umgehen, und solches, wenn sie auf ihre Pre- digten studiren, genau betrachten, und den Nach- druck desselben erwegen müssen, sie vielfältigmahl am ersten die Krafft des Wortes GOttes, so ihr Hertze voll Freude und Liebe zu GOTT macht, empfinden, und also diesen Freuden-Wein alle- mahl erst Credenzen können, ehe sie ihren Zu- hörern davon zu trincken geben; welches mir auch offters, und reichlich genug wiederfahren, so daß ich bey allem unangenehmen, und wieder- wärtigen, so mir bey meinem Amte zugestossen, gleichwol das Amt eines Predigers ein glückseliges Amt nennen müssen.
Und dieses unangenehme und widerwärtige ist dasjenige, von welchem ich ietzt in der Ord- nung auch reden muß. Jch heiße unange- nehm alles dasjenige, wodurch bey einem Leh- rer und Prediger die Liebe, die Hochachtung und der Applausus, den er bey den Zuhörern hat, oder, so ja dieser nicht allemahl aufhöret, wodurch die Erbauung bey den Zuhörern ge- schwächet und sehr gehindert wird. Ein Pre- diger ist wohl ein Mensch, und ist Sünden und Fehlern, wie andere Menschen, unterworffen. Und das wissen endlich wohl die Zuhörer alle; es ist aber besser, daß sie es nur wissen, und als eine bekannte Wahrheit nur glauben, (die sie auch hertzlich gerne glauben,) als daß sie solches in
der
Doch hat er auch viel unangenehmes,
umgehen, und ſolches, wenn ſie auf ihre Pre- digten ſtudiren, genau betrachten, und den Nach- druck deſſelben erwegen muͤſſen, ſie vielfaͤltigmahl am erſten die Krafft des Wortes GOttes, ſo ihr Hertze voll Freude und Liebe zu GOTT macht, empfinden, und alſo dieſen Freuden-Wein alle- mahl erſt Credenzen koͤnnen, ehe ſie ihren Zu- hoͤrern davon zu trincken geben; welches mir auch offters, und reichlich genug wiederfahren, ſo daß ich bey allem unangenehmen, und wieder- waͤrtigen, ſo mir bey meinem Amte zugeſtoſſen, gleichwol das Amt eines Predigers ein gluͤckſeliges Amt nennen muͤſſen.
Und dieſes unangenehme und widerwaͤrtige iſt dasjenige, von welchem ich ietzt in der Ord- nung auch reden muß. Jch heiße unange- nehm alles dasjenige, wodurch bey einem Leh- rer und Prediger die Liebe, die Hochachtung und der Applauſus, den er bey den Zuhoͤrern hat, oder, ſo ja dieſer nicht allemahl aufhoͤret, wodurch die Erbauung bey den Zuhoͤrern ge- ſchwaͤchet und ſehr gehindert wird. Ein Pre- diger iſt wohl ein Menſch, und iſt Suͤnden und Fehlern, wie andere Menſchen, unterworffen. Und das wiſſen endlich wohl die Zuhoͤrer alle; es iſt aber beſſer, daß ſie es nur wiſſen, und als eine bekannte Wahrheit nur glauben, (die ſie auch hertzlich gerne glauben,) als daß ſie ſolches in
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Doch hat er auch viel unangenehmes,
umgehen, und ſolches, wenn ſie auf ihre Pre-
digten ſtudiren, genau betrachten, und den Nach-
druck deſſelben erwegen muͤſſen, ſie vielfaͤltigmahl
am erſten die Krafft des Wortes GOttes, ſo ihr
Hertze voll Freude und Liebe zu GOTT macht,
empfinden, und alſo dieſen Freuden-Wein alle-
mahl erſt Credenzen koͤnnen, ehe ſie ihren Zu-
hoͤrern davon zu trincken geben; welches mir
auch offters, und reichlich genug wiederfahren,
ſo daß ich bey allem unangenehmen, und wieder-
waͤrtigen, ſo mir bey meinem Amte zugeſtoſſen,
gleichwol das Amt eines Predigers ein gluͤckſeliges
Amt nennen muͤſſen.
Und dieſes unangenehme und widerwaͤrtige
iſt dasjenige, von welchem ich ietzt in der Ord-
nung auch reden muß. Jch heiße unange-
nehm alles dasjenige, wodurch bey einem Leh-
rer und Prediger die Liebe, die Hochachtung
und der Applauſus, den er bey den Zuhoͤrern
hat, oder, ſo ja dieſer nicht allemahl aufhoͤret,
wodurch die Erbauung bey den Zuhoͤrern ge-
ſchwaͤchet und ſehr gehindert wird. Ein Pre-
diger iſt wohl ein Menſch, und iſt Suͤnden und
Fehlern, wie andere Menſchen, unterworffen.
Und das wiſſen endlich wohl die Zuhoͤrer alle;
es iſt aber beſſer, daß ſie es nur wiſſen, und als
eine bekannte Wahrheit nur glauben, (die ſie
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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