aus dem Sinne &#x017F;chlagen ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern<lb/>
abermahl entweder ein gleiches Unglu&#x0364;ck gefu&#x0364;rch-<lb/>
tet, oder ein gleiches Glu&#x0364;cke und Seegen von<lb/>
GOtt in Gnaden gehoffet. Ein gleiches muß<lb/>
ich auch von den letzten Tagen gegen O&#x017F;tern &#x017F;a-<lb/>
gen. Jch weiß es, und bins u&#x0364;berzeugt, daß es<lb/>
ein purer kindi&#x017F;cher Aberglaube i&#x017F;t, und nicht den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gering&#x017F;ten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[698/0744] und nach einem des Tractats, die ich vorherſahe, oder was es geweſen, welches gemacht, daß ich ſchwer dran gieng, und vor dieſer Arbeit einen Eckel hatte. Jch ſpuͤhrte bey mir große Neigung etwas an- ders zu ſchreiben, und wuſte doch nicht was. Um Mariaͤ Reinigung 1733. ſpuͤhrte ich in mei- ner Seelen viel gute Veraͤnderungen und Wuͤr- ckungen GOttes. Jch weiß nicht, ob meine El- tern, oder wer in der Jugend mir dieſen Feſt- Tag, und das Evangelium vom alten Simeon, und deſſen Jnhalt ſo ſehr ins Hertze gepraͤget, daß ſchon von dem 16. Jahre an meines Lebens ich an demſelben Tage allemahl groß Vergnuͤgen an GOtt und ſeinem Worte, und an dem oͤffent- lichen Gottesdienſte geſpuͤhret. Jch aͤrgere mich, daß ich ſo ſehr zum Aberglauben wider meinen Willen bin geneigt geweſen, ſo daß ich auf Tage zu halten angefangen, und wenn mir in einem Tage, oder Feſt-Tage etwan ein großes geiſtliches Gluͤck, oder Ungluͤck begegnet, ich her- nach, wenn dieſe Zeit wieder kommen, mir es nicht aus dem Sinne ſchlagen koͤnnen, ſondern abermahl entweder ein gleiches Ungluͤck gefuͤrch- tet, oder ein gleiches Gluͤcke und Seegen von GOtt in Gnaden gehoffet. Ein gleiches muß ich auch von den letzten Tagen gegen Oſtern ſa- gen. Jch weiß es, und bins uͤberzeugt, daß es ein purer kindiſcher Aberglaube iſt, und nicht den geringſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/744
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/744>, abgerufen am 10.06.2024.