gemeynet sey, da es solches doch nicht gewesen. Zum wenigsten solte man bey dergleichen Be- gebenheiten, wenn in Städten der eine Predi- ger einen großen Zulauff vor andern bekommt, aus Sorgfalt auch allen bösen Schein meiden, damit nicht den Zuhörern, wenn sie ihrers Lehrers und Predigers Neid, und Schwäche in diesem Stücke sehen, oder zu sehen vermeynen, ein Anstoß in der Religion, und in der Erbauung gesetzet werde.
Mein Glücke war, daß ich zur selben Zeit in meinen Predigten nichts von meinen beson- dern Meynungen einfließen ließ, sondern unser Systema vortrug, so wie ich mich eydlich dazu verpflichtet hatte; oder, wenn ja schon eini- ger Verdacht dißfalls sich bey einem, oder dem andern befand, solches doch keine wichtige Reli- gions-Puncte anbetraff. Denn wenn ich es vollends darinnen versehen hätte, so würde mei- ner auf andern Cantzeln übel seyn gewartet, und ich gar bald zum Ketzer seyn gemachet worden. Ob nun schon diß in Predigten nicht geschahe, so wäre ich doch bald vor der Zeit der Lehre hal- ben in Schrifften, so andere wider mich her- aus gegeben, in Verdacht gesetzet worden. Anno 1722 gab Herr D. Schoen unter dem Na- men Christiani Irenici seinen Tractat wider P. Neumeistern heraus. Weil es ein erdichteter
Name,
N n 3
man beſchuldigte ihn eines Buches,
gemeynet ſey, da es ſolches doch nicht geweſen. Zum wenigſten ſolte man bey dergleichen Be- gebenheiten, wenn in Staͤdten der eine Predi- ger einen großen Zulauff vor andern bekommt, aus Sorgfalt auch allen boͤſen Schein meiden, damit nicht den Zuhoͤrern, wenn ſie ihrers Lehrers und Predigers Neid, und Schwaͤche in dieſem Stuͤcke ſehen, oder zu ſehen vermeynen, ein Anſtoß in der Religion, und in der Erbauung geſetzet werde.
Mein Gluͤcke war, daß ich zur ſelben Zeit in meinen Predigten nichts von meinen beſon- dern Meynungen einfließen ließ, ſondern unſer Syſtema vortrug, ſo wie ich mich eydlich dazu verpflichtet hatte; oder, wenn ja ſchon eini- ger Verdacht dißfalls ſich bey einem, oder dem andern befand, ſolches doch keine wichtige Reli- gions-Puncte anbetraff. Denn wenn ich es vollends darinnen verſehen haͤtte, ſo wuͤrde mei- ner auf andern Cantzeln uͤbel ſeyn gewartet, und ich gar bald zum Ketzer ſeyn gemachet worden. Ob nun ſchon diß in Predigten nicht geſchahe, ſo waͤre ich doch bald vor der Zeit der Lehre hal- ben in Schrifften, ſo andere wider mich her- aus gegeben, in Verdacht geſetzet worden. Anno 1722 gab Herr D. Schœn unter dem Na- men Chriſtiani Irenici ſeinen Tractat wider P. Neumeiſtern heraus. Weil es ein erdichteter
Name,
N n 3
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man beſchuldigte ihn eines Buches,
gemeynet ſey, da es ſolches doch nicht geweſen.
Zum wenigſten ſolte man bey dergleichen Be-
gebenheiten, wenn in Staͤdten der eine Predi-
ger einen großen Zulauff vor andern bekommt,
aus Sorgfalt auch allen boͤſen Schein meiden,
damit nicht den Zuhoͤrern, wenn ſie ihrers Lehrers
und Predigers Neid, und Schwaͤche in dieſem
Stuͤcke ſehen, oder zu ſehen vermeynen, ein Anſtoß
in der Religion, und in der Erbauung geſetzet
werde.
Mein Gluͤcke war, daß ich zur ſelben Zeit
in meinen Predigten nichts von meinen beſon-
dern Meynungen einfließen ließ, ſondern unſer
Syſtema vortrug, ſo wie ich mich eydlich dazu
verpflichtet hatte; oder, wenn ja ſchon eini-
ger Verdacht dißfalls ſich bey einem, oder dem
andern befand, ſolches doch keine wichtige Reli-
gions-Puncte anbetraff. Denn wenn ich es
vollends darinnen verſehen haͤtte, ſo wuͤrde mei-
ner auf andern Cantzeln uͤbel ſeyn gewartet, und
ich gar bald zum Ketzer ſeyn gemachet worden.
Ob nun ſchon diß in Predigten nicht geſchahe,
ſo waͤre ich doch bald vor der Zeit der Lehre hal-
ben in Schrifften, ſo andere wider mich her-
aus gegeben, in Verdacht geſetzet worden.
Anno 1722 gab Herr D. Schœn unter dem Na-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/611>, abgerufen am 22.12.2024.
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