Falles eines nahen Anverwandtens gemachet hat. Die eine Nacht hörte ich die Weheklage, und die andere das Leichen-Bret fallen, und ich weiß nicht mehr, wie lange hernach, so fielen mir im Traume die Zähne aus. Jch scheue mich fast diese Kindische Dinge, und alte Weiber-Fratzen anzuführen, die ich von meiner ersten Jugend an verlachet, und gleichwol, wenn mir vor diesem dergleichen geträumet, so ist allemahl entweder mein Vater, oder Mutter, oder eine Schwester und Bruder, oder sonst iemand von meinen na- hen Anverwandten, und guten Gönnern gestor- ben; so daß ich also nicht weiß, was ich den- cken soll. Dießmahl dacht ich, doch ohne Glau- ben und Beyfall, so daß ich nur dieser Träume bey mir selbst spottete: Wer könte dir doch wohl von deinen Freunden, und Gönnern sterben? Vielleicht der Bürgermeister, oder D. Kalt- schmidt, der sich deiner bisher so ernstlich ange- nommen? Und wenn du niemahls im Leben befunden, daß die Bedeutung dieser Träume puren Aberglauben zum Grunde habe, so wirst du es diesesmahl erfahren. Jch besann mich aber nicht auf meine Schwester; die doch vor etlichen Wochen ihren Tod gantz gewiß vorher wissen wolte. Etwan eine Woche nach diesen Träumen kam sie darnieder. Es hielt sehr harte mit ihrer Geburt, so daß sie 3. Tage in
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Wird durch den Tod
Falles eines nahen Anverwandtens gemachet hat. Die eine Nacht hoͤrte ich die Weheklage, und die andere das Leichen-Bret fallen, und ich weiß nicht mehr, wie lange hernach, ſo fielen mir im Traume die Zaͤhne aus. Jch ſcheue mich faſt dieſe Kindiſche Dinge, und alte Weiber-Fratzen anzufuͤhren, die ich von meiner erſten Jugend an verlachet, und gleichwol, wenn mir vor dieſem dergleichen getraͤumet, ſo iſt allemahl entweder mein Vater, oder Mutter, oder eine Schweſter und Bruder, oder ſonſt iemand von meinen na- hen Anverwandten, und guten Goͤnnern geſtor- ben; ſo daß ich alſo nicht weiß, was ich den- cken ſoll. Dießmahl dacht ich, doch ohne Glau- ben und Beyfall, ſo daß ich nur dieſer Traͤume bey mir ſelbſt ſpottete: Wer koͤnte dir doch wohl von deinen Freunden, und Goͤnnern ſterben? Vielleicht der Buͤrgermeiſter, oder D. Kalt- ſchmidt, der ſich deiner bisher ſo ernſtlich ange- nommen? Und wenn du niemahls im Leben befunden, daß die Bedeutung dieſer Traͤume puren Aberglauben zum Grunde habe, ſo wirſt du es dieſesmahl erfahren. Jch beſann mich aber nicht auf meine Schweſter; die doch vor etlichen Wochen ihren Tod gantz gewiß vorher wiſſen wolte. Etwan eine Woche nach dieſen Traͤumen kam ſie darnieder. Es hielt ſehr harte mit ihrer Geburt, ſo daß ſie 3. Tage in
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Wird durch den Tod
Falles eines nahen Anverwandtens gemachet hat.
Die eine Nacht hoͤrte ich die Weheklage, und
die andere das Leichen-Bret fallen, und ich weiß
nicht mehr, wie lange hernach, ſo fielen mir im
Traume die Zaͤhne aus. Jch ſcheue mich faſt
dieſe Kindiſche Dinge, und alte Weiber-Fratzen
anzufuͤhren, die ich von meiner erſten Jugend an
verlachet, und gleichwol, wenn mir vor dieſem
dergleichen getraͤumet, ſo iſt allemahl entweder
mein Vater, oder Mutter, oder eine Schweſter
und Bruder, oder ſonſt iemand von meinen na-
hen Anverwandten, und guten Goͤnnern geſtor-
ben; ſo daß ich alſo nicht weiß, was ich den-
cken ſoll. Dießmahl dacht ich, doch ohne Glau-
ben und Beyfall, ſo daß ich nur dieſer Traͤume
bey mir ſelbſt ſpottete: Wer koͤnte dir doch wohl
von deinen Freunden, und Goͤnnern ſterben?
Vielleicht der Buͤrgermeiſter, oder D. Kalt-
ſchmidt, der ſich deiner bisher ſo ernſtlich ange-
nommen? Und wenn du niemahls im Leben
befunden, daß die Bedeutung dieſer Traͤume
puren Aberglauben zum Grunde habe, ſo wirſt
du es dieſesmahl erfahren. Jch beſann mich
aber nicht auf meine Schweſter; die doch vor
etlichen Wochen ihren Tod gantz gewiß vorher
wiſſen wolte. Etwan eine Woche nach dieſen
Traͤumen kam ſie darnieder. Es hielt ſehr
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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