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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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sorgfältig auferzogen.
höret, gelesen, geschmecket und gefühlet, so werden
sie gar bald der Sünden überdrüßig werden, nach
der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes, wel-
che sie ihrer Süßigkeit nach auch schon in der
Jugend bey ihrer ersten Gottseligkeit nicht wenig
empfunden, seuffzen, und gar leicht, als verirrte
Schaafe zu ihrem Hirten CHristo JEsu wieder
bekehret werden. Jch geschweige des Vergnü-
gens, so GOtt ihnen in ihrer Seele macht, nach-
dem sie wieder zu CHristo bekehret worden, oder
wenn sie gar ihren ersten Gnaden-Stand sorg-
fältig bewahret, und von der Welt und Sünde
nicht geschändet worden. Denn es ist doch auf
Erden keine größere Erquickung, die mehr nach
dem Hertzen greifft, und keine Freude grösser, em-
pfindlicher und lieblicher, als die, welche auf
GOtt, und himmlische Dinge gerichtet ist, und
aus dem Genuß derselben entstehet. Jch habe
alles auf der Welt gekostet und erfahren: Ehre,
Reichthum, und Wollust; und, so ja ein anderer
weit mehr als ich empfunden, so kan ich leicht aus
dem wenigen, was mir zu Theil worden, auf das
vollkommene Maaß des Genusses der Güther
dieser Welt durch Hülffe der Imagination und
Einbildungs-Krafft einen Schluß machen. Jch
würde aber wider meine eigene Erfahrung und
Gewissen reden, wo ich die irdische Freude der
himmlischen gleich schätzen wolte.

Anno

ſorgfaͤltig auferzogen.
hoͤret, geleſen, geſchmecket und gefuͤhlet, ſo werden
ſie gar bald der Suͤnden uͤberdruͤßig werden, nach
der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes, wel-
che ſie ihrer Suͤßigkeit nach auch ſchon in der
Jugend bey ihrer erſten Gottſeligkeit nicht wenig
empfunden, ſeuffzen, und gar leicht, als verirrte
Schaafe zu ihrem Hirten CHriſto JEſu wieder
bekehret werden. Jch geſchweige des Vergnuͤ-
gens, ſo GOtt ihnen in ihrer Seele macht, nach-
dem ſie wieder zu CHriſto bekehret worden, oder
wenn ſie gar ihren erſten Gnaden-Stand ſorg-
faͤltig bewahret, und von der Welt und Suͤnde
nicht geſchaͤndet worden. Denn es iſt doch auf
Erden keine groͤßere Erquickung, die mehr nach
dem Hertzen greifft, und keine Freude groͤſſer, em-
pfindlicher und lieblicher, als die, welche auf
GOtt, und himmliſche Dinge gerichtet iſt, und
aus dem Genuß derſelben entſtehet. Jch habe
alles auf der Welt gekoſtet und erfahren: Ehre,
Reichthum, und Wolluſt; und, ſo ja ein anderer
weit mehr als ich empfunden, ſo kan ich leicht aus
dem wenigen, was mir zu Theil worden, auf das
vollkommene Maaß des Genuſſes der Guͤther
dieſer Welt durch Huͤlffe der Imagination und
Einbildungs-Krafft einen Schluß machen. Jch
wuͤrde aber wider meine eigene Erfahrung und
Gewiſſen reden, wo ich die irdiſche Freude der
himmliſchen gleich ſchaͤtzen wolte.

Anno
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[24/0070] ſorgfaͤltig auferzogen. hoͤret, geleſen, geſchmecket und gefuͤhlet, ſo werden ſie gar bald der Suͤnden uͤberdruͤßig werden, nach der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes, wel- che ſie ihrer Suͤßigkeit nach auch ſchon in der Jugend bey ihrer erſten Gottſeligkeit nicht wenig empfunden, ſeuffzen, und gar leicht, als verirrte Schaafe zu ihrem Hirten CHriſto JEſu wieder bekehret werden. Jch geſchweige des Vergnuͤ- gens, ſo GOtt ihnen in ihrer Seele macht, nach- dem ſie wieder zu CHriſto bekehret worden, oder wenn ſie gar ihren erſten Gnaden-Stand ſorg- faͤltig bewahret, und von der Welt und Suͤnde nicht geſchaͤndet worden. Denn es iſt doch auf Erden keine groͤßere Erquickung, die mehr nach dem Hertzen greifft, und keine Freude groͤſſer, em- pfindlicher und lieblicher, als die, welche auf GOtt, und himmliſche Dinge gerichtet iſt, und aus dem Genuß derſelben entſtehet. Jch habe alles auf der Welt gekoſtet und erfahren: Ehre, Reichthum, und Wolluſt; und, ſo ja ein anderer weit mehr als ich empfunden, ſo kan ich leicht aus dem wenigen, was mir zu Theil worden, auf das vollkommene Maaß des Genuſſes der Guͤther dieſer Welt durch Huͤlffe der Imagination und Einbildungs-Krafft einen Schluß machen. Jch wuͤrde aber wider meine eigene Erfahrung und Gewiſſen reden, wo ich die irdiſche Freude der himmliſchen gleich ſchaͤtzen wolte. Anno

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/70>, abgerufen am 03.12.2024.