Jch satzte hinzu; Der Herr Inspector Neu- mann habe mich wollen zum Ketzer machen, und nun schickte er doch seinen Sohn selbst nach Jena zu Buddeo, der alle Hypotheses der Hal- lenser hege. D. Kaltschmidt war offt zu Gaste bey dem Praeside des Raths-Collegii, dem Herrn Haunold, und allemahl angenehm, wenn er was neues mitbrachte. Er hatte also meinen Brief kaum erhalten, so nahm er ihn mit zum Herrn Praesidi. Dieser behielt den Brief bey sich, und zeigte solchen bey Gelegen- heit dem Herrn Inspectori, sich mit ihm zu vexiren, und ihn damit aufzuziehen, weil er wunder gemeynet, wie er die beste Universität vor seinen Sohn choisiren wolte, und nun doch übel genug gewehlet hätte. Den Herrn In- spector mochte dieses nicht wenig gekräncket ha- ben, als der auf solche Weise durch diesen Brief gar sehr prostituiret wurde, daß er nicht einmahl die Lehrer auf Universitäten kenne, und ihn die Wittenberger erst eines bessern belehren müssen. Doch suchte er sich damit zu schü- tzen, daß er sagte: Es wäre alles erdichtet, was ich schriebe: ich hätte es nur gethan ihn zu kräncken, und zwischen ihm, und D. Neu- mannen Mißhelligkeit und Feindschafft zu stiff- ten, auch D. Neumannen und Buddeum selbst an einander zu hetzen. Wie diese Sache eine
wunder-
Sohn nach Halle gethan:
Jch ſatzte hinzu; Der Herr Inſpector Neu- mann habe mich wollen zum Ketzer machen, und nun ſchickte er doch ſeinen Sohn ſelbſt nach Jena zu Buddeo, der alle Hypotheſes der Hal- lenſer hege. D. Kaltſchmidt war offt zu Gaſte bey dem Præſide des Raths-Collegii, dem Herrn Haunold, und allemahl angenehm, wenn er was neues mitbrachte. Er hatte alſo meinen Brief kaum erhalten, ſo nahm er ihn mit zum Herrn Præſidi. Dieſer behielt den Brief bey ſich, und zeigte ſolchen bey Gelegen- heit dem Herrn Inſpectori, ſich mit ihm zu vexiren, und ihn damit aufzuziehen, weil er wunder gemeynet, wie er die beſte Univerſitaͤt vor ſeinen Sohn choiſiren wolte, und nun doch uͤbel genug gewehlet haͤtte. Den Herrn In- ſpector mochte dieſes nicht wenig gekraͤncket ha- ben, als der auf ſolche Weiſe durch dieſen Brief gar ſehr proſtituiret wurde, daß er nicht einmahl die Lehrer auf Univerſitaͤten kenne, und ihn die Wittenberger erſt eines beſſern belehren muͤſſen. Doch ſuchte er ſich damit zu ſchuͤ- tzen, daß er ſagte: Es waͤre alles erdichtet, was ich ſchriebe: ich haͤtte es nur gethan ihn zu kraͤncken, und zwiſchen ihm, und D. Neu- mannen Mißhelligkeit und Feindſchafft zu ſtiff- ten, auch D. Neumannen und Buddeum ſelbſt an einander zu hetzen. Wie dieſe Sache eine
wunder-
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Sohn nach Halle gethan:
Jch ſatzte hinzu; Der Herr Inſpector Neu-
mann habe mich wollen zum Ketzer machen,
und nun ſchickte er doch ſeinen Sohn ſelbſt nach
Jena zu Buddeo, der alle Hypotheſes der Hal-
lenſer hege. D. Kaltſchmidt war offt zu Gaſte
bey dem Præſide des Raths-Collegii, dem
Herrn Haunold, und allemahl angenehm,
wenn er was neues mitbrachte. Er hatte alſo
meinen Brief kaum erhalten, ſo nahm er ihn
mit zum Herrn Præſidi. Dieſer behielt den
Brief bey ſich, und zeigte ſolchen bey Gelegen-
heit dem Herrn Inſpectori, ſich mit ihm zu
vexiren, und ihn damit aufzuziehen, weil er
wunder gemeynet, wie er die beſte Univerſitaͤt
vor ſeinen Sohn choiſiren wolte, und nun doch
uͤbel genug gewehlet haͤtte. Den Herrn In-
ſpector mochte dieſes nicht wenig gekraͤncket ha-
ben, als der auf ſolche Weiſe durch dieſen
Brief gar ſehr proſtituiret wurde, daß er nicht
einmahl die Lehrer auf Univerſitaͤten kenne, und
ihn die Wittenberger erſt eines beſſern belehren
muͤſſen. Doch ſuchte er ſich damit zu ſchuͤ-
tzen, daß er ſagte: Es waͤre alles erdichtet,
was ich ſchriebe: ich haͤtte es nur gethan ihn
zu kraͤncken, und zwiſchen ihm, und D. Neu-
mannen Mißhelligkeit und Feindſchafft zu ſtiff-
ten, auch D. Neumannen und Buddeum ſelbſt
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/444>, abgerufen am 25.11.2024.
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