meinen Zulauff nicht vertragen kunten, und deßhalben mich so gar in ihren Predigten off- ters anstechen, und herunter, und geringe zu machen, und dadurch meinen Applausum zu schwächen suchten. Denn es ist nicht zu sa- gen, wie viel solches den Glauben ihrer Zuhö- rer schwächt, und denselben zum Irreligionismo, wozu insonderheit die Hohen, und Vornehmen geneigt sind, den Weg bahnet, wenn sie mer- cken, daß die Lehrer nicht, was CHristi ist, sondern nur ihre eigene Ehre suchen, im Laster des Hochmuths, und Ehr-Geitzes selbst noch ste- cken, und Krafft dieser herrschenden Sünde an- derer Leute Ehre nicht vertragen können.
Da hieß es nun bald anfangs von mir: die Leute wären nun lüstern, und lieffen in sol- che Kirchen, wo die Lehrer ihre Predigten aus den Engeländischen Theologis heraus schrieben. Wie falsch aber diese Beschuldigung sey, kan ie- der sehen, wer meine in Druck gegebene Predig- ten lieset; allda wohl wenig, so den Engelän- dern abgeborget, zu finden ist; gesetzt, daß ich etwan auch einige von ihren Schrifften gelesen hätte. Ein ander, der nicht mehr im Leben, ließ sich gar verlauten, man lieffe nunmehro in die Kirche, wo Narrens-Possen, an statt GOt- tes Wort, geprediget würden; so nannte er die Acumina und Scharffsinnigkeiten, deren ich mich
etwan
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man warff ihm vor die Schreib-Art,
meinen Zulauff nicht vertragen kunten, und deßhalben mich ſo gar in ihren Predigten off- ters anſtechen, und herunter, und geringe zu machen, und dadurch meinen Applauſum zu ſchwaͤchen ſuchten. Denn es iſt nicht zu ſa- gen, wie viel ſolches den Glauben ihrer Zuhoͤ- rer ſchwaͤcht, und denſelben zum Irreligioniſmo, wozu inſonderheit die Hohen, und Vornehmen geneigt ſind, den Weg bahnet, wenn ſie mer- cken, daß die Lehrer nicht, was CHriſti iſt, ſondern nur ihre eigene Ehre ſuchen, im Laſter des Hochmuths, und Ehr-Geitzes ſelbſt noch ſte- cken, und Krafft dieſer herrſchenden Suͤnde an- derer Leute Ehre nicht vertragen koͤnnen.
Da hieß es nun bald anfangs von mir: die Leute waͤren nun luͤſtern, und lieffen in ſol- che Kirchen, wo die Lehrer ihre Predigten aus den Engelaͤndiſchen Theologis heraus ſchrieben. Wie falſch aber dieſe Beſchuldigung ſey, kan ie- der ſehen, wer meine in Druck gegebene Predig- ten lieſet; allda wohl wenig, ſo den Engelaͤn- dern abgeborget, zu finden iſt; geſetzt, daß ich etwan auch einige von ihren Schrifften geleſen haͤtte. Ein ander, der nicht mehr im Leben, ließ ſich gar verlauten, man lieffe nunmehro in die Kirche, wo Narrens-Poſſen, an ſtatt GOt- tes Wort, geprediget wuͤrden; ſo nannte er die Acumina und Scharffſinnigkeiten, deren ich mich
etwan
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man warff ihm vor die Schreib-Art,
meinen Zulauff nicht vertragen kunten, und
deßhalben mich ſo gar in ihren Predigten off-
ters anſtechen, und herunter, und geringe zu
machen, und dadurch meinen Applauſum zu
ſchwaͤchen ſuchten. Denn es iſt nicht zu ſa-
gen, wie viel ſolches den Glauben ihrer Zuhoͤ-
rer ſchwaͤcht, und denſelben zum Irreligioniſmo,
wozu inſonderheit die Hohen, und Vornehmen
geneigt ſind, den Weg bahnet, wenn ſie mer-
cken, daß die Lehrer nicht, was CHriſti iſt,
ſondern nur ihre eigene Ehre ſuchen, im Laſter
des Hochmuths, und Ehr-Geitzes ſelbſt noch ſte-
cken, und Krafft dieſer herrſchenden Suͤnde an-
derer Leute Ehre nicht vertragen koͤnnen.
Da hieß es nun bald anfangs von mir:
die Leute waͤren nun luͤſtern, und lieffen in ſol-
che Kirchen, wo die Lehrer ihre Predigten aus
den Engelaͤndiſchen Theologis heraus ſchrieben.
Wie falſch aber dieſe Beſchuldigung ſey, kan ie-
der ſehen, wer meine in Druck gegebene Predig-
ten lieſet; allda wohl wenig, ſo den Engelaͤn-
dern abgeborget, zu finden iſt; geſetzt, daß ich
etwan auch einige von ihren Schrifften geleſen
haͤtte. Ein ander, der nicht mehr im Leben,
ließ ſich gar verlauten, man lieffe nunmehro in
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/607>, abgerufen am 04.12.2024.
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