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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und geschehene Resignation
so eingenommen und verwirret, daß, da mich der
Herr Bürgermeister ließ zu sich entbitten, ich auf
die kindischen Gedancken gerieth, als wenn er
mich würde arretiren, und in gefängliche Ver-
hafft bringen laßen. Wie mir bey diesem Wahn
zu Muthe müße gewesen seyn, ist leicht zu erach-
ten; und ob mich gleich mein eigener Famulus
auslachte, und mir sagte, was es seyn würde, so
war ich doch nicht zu besinnen. Es waren
Leute, die mich animirten, und antrieben, daß,
ob ich gleich A. gesaget, ich doch nicht B. spre-
chen dürffte, sondern meine Resignation zurücke
nehmen, und Ursachen genug, die mich darzu
antrieben, vorwenden könte; allein auch diß war
hier was curieuses, woran ich manchmahl auch
nach der Zeit gedacht habe, daß, wenn ich mir
auch noch so sehr vorgenommen hatte, mich zu
sperren, und auf die Hinter-Beine, so zu reden,
zu treten, ich doch hernach gleichsam mit den
Haaren von mir selbst von meinem Vorsatz ab-
gezogen wurde, und alles unterschrieb, und ein-
gieng, was man von mir begehrte. Es hätte
kaum anders seyn können, wenn es gleich GOt-
tes ausdrücklicher Wille gewesen, daß ich mich so
verhalten solte, und GOtt selbst beschlossen hätte,
mich nicht länger im Amte zu laßen. Das,
was ich auch hernach vernahm, zeigte mir, daß ich
eben nicht übel daran gethan.

Mitt-
X x

und geſchehene Reſignation
ſo eingenommen und verwirret, daß, da mich der
Herr Buͤrgermeiſter ließ zu ſich entbitten, ich auf
die kindiſchen Gedancken gerieth, als wenn er
mich wuͤrde arretiren, und in gefaͤngliche Ver-
hafft bringen laßen. Wie mir bey dieſem Wahn
zu Muthe muͤße geweſen ſeyn, iſt leicht zu erach-
ten; und ob mich gleich mein eigener Famulus
auslachte, und mir ſagte, was es ſeyn wuͤrde, ſo
war ich doch nicht zu beſinnen. Es waren
Leute, die mich animirten, und antrieben, daß,
ob ich gleich A. geſaget, ich doch nicht B. ſpre-
chen duͤrffte, ſondern meine Reſignation zuruͤcke
nehmen, und Urſachen genug, die mich darzu
antrieben, vorwenden koͤnte; allein auch diß war
hier was curieuſes, woran ich manchmahl auch
nach der Zeit gedacht habe, daß, wenn ich mir
auch noch ſo ſehr vorgenommen hatte, mich zu
ſperren, und auf die Hinter-Beine, ſo zu reden,
zu treten, ich doch hernach gleichſam mit den
Haaren von mir ſelbſt von meinem Vorſatz ab-
gezogen wurde, und alles unterſchrieb, und ein-
gieng, was man von mir begehrte. Es haͤtte
kaum anders ſeyn koͤnnen, wenn es gleich GOt-
tes ausdruͤcklicher Wille geweſen, daß ich mich ſo
verhalten ſolte, und GOtt ſelbſt beſchloſſen haͤtte,
mich nicht laͤnger im Amte zu laßen. Das,
was ich auch hernach vernahm, zeigte mir, daß ich
eben nicht uͤbel daran gethan.

Mitt-
X x
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[689/0735] und geſchehene Reſignation ſo eingenommen und verwirret, daß, da mich der Herr Buͤrgermeiſter ließ zu ſich entbitten, ich auf die kindiſchen Gedancken gerieth, als wenn er mich wuͤrde arretiren, und in gefaͤngliche Ver- hafft bringen laßen. Wie mir bey dieſem Wahn zu Muthe muͤße geweſen ſeyn, iſt leicht zu erach- ten; und ob mich gleich mein eigener Famulus auslachte, und mir ſagte, was es ſeyn wuͤrde, ſo war ich doch nicht zu beſinnen. Es waren Leute, die mich animirten, und antrieben, daß, ob ich gleich A. geſaget, ich doch nicht B. ſpre- chen duͤrffte, ſondern meine Reſignation zuruͤcke nehmen, und Urſachen genug, die mich darzu antrieben, vorwenden koͤnte; allein auch diß war hier was curieuſes, woran ich manchmahl auch nach der Zeit gedacht habe, daß, wenn ich mir auch noch ſo ſehr vorgenommen hatte, mich zu ſperren, und auf die Hinter-Beine, ſo zu reden, zu treten, ich doch hernach gleichſam mit den Haaren von mir ſelbſt von meinem Vorſatz ab- gezogen wurde, und alles unterſchrieb, und ein- gieng, was man von mir begehrte. Es haͤtte kaum anders ſeyn koͤnnen, wenn es gleich GOt- tes ausdruͤcklicher Wille geweſen, daß ich mich ſo verhalten ſolte, und GOtt ſelbſt beſchloſſen haͤtte, mich nicht laͤnger im Amte zu laßen. Das, was ich auch hernach vernahm, zeigte mir, daß ich eben nicht uͤbel daran gethan. Mitt- X x

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/735>, abgerufen am 25.11.2024.