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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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viel Ehre, und Liebe,
hätte er mich schier beredet, nach Halle zu gehen;
denn er redete lauter gutes von D. Spenern, und
Herr Francken, hatte auch, wie mir der Herr
von Haupt darnach erzehlet, vielen Leuten Spe-
ners und Franckens Bücher recommendiret.
Aber nun bey meiner Zurückkunfft von der Aca-
demie
befand ich ihn gantz anders. Diesen
Köppel nun, wie gedacht, kannte ich nicht.
Weil er nun so vertraut mit mir auf dem Heim-
Wege aus der Kirchen that, und die Leute, so
ihn besser, als ich kannten, solches sahen; so
wurden sie noch mehr großen Theils in dem Wahn
gestärcket, daß ich der Hällischen Parthey zuge-
than wäre, in welchen Wahn meine eiferigen
und erbaulichen Predigten, und der Einspruch
bey denen, so es mit Herr Francken hielten, sie
gesetzet hatten. Denn ich wuste nicht, wer die
Leute waren, weil ich in 6. Jahren mein Vater-
land nicht gesehen hatte. Wer mich also zu
Gaste bath, zu dem gieng ich; indem ein gut
Geschencke gemeiniglich gleichsam das letzte Ge-
richte war, das man mir vorsetzte. Es moch-
ten gemeine oder vornehme Leute seyn, wie mich
denn auch einige von Adel zu sich invitirten, so
trug ich kein Bedencken mich bey ihnen einzustel-
len. Und da erfuhr ich hernach denn freylich
zu meinem grösten Schaden, daß es verdächtige,
oder, wie Herr D. Löscher redet, anbrüchige Leute

gewesen,

viel Ehre, und Liebe,
haͤtte er mich ſchier beredet, nach Halle zu gehen;
denn er redete lauter gutes von D. Spenern, und
Herr Francken, hatte auch, wie mir der Herr
von Haupt darnach erzehlet, vielen Leuten Spe-
ners und Franckens Buͤcher recommendiret.
Aber nun bey meiner Zuruͤckkunfft von der Aca-
demie
befand ich ihn gantz anders. Dieſen
Koͤppel nun, wie gedacht, kannte ich nicht.
Weil er nun ſo vertraut mit mir auf dem Heim-
Wege aus der Kirchen that, und die Leute, ſo
ihn beſſer, als ich kannten, ſolches ſahen; ſo
wurden ſie noch mehr großen Theils in dem Wahn
geſtaͤrcket, daß ich der Haͤlliſchen Parthey zuge-
than waͤre, in welchen Wahn meine eiferigen
und erbaulichen Predigten, und der Einſpruch
bey denen, ſo es mit Herr Francken hielten, ſie
geſetzet hatten. Denn ich wuſte nicht, wer die
Leute waren, weil ich in 6. Jahren mein Vater-
land nicht geſehen hatte. Wer mich alſo zu
Gaſte bath, zu dem gieng ich; indem ein gut
Geſchencke gemeiniglich gleichſam das letzte Ge-
richte war, das man mir vorſetzte. Es moch-
ten gemeine oder vornehme Leute ſeyn, wie mich
denn auch einige von Adel zu ſich invitirten, ſo
trug ich kein Bedencken mich bey ihnen einzuſtel-
len. Und da erfuhr ich hernach denn freylich
zu meinem groͤſten Schaden, daß es verdaͤchtige,
oder, wie Herr D. Loͤſcher redet, anbruͤchige Leute

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[380/0426] viel Ehre, und Liebe, haͤtte er mich ſchier beredet, nach Halle zu gehen; denn er redete lauter gutes von D. Spenern, und Herr Francken, hatte auch, wie mir der Herr von Haupt darnach erzehlet, vielen Leuten Spe- ners und Franckens Buͤcher recommendiret. Aber nun bey meiner Zuruͤckkunfft von der Aca- demie befand ich ihn gantz anders. Dieſen Koͤppel nun, wie gedacht, kannte ich nicht. Weil er nun ſo vertraut mit mir auf dem Heim- Wege aus der Kirchen that, und die Leute, ſo ihn beſſer, als ich kannten, ſolches ſahen; ſo wurden ſie noch mehr großen Theils in dem Wahn geſtaͤrcket, daß ich der Haͤlliſchen Parthey zuge- than waͤre, in welchen Wahn meine eiferigen und erbaulichen Predigten, und der Einſpruch bey denen, ſo es mit Herr Francken hielten, ſie geſetzet hatten. Denn ich wuſte nicht, wer die Leute waren, weil ich in 6. Jahren mein Vater- land nicht geſehen hatte. Wer mich alſo zu Gaſte bath, zu dem gieng ich; indem ein gut Geſchencke gemeiniglich gleichſam das letzte Ge- richte war, das man mir vorſetzte. Es moch- ten gemeine oder vornehme Leute ſeyn, wie mich denn auch einige von Adel zu ſich invitirten, ſo trug ich kein Bedencken mich bey ihnen einzuſtel- len. Und da erfuhr ich hernach denn freylich zu meinem groͤſten Schaden, daß es verdaͤchtige, oder, wie Herr D. Loͤſcher redet, anbruͤchige Leute geweſen,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/426>, abgerufen am 22.11.2024.