ich auch, und habe noch beynahe ein gantz Buch, in welches ich zusammen getragen und colligiret, wodurch ich mich wider das Schre- cken des Todes damahls zu schützen suchte.
Nemlich um das Ende des Sommers be- kam ich gantz niederträchtige und kleinmüthige Gedancken. So viel Applausum ich auch schon hatte, wenn ich predigte, so wolte mich doch niemand vociren. Jch verdiente zwar schön Geld mit den Collegiis, aber, dachte ich, wie wirds aussehen, wenn du wirst älter und schwächer werden? denn die vielen Collegia hatten mich schon, ziemlich abgemattet. Jch war also schlüßig, mich ins Johannis-Spital zu kauffen, und wenn ich am Alter zu, und an Kräfften noch mehr abnehmen solte, die Col- legia gantz aufzugeben, und den Rest meines Lebens zur Zubereitung auf den Tod anzuwen- den. Jnzwischen sann ich auf Mittel, meine Gesundheit zu vermehren, und meinen Leib zu stärcken, dessen Kräffte mir sehr schwach zu seyn, und abgenommen zu haben schienen. Wo ich speisete, fieng einer, mit Namen Täuben- füßer, den ich ietzt noch zuweilen auf der Gassen gehen sehe, von Blutreinigungen an zu reden, und gab vor, es wäre keine bessere Blut- reinigung, als wenn man eine Zeit lang von purem Sassefras, wie von Thee träncke. Jch
resol-
als ob er ſterben wuͤrde:
ich auch, und habe noch beynahe ein gantz Buch, in welches ich zuſammen getragen und colligiret, wodurch ich mich wider das Schre- cken des Todes damahls zu ſchuͤtzen ſuchte.
Nemlich um das Ende des Sommers be- kam ich gantz niedertraͤchtige und kleinmuͤthige Gedancken. So viel Applauſum ich auch ſchon hatte, wenn ich predigte, ſo wolte mich doch niemand vociren. Jch verdiente zwar ſchoͤn Geld mit den Collegiis, aber, dachte ich, wie wirds ausſehen, wenn du wirſt aͤlter und ſchwaͤcher werden? denn die vielen Collegia hatten mich ſchon, ziemlich abgemattet. Jch war alſo ſchluͤßig, mich ins Johannis-Spital zu kauffen, und wenn ich am Alter zu, und an Kraͤfften noch mehr abnehmen ſolte, die Col- legia gantz aufzugeben, und den Reſt meines Lebens zur Zubereitung auf den Tod anzuwen- den. Jnzwiſchen ſann ich auf Mittel, meine Geſundheit zu vermehren, und meinen Leib zu ſtaͤrcken, deſſen Kraͤffte mir ſehr ſchwach zu ſeyn, und abgenommen zu haben ſchienen. Wo ich ſpeiſete, fieng einer, mit Namen Taͤuben- fuͤßer, den ich ietzt noch zuweilen auf der Gaſſen gehen ſehe, von Blutreinigungen an zu reden, und gab vor, es waͤre keine beſſere Blut- reinigung, als wenn man eine Zeit lang von purem Saſſefras, wie von Thée traͤncke. Jch
reſol-
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als ob er ſterben wuͤrde:
ich auch, und habe noch beynahe ein gantz
Buch, in welches ich zuſammen getragen und
colligiret, wodurch ich mich wider das Schre-
cken des Todes damahls zu ſchuͤtzen ſuchte.
Nemlich um das Ende des Sommers be-
kam ich gantz niedertraͤchtige und kleinmuͤthige
Gedancken. So viel Applauſum ich auch
ſchon hatte, wenn ich predigte, ſo wolte mich
doch niemand vociren. Jch verdiente zwar
ſchoͤn Geld mit den Collegiis, aber, dachte ich,
wie wirds ausſehen, wenn du wirſt aͤlter und
ſchwaͤcher werden? denn die vielen Collegia
hatten mich ſchon, ziemlich abgemattet. Jch
war alſo ſchluͤßig, mich ins Johannis-Spital zu
kauffen, und wenn ich am Alter zu, und an
Kraͤfften noch mehr abnehmen ſolte, die Col-
legia gantz aufzugeben, und den Reſt meines
Lebens zur Zubereitung auf den Tod anzuwen-
den. Jnzwiſchen ſann ich auf Mittel, meine
Geſundheit zu vermehren, und meinen Leib zu
ſtaͤrcken, deſſen Kraͤffte mir ſehr ſchwach zu ſeyn,
und abgenommen zu haben ſchienen. Wo
ich ſpeiſete, fieng einer, mit Namen Taͤuben-
fuͤßer, den ich ietzt noch zuweilen auf der
Gaſſen gehen ſehe, von Blutreinigungen an zu
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/507>, abgerufen am 22.11.2024.
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