hatte, wuste ich nicht, was mir begegnen könte, und bey dergleichen Fällen bevor stünde, oder zu was vor einer Kranckheit dieses eine Disposition wäre; habe aber nach der Zeit solches zur Ge- nüge erkennet. Und ich wünschte, daß ich es niemahls erkennet hätte, und mir es niemahls weder Herr D. Naboth, noch iemand anders ge- saget. Denn wenn ich dergleichen Anwande- lung nach der Zeit wieder bekommen, so hat mich die Furcht desto mehr gequählet, daß nicht die Kranckheit in den Actum und in die That aus- bräche, welche ich zu besorgen hatte. Jch fiel von ohngefehr zur selbigen Zeit drauf, daß ich mir stets eine warme Stürtze auf den Leib legte, auch denselben mit einem Gurte zusammen zohe. Weil man von aussen dergleichen Ubel nicht gerne vor den Leuten gestehet, so gab ich bey denen, welchen es bekannt war, was ich that, vor, als ob ich solche Stürtzen wider die Colica, und Durch- fall gebrauchte, dachte aber manchmal bey mir selber: Wenn ihr wüstet, was vor ein groß Ubel es sey, was ich dadurch zu verhüten suche, ihr würdet wohl gar vor mir lauffen, und meinen Umgang meiden.***
Den höchsten Grad aber von dieser schäd- lichen Disposition habe ich allemahl ge- fühlet, wenn es so weit gekommen, daß mir die grosse Zähen in Füssen, und die Daumen in Händen schwach worden. Wie offt hab ich auf
die
mit convulſiviſchen
hatte, wuſte ich nicht, was mir begegnen koͤnte, und bey dergleichen Faͤllen bevor ſtuͤnde, oder zu was vor einer Kranckheit dieſes eine Diſpoſition waͤre; habe aber nach der Zeit ſolches zur Ge- nuͤge erkennet. Und ich wuͤnſchte, daß ich es niemahls erkennet haͤtte, und mir es niemahls weder Herr D. Naboth, noch iemand anders ge- ſaget. Denn wenn ich dergleichen Anwande- lung nach der Zeit wieder bekommen, ſo hat mich die Furcht deſto mehr gequaͤhlet, daß nicht die Kranckheit in den Actum und in die That aus- braͤche, welche ich zu beſorgen hatte. Jch fiel von ohngefehr zur ſelbigen Zeit drauf, daß ich mir ſtets eine warme Stuͤrtze auf den Leib legte, auch denſelben mit einem Gurte zuſammen zohe. Weil man von auſſen dergleichen Ubel nicht gerne vor den Leuten geſtehet, ſo gab ich bey denen, welchen es bekannt war, was ich that, vor, als ob ich ſolche Stuͤrtzen wider die Colica, und Durch- fall gebrauchte, dachte aber manchmal bey mir ſelber: Wenn ihr wuͤſtet, was vor ein groß Ubel es ſey, was ich dadurch zu verhuͤten ſuche, ihr wuͤrdet wohl gar vor mir lauffen, und meinen Umgang meiden.***
Den hoͤchſten Grad aber von dieſer ſchaͤd- lichen Diſpoſition habe ich allemahl ge- fuͤhlet, wenn es ſo weit gekommen, daß mir die groſſe Zaͤhen in Fuͤſſen, und die Daumen in Haͤnden ſchwach worden. Wie offt hab ich auf
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mit convulſiviſchen
hatte, wuſte ich nicht, was mir begegnen koͤnte,
und bey dergleichen Faͤllen bevor ſtuͤnde, oder zu
was vor einer Kranckheit dieſes eine Diſpoſition
waͤre; habe aber nach der Zeit ſolches zur Ge-
nuͤge erkennet. Und ich wuͤnſchte, daß ich es
niemahls erkennet haͤtte, und mir es niemahls
weder Herr D. Naboth, noch iemand anders ge-
ſaget. Denn wenn ich dergleichen Anwande-
lung nach der Zeit wieder bekommen, ſo hat mich
die Furcht deſto mehr gequaͤhlet, daß nicht die
Kranckheit in den Actum und in die That aus-
braͤche, welche ich zu beſorgen hatte. Jch fiel
von ohngefehr zur ſelbigen Zeit drauf, daß ich
mir ſtets eine warme Stuͤrtze auf den Leib legte,
auch denſelben mit einem Gurte zuſammen zohe.
Weil man von auſſen dergleichen Ubel nicht gerne
vor den Leuten geſtehet, ſo gab ich bey denen,
welchen es bekannt war, was ich that, vor, als
ob ich ſolche Stuͤrtzen wider die Colica, und Durch-
fall gebrauchte, dachte aber manchmal bey mir
ſelber: Wenn ihr wuͤſtet, was vor ein groß Ubel
es ſey, was ich dadurch zu verhuͤten ſuche, ihr
wuͤrdet wohl gar vor mir lauffen, und meinen
Umgang meiden.
***
Den hoͤchſten Grad aber von dieſer ſchaͤd-
lichen Diſpoſition habe ich allemahl ge-
fuͤhlet, wenn es ſo weit gekommen, daß mir
die groſſe Zaͤhen in Fuͤſſen, und die Daumen in
Haͤnden ſchwach worden. Wie offt hab ich auf
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/624>, abgerufen am 02.02.2025.
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