halten müssen. Zu allem Glücke habe ich das Fieber, wenn dessen Ausbruch schon gantz nahe kommen, ja wenn die Vorboten desselben am meisten zu der Zeit, da ich auf die Can- tzel gehen sollen, mich angegriffen, mehr als ein- mahl weggeprediget; so daß also auch das Pre- digen vor das Fieber gut ist. Denn sobald durchs Predigen hernachmals das Geblüte bewe- get, und ein ziemlicher Schweiß heraus getrie- ben worden, so bin ich dieser Incommodität los worden, ehe ich noch von der Cantzel wieder her- unter gegangen.
§. 125.
Noch mehrere Verdrüßlichkeit haben mir die vielfältigen Durchfälle, zu welchen ich so sehr ge- neigt bin, verursachet. Laß es seyn, daß es manchmahl Dysenteria Critica, und was gutes ist, so daß sich die Natur dessen zu entledigen su- chet, was im Leibe überflüßig ist, und solches endlich zu mehrer Gesundheit ausschlägt; so werden Lehrer und Prediger doch öffters dadurch bey ihrem Studiren gleichfalls gehindert, auch wohl gar genöthiget ein und andere Predigt aus- zusetzen; wiewol dieses letztere mir nur Anno 1719 begegnet, welches das einzige mahl in mei- nem gantzen Predigt-Amte ist, daß ich um Lei- bes- und Gemüths-Schwachheiten willen eine
Predigt
und derDvſenterie
halten muͤſſen. Zu allem Gluͤcke habe ich das Fieber, wenn deſſen Ausbruch ſchon gantz nahe kommen, ja wenn die Vorboten deſſelben am meiſten zu der Zeit, da ich auf die Can- tzel gehen ſollen, mich angegriffen, mehr als ein- mahl weggeprediget; ſo daß alſo auch das Pre- digen vor das Fieber gut iſt. Denn ſobald durchs Predigen hernachmals das Gebluͤte bewe- get, und ein ziemlicher Schweiß heraus getrie- ben worden, ſo bin ich dieſer Incommoditaͤt los worden, ehe ich noch von der Cantzel wieder her- unter gegangen.
§. 125.
Noch mehrere Verdruͤßlichkeit haben mir die vielfaͤltigen Durchfaͤlle, zu welchen ich ſo ſehr ge- neigt bin, verurſachet. Laß es ſeyn, daß es manchmahl Dyſenteria Critica, und was gutes iſt, ſo daß ſich die Natur deſſen zu entledigen ſu- chet, was im Leibe uͤberfluͤßig iſt, und ſolches endlich zu mehrer Geſundheit ausſchlaͤgt; ſo werden Lehrer und Prediger doch oͤffters dadurch bey ihrem Studiren gleichfalls gehindert, auch wohl gar genoͤthiget ein und andere Predigt aus- zuſetzen; wiewol dieſes letztere mir nur Anno 1719 begegnet, welches das einzige mahl in mei- nem gantzen Predigt-Amte iſt, daß ich um Lei- bes- und Gemuͤths-Schwachheiten willen eine
Predigt
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und der Dvſenterie
halten muͤſſen. Zu allem Gluͤcke habe ich das
Fieber, wenn deſſen Ausbruch ſchon gantz nahe
kommen, ja wenn die Vorboten deſſelben
am meiſten zu der Zeit, da ich auf die Can-
tzel gehen ſollen, mich angegriffen, mehr als ein-
mahl weggeprediget; ſo daß alſo auch das Pre-
digen vor das Fieber gut iſt. Denn ſobald
durchs Predigen hernachmals das Gebluͤte bewe-
get, und ein ziemlicher Schweiß heraus getrie-
ben worden, ſo bin ich dieſer Incommoditaͤt los
worden, ehe ich noch von der Cantzel wieder her-
unter gegangen.
§. 125.
Noch mehrere Verdruͤßlichkeit haben mir die
vielfaͤltigen Durchfaͤlle, zu welchen ich ſo ſehr ge-
neigt bin, verurſachet. Laß es ſeyn, daß es
manchmahl Dyſenteria Critica, und was gutes
iſt, ſo daß ſich die Natur deſſen zu entledigen ſu-
chet, was im Leibe uͤberfluͤßig iſt, und ſolches
endlich zu mehrer Geſundheit ausſchlaͤgt; ſo
werden Lehrer und Prediger doch oͤffters dadurch
bey ihrem Studiren gleichfalls gehindert, auch
wohl gar genoͤthiget ein und andere Predigt aus-
zuſetzen; wiewol dieſes letztere mir nur Anno
1719 begegnet, welches das einzige mahl in mei-
nem gantzen Predigt-Amte iſt, daß ich um Lei-
bes- und Gemuͤths-Schwachheiten willen eine
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/617>, abgerufen am 03.12.2024.
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