Spatzier-Gang nach Wahren, um zu sehen, ob derselbe glücklicher seyn würde, als der vor acht Tagen, und um der neuen Angst zu steuren, welche sich die vorige Nacht, da ich vom Schlafe erwacht, bey mir wieder eingefunden. Allein der Spatzier-Gang war nicht viel anders, nur daß die Angst nicht so gar groß, wie zu Hause, war. (Hier urtheile der Leser, wie unrecht mir einige von meinen Zuhörern gethan, wenn sie meine Spatzier-Gänge so übel ausgeleget, da mich solche schreckliche Seelen- und Leibes-Ubel dazu veranlasset. Der HerrMagisterlaufft auf die Dörffer, wie man weiß, wurde mir einst in einer Gerichtsstätte unter die Augen ge- sagt.) Auf dem Wege nach Wahren war mein Leib und Haupt so schwach, daß mich ein Becker, der mit Geträyde in die Mühle fuhr, aufladen, und mitnehmen muste. Der Fuhr- mann war weit genug von dem Flusse entfernet, und durffte doch den Fluß nicht mit meinen Au- gen ansehen; denn das Bild von ersäuffen war so lebendig in mir, und so groß, daß mir von we- gen der lebendigen Vorstellung, die wider meinen Willen, und mit Gewalt in mir entstand, im Leibe übel wurde; dannenhero ich meistens den Kopff zur rechten Seite halten, und ins Feld hinaus sehen muste, ob ich gleich wenig Lust zum Wasser hatte, und dasselbe so sehr, als eine Katze
scheuete.
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gleich wie ehe deſſen,
Spatzier-Gang nach Wahren, um zu ſehen, ob derſelbe gluͤcklicher ſeyn wuͤrde, als der vor acht Tagen, und um der neuen Angſt zu ſteuren, welche ſich die vorige Nacht, da ich vom Schlafe erwacht, bey mir wieder eingefunden. Allein der Spatzier-Gang war nicht viel anders, nur daß die Angſt nicht ſo gar groß, wie zu Hauſe, war. (Hier urtheile der Leſer, wie unrecht mir einige von meinen Zuhoͤrern gethan, wenn ſie meine Spatzier-Gaͤnge ſo uͤbel ausgeleget, da mich ſolche ſchreckliche Seelen- und Leibes-Ubel dazu veranlaſſet. Der HerrMagiſterlaufft auf die Doͤrffer, wie man weiß, wurde mir einſt in einer Gerichtsſtaͤtte unter die Augen ge- ſagt.) Auf dem Wege nach Wahren war mein Leib und Haupt ſo ſchwach, daß mich ein Becker, der mit Getraͤyde in die Muͤhle fuhr, aufladen, und mitnehmen muſte. Der Fuhr- mann war weit genug von dem Fluſſe entfernet, und durffte doch den Fluß nicht mit meinen Au- gen anſehen; denn das Bild von erſaͤuffen war ſo lebendig in mir, und ſo groß, daß mir von we- gen der lebendigen Vorſtellung, die wider meinen Willen, und mit Gewalt in mir entſtand, im Leibe uͤbel wurde; dannenhero ich meiſtens den Kopff zur rechten Seite halten, und ins Feld hinaus ſehen muſte, ob ich gleich wenig Luſt zum Waſſer hatte, und daſſelbe ſo ſehr, als eine Katze
ſcheuete.
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gleich wie ehe deſſen,
Spatzier-Gang nach Wahren, um zu ſehen,
ob derſelbe gluͤcklicher ſeyn wuͤrde, als der vor
acht Tagen, und um der neuen Angſt zu ſteuren,
welche ſich die vorige Nacht, da ich vom Schlafe
erwacht, bey mir wieder eingefunden. Allein
der Spatzier-Gang war nicht viel anders, nur
daß die Angſt nicht ſo gar groß, wie zu Hauſe,
war. (Hier urtheile der Leſer, wie unrecht mir
einige von meinen Zuhoͤrern gethan, wenn ſie
meine Spatzier-Gaͤnge ſo uͤbel ausgeleget, da
mich ſolche ſchreckliche Seelen- und Leibes-Ubel
dazu veranlaſſet. Der Herr Magiſter laufft
auf die Doͤrffer, wie man weiß, wurde mir
einſt in einer Gerichtsſtaͤtte unter die Augen ge-
ſagt.) Auf dem Wege nach Wahren war
mein Leib und Haupt ſo ſchwach, daß mich ein
Becker, der mit Getraͤyde in die Muͤhle fuhr,
aufladen, und mitnehmen muſte. Der Fuhr-
mann war weit genug von dem Fluſſe entfernet,
und durffte doch den Fluß nicht mit meinen Au-
gen anſehen; denn das Bild von erſaͤuffen war
ſo lebendig in mir, und ſo groß, daß mir von we-
gen der lebendigen Vorſtellung, die wider meinen
Willen, und mit Gewalt in mir entſtand, im
Leibe uͤbel wurde; dannenhero ich meiſtens den
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hinaus ſehen muſte, ob ich gleich wenig Luſt zum
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/677>, abgerufen am 25.11.2024.
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