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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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leibliche, und geistliche Artzney
mir recht ist, so hat er in kurtzer Zeit dreymahl
derselben ihr überflüßiges geiles Geblüte weg-
gelaßen. Und, siehe, da ietzt Cajus denckt
seine Conquete zu machen, so findet er gar nicht
mehr bey der Frau Doctorin die Bereitwillig-
keit, und die Zuneigung, welche er in der er-
sten, und vor diesem gemercket hatte, sondern
einen Widerstand und Unwillen, dessen er sich
nicht vermuthet hätte. Wie, wenn nun ei-
ner hier schließen wolte: Dieses Weib ist durch
Aderlaßen von ihren geilen Begierden und Rei-
tzungen zum Ehebruche curiret worden; Ergo
hat sie vorher nicht Cajus, sondern nur ihr
Fleisch und Blut zur Unzucht gereitzet, würde
das nicht ein schöner Schluß seyn? Also auch
hier. Es folget nicht, ein Weib ist nach ei-
ner starcken Purganz der melancholischen, und
selbst-mörderischen Gedancken los worden;
Ergo sind dieselben vorhero bloß der Melancholie
und Leibes-Kranckheit, und nicht zugleich dem
Teufel zuzuschreiben gewesen. Der Teufel
gießt, wo es schon naß ist, haben die Alten ge-
saget. Die Versuchungen des Satans zu ei-
ner gewissen That richten sich nach dem Tem-
perament
e des Menschen, der vom Teufel ge-
plagt wird. Weder ich, noch der Teufel wer-
den einen puren Geitzhals bereden können, daß
er tantze, springe, lustig sey, und das Geld,

welches

leibliche, und geiſtliche Artzney
mir recht iſt, ſo hat er in kurtzer Zeit dreymahl
derſelben ihr uͤberfluͤßiges geiles Gebluͤte weg-
gelaßen. Und, ſiehe, da ietzt Cajus denckt
ſeine Conquête zu machen, ſo findet er gar nicht
mehr bey der Frau Doctorin die Bereitwillig-
keit, und die Zuneigung, welche er in der er-
ſten, und vor dieſem gemercket hatte, ſondern
einen Widerſtand und Unwillen, deſſen er ſich
nicht vermuthet haͤtte. Wie, wenn nun ei-
ner hier ſchließen wolte: Dieſes Weib iſt durch
Aderlaßen von ihren geilen Begierden und Rei-
tzungen zum Ehebruche curiret worden; Ergo
hat ſie vorher nicht Cajus, ſondern nur ihr
Fleiſch und Blut zur Unzucht gereitzet, wuͤrde
das nicht ein ſchoͤner Schluß ſeyn? Alſo auch
hier. Es folget nicht, ein Weib iſt nach ei-
ner ſtarcken Purganz der melancholiſchen, und
ſelbſt-moͤrderiſchen Gedancken los worden;
Ergo ſind dieſelben vorhero bloß der Melancholie
und Leibes-Kranckheit, und nicht zugleich dem
Teufel zuzuſchreiben geweſen. Der Teufel
gießt, wo es ſchon naß iſt, haben die Alten ge-
ſaget. Die Verſuchungen des Satans zu ei-
ner gewiſſen That richten ſich nach dem Tem-
perament
e des Menſchen, der vom Teufel ge-
plagt wird. Weder ich, noch der Teufel wer-
den einen puren Geitzhals bereden koͤnnen, daß
er tantze, ſpringe, luſtig ſey, und das Geld,

welches
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[620/0666] leibliche, und geiſtliche Artzney mir recht iſt, ſo hat er in kurtzer Zeit dreymahl derſelben ihr uͤberfluͤßiges geiles Gebluͤte weg- gelaßen. Und, ſiehe, da ietzt Cajus denckt ſeine Conquête zu machen, ſo findet er gar nicht mehr bey der Frau Doctorin die Bereitwillig- keit, und die Zuneigung, welche er in der er- ſten, und vor dieſem gemercket hatte, ſondern einen Widerſtand und Unwillen, deſſen er ſich nicht vermuthet haͤtte. Wie, wenn nun ei- ner hier ſchließen wolte: Dieſes Weib iſt durch Aderlaßen von ihren geilen Begierden und Rei- tzungen zum Ehebruche curiret worden; Ergo hat ſie vorher nicht Cajus, ſondern nur ihr Fleiſch und Blut zur Unzucht gereitzet, wuͤrde das nicht ein ſchoͤner Schluß ſeyn? Alſo auch hier. Es folget nicht, ein Weib iſt nach ei- ner ſtarcken Purganz der melancholiſchen, und ſelbſt-moͤrderiſchen Gedancken los worden; Ergo ſind dieſelben vorhero bloß der Melancholie und Leibes-Kranckheit, und nicht zugleich dem Teufel zuzuſchreiben geweſen. Der Teufel gießt, wo es ſchon naß iſt, haben die Alten ge- ſaget. Die Verſuchungen des Satans zu ei- ner gewiſſen That richten ſich nach dem Tem- peramente des Menſchen, der vom Teufel ge- plagt wird. Weder ich, noch der Teufel wer- den einen puren Geitzhals bereden koͤnnen, daß er tantze, ſpringe, luſtig ſey, und das Geld, welches

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/666>, abgerufen am 22.11.2024.