von der That zu enthalten, und suchte mit stren- ger Diaet, und Vermeidung aller hitzigen gesal- tzenen Speisen und Geträncken, ja auch durch gewisse Artzney-Mittel die saltzichten Theile aus dem Geblüte zu vertreiben. Die Angst nahm bey mir so zu, daß ich mir des Tages vielfältigmahl selbst prophezeyete, und zu mir sagte; Wie du einen armen Menschen, der so einfältig wie ein Kind gewesen, stets von lauter Liebe geprediget, und im predigen ein anderer Johannes gewesen, um sein Amt so schnelle gebracht hast: so kan dir vielleicht einmahl dergleichen auch begegnen. Was ich endlich nach der Zeit ausgestanden, und wie mir diese Sache im Sinne gelegen, nach- dem dieser M. Schuster in Armuth herum gieng, und so gar seines Verstandes gröstentheils berau- bet wurde, so daß man ihn endlich nach Wald- heim bringen muste, mag ich nicht erst weitläuff- tiger anführen. Genug, wenn ich sage, daß mein Hertze dadurch mit mählichem zermalmet, und zu den großen Trübsaalen der Grund geleget wurde, so hernach über mich kommen solten.
Anno 1715. §. 130.
Montags nach Quasimodogeniti besuchte ich die Frau D. Sinnerin, die mir schon viel große Wohlthaten erzeiget, und längst gewünschet hatte,
daß
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und convulſiviſchen Bewegungen
von der That zu enthalten, und ſuchte mit ſtren- ger Diæt, und Vermeidung aller hitzigen geſal- tzenen Speiſen und Getraͤncken, ja auch durch gewiſſe Artzney-Mittel die ſaltzichten Theile aus dem Gebluͤte zu vertreiben. Die Angſt nahm bey mir ſo zu, daß ich mir des Tages vielfaͤltigmahl ſelbſt prophezeyete, und zu mir ſagte; Wie du einen armen Menſchen, der ſo einfaͤltig wie ein Kind geweſen, ſtets von lauter Liebe geprediget, und im predigen ein anderer Johannes geweſen, um ſein Amt ſo ſchnelle gebracht haſt: ſo kan dir vielleicht einmahl dergleichen auch begegnen. Was ich endlich nach der Zeit ausgeſtanden, und wie mir dieſe Sache im Sinne gelegen, nach- dem dieſer M. Schuſter in Armuth herum gieng, und ſo gar ſeines Verſtandes groͤſtentheils berau- bet wurde, ſo daß man ihn endlich nach Wald- heim bringen muſte, mag ich nicht erſt weitlaͤuff- tiger anfuͤhren. Genug, wenn ich ſage, daß mein Hertze dadurch mit maͤhlichem zermalmet, und zu den großen Truͤbſaalen der Grund geleget wurde, ſo hernach uͤber mich kommen ſolten.
Anno 1715. §. 130.
Montags nach Quaſimodogeniti beſuchte ich die Frau D. Sinnerin, die mir ſchon viel große Wohlthaten erzeiget, und laͤngſt gewuͤnſchet hatte,
daß
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und convulſiviſchen Bewegungen
von der That zu enthalten, und ſuchte mit ſtren-
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tzenen Speiſen und Getraͤncken, ja auch durch
gewiſſe Artzney-Mittel die ſaltzichten Theile aus
dem Gebluͤte zu vertreiben. Die Angſt nahm
bey mir ſo zu, daß ich mir des Tages vielfaͤltigmahl
ſelbſt prophezeyete, und zu mir ſagte; Wie du
einen armen Menſchen, der ſo einfaͤltig wie ein
Kind geweſen, ſtets von lauter Liebe geprediget,
und im predigen ein anderer Johannes geweſen,
um ſein Amt ſo ſchnelle gebracht haſt: ſo kan
dir vielleicht einmahl dergleichen auch begegnen.
Was ich endlich nach der Zeit ausgeſtanden, und
wie mir dieſe Sache im Sinne gelegen, nach-
dem dieſer M. Schuſter in Armuth herum gieng,
und ſo gar ſeines Verſtandes groͤſtentheils berau-
bet wurde, ſo daß man ihn endlich nach Wald-
heim bringen muſte, mag ich nicht erſt weitlaͤuff-
tiger anfuͤhren. Genug, wenn ich ſage, daß
mein Hertze dadurch mit maͤhlichem zermalmet,
und zu den großen Truͤbſaalen der Grund geleget
wurde, ſo hernach uͤber mich kommen ſolten.
Anno 1715.
§. 130.
Montags nach Quaſimodogeniti beſuchte ich
die Frau D. Sinnerin, die mir ſchon viel große
Wohlthaten erzeiget, und laͤngſt gewuͤnſchet hatte,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/647>, abgerufen am 23.11.2024.
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