meine Gaben mir zuzuschreiben; welches wi- der diejenigen zu mercken, so wider mich geschrie- ben, oder in Schrifften meiner gedacht haben, und sich recht viel Mühe geben, damit sie ja ni- hii divini, und nichts Göttliches, und unge- wöhnliches in diesem Falle mir einräumen möch- ten. Daß sie aber meynen, die vielen, und meisten moralischen Predigten hätten solchen Ap- plausum verursachet, das ist nicht wahr. Denn einmahl sind der moralischen Predigten nicht so viel von mir gehalten worden, als sie meynen; und folget gar nicht, daß, weil diejenigen Pre- digten, so ich in Druck gegeben, viele Dinge, so das Leben angehen, in sich halten, so müsten auch die andern, so nicht in Druck heraus kom- men, meistens so beschaffen gewesen seyn. Und solten ja diese in Druck heraus gegebenen Predig- ten bisher viel Käuffer gefunden haben, so ist ja noch eine große Frage, ob die moralischen Dinge, so in denselben enthalten, und nicht vielmehr viel andere Materien, so darinnen vorkommen, zur Recommendation und zum Verkauff derselben das meiste beygetragen haben. Versuche es nur einer, und predige meistens lauter Moralia, und sehe, ob er lange damit seinen Zuhörern an- genehm seyn, und einen Gefallen thun werde; ich bin versichert, sie sollen bald davor einen Eckel bekommen, und derselben überdrüßig werden.
Einige
inſonderheit wegen
meine Gaben mir zuzuſchreiben; welches wi- der diejenigen zu mercken, ſo wider mich geſchrie- ben, oder in Schrifften meiner gedacht haben, und ſich recht viel Muͤhe geben, damit ſie ja ni- hii divini, und nichts Goͤttliches, und unge- woͤhnliches in dieſem Falle mir einraͤumen moͤch- ten. Daß ſie aber meynen, die vielen, und meiſten moraliſchen Predigten haͤtten ſolchen Ap- plauſum verurſachet, das iſt nicht wahr. Denn einmahl ſind der moraliſchen Predigten nicht ſo viel von mir gehalten worden, als ſie meynen; und folget gar nicht, daß, weil diejenigen Pre- digten, ſo ich in Druck gegeben, viele Dinge, ſo das Leben angehen, in ſich halten, ſo muͤſten auch die andern, ſo nicht in Druck heraus kom- men, meiſtens ſo beſchaffen geweſen ſeyn. Und ſolten ja dieſe in Druck heraus gegebenen Predig- ten bisher viel Kaͤuffer gefunden haben, ſo iſt ja noch eine große Frage, ob die moraliſchen Dinge, ſo in denſelben enthalten, und nicht vielmehr viel andere Materien, ſo darinnen vorkommen, zur Recommendation und zum Verkauff derſelben das meiſte beygetragen haben. Verſuche es nur einer, und predige meiſtens lauter Moralia, und ſehe, ob er lange damit ſeinen Zuhoͤrern an- genehm ſeyn, und einen Gefallen thun werde; ich bin verſichert, ſie ſollen bald davor einen Eckel bekommen, und derſelben uͤberdruͤßig werden.
Einige
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[520/0566]
inſonderheit wegen
meine Gaben mir zuzuſchreiben; welches wi-
der diejenigen zu mercken, ſo wider mich geſchrie-
ben, oder in Schrifften meiner gedacht haben,
und ſich recht viel Muͤhe geben, damit ſie ja ni-
hii divini, und nichts Goͤttliches, und unge-
woͤhnliches in dieſem Falle mir einraͤumen moͤch-
ten. Daß ſie aber meynen, die vielen, und
meiſten moraliſchen Predigten haͤtten ſolchen Ap-
plauſum verurſachet, das iſt nicht wahr. Denn
einmahl ſind der moraliſchen Predigten nicht ſo
viel von mir gehalten worden, als ſie meynen;
und folget gar nicht, daß, weil diejenigen Pre-
digten, ſo ich in Druck gegeben, viele Dinge,
ſo das Leben angehen, in ſich halten, ſo muͤſten
auch die andern, ſo nicht in Druck heraus kom-
men, meiſtens ſo beſchaffen geweſen ſeyn. Und
ſolten ja dieſe in Druck heraus gegebenen Predig-
ten bisher viel Kaͤuffer gefunden haben, ſo iſt ja
noch eine große Frage, ob die moraliſchen Dinge,
ſo in denſelben enthalten, und nicht vielmehr viel
andere Materien, ſo darinnen vorkommen, zur
Recommendation und zum Verkauff derſelben
das meiſte beygetragen haben. Verſuche es
nur einer, und predige meiſtens lauter Moralia,
und ſehe, ob er lange damit ſeinen Zuhoͤrern an-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/566>, abgerufen am 22.11.2024.
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